Shaun White Snowboarding
Alt gegen neu
Als ich vor gut einem halben Jahr zum ersten Mal auf dem Balance Board von Wii Fit stand, war mein erster Gedanke: "Na, das ist doch wie geschaffen für ein Snowboard-Spiel." Heute, eben sechs Monate später, stehe ich wieder auf dem Balance Board, halte dieses Snowboard-Spiel in den Händen, es hört auf den Namen Shaun White Snowboarding: Road Trip - und es zeigt, dass das Balance Board tatsächlich wie geschaffen für ein Snowboard-Spiel ist. Wie geschaffen, mit ganz leichten Abstrichen.
Was das kleine, weiße Brett bestens kann, dürfte offensichtlich sein. Es erlaubt Euch, allein mit Euren Füßen und Beinen sowie der entsprechenden Gewichtsverlagerung und Balance durch den virtuellen Schnee zu brettern. Lehnt Ihr Euch in Richtung des Abhangs, fahrt Ihr schneller, bewegt Ihr Euren Körper zum Berg hin, vermindert sich die Geschwindigkeit.
Durch Verlagerung des Gewichts nach vorne oder hinten beeinflusst Ihr die Richtung, während Euch ein plötzliches Strecken der Knie in die Luft katapultiert. Im Sprung dreht Ihr Euch, indem Ihr die Fersen oder Zehenspitzen hebt, durch das Drücken von A, B oder A plus B vollführt Ihr zusätzliche Tricks. So einfach ist das.
Vor dem Aufsteigen muss das Balance Board lediglich kalibriert werden, dabei dürft Ihr zudem wählen, wie sensibel das Gerät auf Eure Bewegungen reagieren soll. Welche Einstellung Ihr auch wählt, die Steuerung funktioniert durchweg außerordentlich gut und nach kurzer Eingewöhnungszeit mit erstaunlicher Präzision. Das einzige, was der Snowboard-Ersatz natürlich nicht simulieren kann, sind die physikalischen Kräfte, die bei einer echten Abfahrt auf Euch wirken - insbesondere Fliehkraft und Reibung. Was das bedeutet? Nun, einfach formuliert: Ihr verliert anfangs bei allzu ausladenden Bewegungen schnell mal das Gleichgewicht und legt Euch im schlimmsten Fall auf die Schnauze.
Es ist wie in der Realität eben eine Portion Feingefühl gefragt, obwohl sich Road Trip ansonsten eher arcadig anfühlt und mehr Parallelen zu SSX als zu etwa Amped aufweist. Ihr reist im Zuge der Geschichte mit mehreren Freunden um die Welt, absolviert allerlei Herausforderungen und beweist Eure Fähigkeiten in diversen Disziplinen. Mal ist ein Wettrennen gegen andere Snowboarder oder die Zeit angesagt, mal müsst Ihr eine bestimmte Anzahl Trickpunkte erreichen, mal über die Piste verteilte Symbole aufsammeln.
Nichts Außergewöhnliches, aber der Umfang ist ordentlich, der Schwierigkeitsgrad ausgewogen und die Ministory ganz nett präsentiert. Die Strecken sind weitgehend linear, sehen dafür jedoch recht nett aus und an dem Geschwindigkeitsgefühl gibt es nichts auszusetzen.
Road Trip macht im Grunde nichts falsch, allerdings liegt das auch daran, dass es keine Experimente wagt, nichts Neues versucht. Das fällt besonders auf, wenn Ihr kein Balance Board besitzt und auf die Steuerung per Wiimote angewiesen seid. Die setzt zwar ebenfalls auf Drehen und Kippen, funktioniert ähnlich gut, aber das Spiel verliert viel von seinem Reiz, wenn das Ich-steh-ja-fast-auf-einem-Snowboard-Gefühl abhanden kommt. Dann ist es nur noch ein simpler Snowboard-Titel, von denen es in der Vergangenheit vielleicht schlichtweg ein paar zuviele gab. Darüber täuscht nicht einmal der gelungene Multiplayerpart inklusive Co-Op hinweg.
Im Ergebnis kann ich meine Eindrücke daher eigentlich nur so zusammenfassen: Wenn Ihr seinerzeit Wii Fit gekauft habt und seitdem das Balance Board bei Euch rumsteht, kauft Euch Road Trip! Es macht Spaß, es fühlt sich toll an und es ist vielleicht das Beste, was für den zusätzlichen Controller jemals erscheinen wird. Müsstet Ihr hingegen allein auf die Wiimote zurückgreifen, fällt die Entscheidung schwerer, weil es unter den Umständen nur ein Snowboard-Spiel von vielen ist. Immerhin ist die Wii-Version selbst dann ein ganzes Stück besser als ihr 360/PS3-Pendant. Mehr dazu auf der folgenden Seite.
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