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Shattered Horizon

Völlig losgelöst

„Ja klar, Du kannst das gerne selber spielen.“

Mutig sind sie ja, die Finnen von Futuremark. Andere Entwickler trauen sich mitunter kaum, eine fortgeschrittene Beta zum Anspielen herauszurücken, sind immer in der Sorge, dass der falsche Eindruck entstehen könnte. Sie hatten dagegen keine Probleme, spontan zu einer Vierer-Runde des Pre-Alpha von Shattered Horizon einzuladen. Und siehe da, das Glück ist dem Mutigen hold und verschont ihn vor bösen Systemabstürzen.

Zugegeben, das kurze Anspielen sagt am Ende wenig über die Stabilität des ganzen Produkts aus, lies aber etwas erleben, was keine reine Vorführung geschafft hätte. Der Online-Shooter im erdnahen Orbit, fern jeder überflüssigen Schwerkraft, sieht nicht nur schon jetzt ziemlich nett aus, es lässt sich auch sehr gut durch den freien Raum manövrieren.

In der mittleren Zukunft beschäftigt sich die Menschheit mit der Erschließung der Rohstoffe des Mondes und ein Konzern tut sich dabei durch besonders ruppige Methoden und große Erfolge hervor. Bis es zur Katastrophe kommt und ein Unfall einen großen Teil des Mondes praktisch explodieren lässt. Die Trümmer des Erdtrabanten verfehlen ausnahmsweise mal die Hauptstädte der Welt, bleiben aber im erdnahen Orbit hängen und bilden dort einen Meteoritenring um unseren Planeten.

Shattered Horizon Trailer

Für die im Orbit Überlebenden, ehemalige Bewohner der ISS, Minenarbeiter und andere Zeitgenossen, wird es problematisch, denn von der Erde ist keine Hilfe zu erwarten. Shuttles kommen nicht durch das Meer aus Mondtrümmern und die Ressourcen sind denkbar knapp. Nur an Waffen und Munition scheint es keinen Mangel zu geben und so läuft es also spieltechnisch auf ein paar Fraktionen hinaus, die sich auf tiefster Überzeugung beharken werden. Das Szenario soll natürlich noch sehr viel mehr Verfeinerung erfahren und später genug Tiefe und Potential für andere Spiele und Genres hergeben können.

Das ist aber noch fernere Zukunftsmusik als der initiale Titel, der sich ganz auf alte Multiplayer-Traditionen verlässt. Einen Einzelspielermodus wird sich fürs Erste nicht einfinden, dafür heißt die Essenz Domination und Deathmatches. Im angespielten Modus ging es darum, einen Flecken lange genug zu besetzen, damit er Eure Teamfarbe annimmt. Noch einfacher gestaltet sich das Deathmatch: ballert einfach alles in den Raum, was nicht Eure Farbe hat. Es klingt banal und wurde auf der Erde – und zig anderen Planeten – tausendfach erprobt. Aber es hat immer für gute Abende gesorgt und bis zum Release will man sich ja auch noch Gedanken über weitere und möglicherweise innovativere Modi machen.

Der Trick und die große Besonderheit bei allen Spielvarianten bestehen in der Schwerelosigkeit, die Futuremark gut in den Griff bekam. Rein optisch besteht nicht die Gefahr von Bewegungsschwindel wie zu Descent-Zeiten. Euer Auge findet bei allen Manövern stets klare Fixpunkte, große Aufbauten auf Asteroiden fungieren als automatisch gedachtes Unten und innerhalb von Minuten bewegt Ihr Euch problemlos und zielstrebig um alle Achsen und durch den gesamten zur Verfügung stehenden Raum.

Nein, das stammt nicht aus diesem Bruckheimer-Streifen mit den Tier-Keksen.

Asteroiden lassen sich als Deckung nutzen, während sie am eigentlichen Ziel vorbei treiben. Wie in einem James Bond-Film der Siebziger lösen sich dann die verborgenen Kämpfer und driften schnell in ihren retro-futuristischen Anzügen durch den Raum auf die Basis zu - und ein hitziges Gefecht mit vielen Wechseln um alle Achsen entfaltete sich binnen Sekunden. Als ungemein praktisch stellte sich die simple Idee, einfach per Tastendruck die aktuelle Bewegungsebene zu fixieren und so jede Oberfläche als „unten“ zu deklarieren, heraus. Ohne Schwerkraft gibt es schließlich keinen Grund, warum eine Decke nicht ein Boden sein sollte.

Das Ergebnis solcher Umorientierungen kennen die Spieler der Alien vs. Predator–Reihe. Als bewegliches und Decken kletterndes Alien den Marines von allen Richtungen einzuheizen, konnte damals unbedarfte Spieler zur Weißglut treiben und auch bei Shattered Horizon müsst Ihr Euch sehr schnell von der Vorstellung lösen, dass der Gegner nur aus der eigenen Bewegungsachse heraus anrücken kann.