Singularity
Seine Zeit wert
Wenn uns Film und Fernsehen eines gelehrt haben, dann das man nicht mit der Zeit herumspielen sollte. Sofern ihr also irgendwann einmal in die Vergangenheit reist, fasst ihr lieber nichts an. Genau das hätte auch der amerikanische Soldat Captain Renko besser berfolgt, mit dem ihr in Raven Softwares Singularity allerlei Verrücktes erlebt. Und dabei beginnt das Spiel eigentlich noch relativ normal.
Im Jahr 2010 fängt ein US-Aufklärungssatellit plötzlich radioaktive Strahlung von der Insel Katorga-12 auf, die sich kurz vor der russischen Küste befindet. Aus Angst vor einem zweiten Tschernobyl schickt man ein Aufklärungsteam zur Insel. Während die beiden Helikopter - mit Renko an Bord - vor der Insel entlangschweben, trifft sie plötzlich eine Art Energieblitz, der von der Insel ausgeht und die Fluggefährte vom Himmel holt.
Renko kriecht später aus dem brennenden Wrack, das an der Küste der Insel gelandet ist, und macht sich auf die Suche nach seinem Teamkollegen, der ein gutes Stück weiter Weg vom Himmel fiel. Währenddessen bewegt man sich durch erste Ruinen der alten russischen Gebäude, die hier einst als Empfangshallen dienten, erfährt mehr über das Eiland und was hier eigentlich vor sich ging. Genau hier wurde nämlich das Element E99 entdeckt. Es findet sich ausschließlich auf Katorga-12 und ist eine unvorstellbare Energiequelle, aber auch recht flüchtig. Irgendwann kommt es zum Desaster und alles geht den Bach runter.
Was exakt passierte, spürt man schon kurz darauf am eigenen Leib. Eine Energiewelle rast über die Insel und reißt Renko ins Jahr 1955 - gleicher Ort, andere Situation. Das eben noch verfallene, verwüstete Areal brennt lichterloh, Leute rennen panisch durch die Gegend und man bahnt sich seinen Weg durch die Flammen. So weit, bis man irgendwann jemanden davor rettet, dass er in den Flammentod stürzt. Renko trägt die unbekannte Person in Sicherheit und legt sie vor einer Stalin-Statue ab. Im nächsten Augenblick landet er wieder in der Gegenwart. Aber nicht die, die er kannte. Durch sein Eingreifen in der Vergangenheit hat Renko die Zukunft verändert. Mit der Rettung dieses eines Wissenschaftlers, Dr. Nikolai Demichev, ist nichts mehr so wie es einmal war.
Dank der von ihm entwickelten E99-Waffen ermöglicht er es der Sowjetunion, innerhalb von sechs Monaten die gesamte Welt zu erobern. Doch damit nicht genug, Demichev tötet anschließend das sowjetische Staatsoberhaupt und übernimmt selbst die Kontrolle. Und nun macht er Jagd auf euch, denn nur ihr könnt das Ganze noch stoppen, den angerichteten Schaden wieder reparieren.
Zugegeben, über Geschichten mit Zeitreisen sollte man sich lieber nicht so sehr den Kopf zerbrechen, denn irgendwo wird man immer ein paar Logiklücken finden. Oder um es mit einem Zitat aus Star Trek - Der erste Kontakt zu sagen: "Wir haben keine Zeit, um über die Zeit zu sprechen. So viel Zeit haben wir nicht." Singularity spielt jedenfalls im wahrsten Sinne des Wortes mit der Zeit und hat sich offenbar ein Spiel ganz besonders zum Vorbild genommen: BioShock. Das merkt man schon an der Art und Weise, wie die Story präsentiert wird.
Ihr findet immer wieder Tonbandaufzeichnungen, Notizen oder Filme, die euch mehr über die Hintergründe des Spiels verraten. Sie verleihen dem Titel mehr Tiefe, indem sie beispielsweise auch das Schicksal einzelner Personen, ob Bewohner oder Arbeiter, näher beleuchten und euch ein Gefühl dafür geben, was hier in der Vergangenheit abgelaufen ist. Die wenigen Projektor- oder Archivfilme setzen auf eine comicartige, überzeichnete Darstellung des Weltgeschehens, nur sind es hier eben die bösen Amis mit dem Schreckgespenst Atombombe und die guten Kommunisten mit ihren E99-Wunderwaffen, die die Welt vor den Tyrannen retten werden.
E99 ist also ein zentraler Bestandteil von Singularity, zumal ihr im Spielverlauf auch haufenweise herumliegende E99-Techologie aufsammelt, die ihr zum Beispiel in den Erwerb von Upgrades oder Munition investiert. Zugleich treibt E99 das Zeitmanipulationsgerät an, ein kleines technisches Wunderwerk, das von Dr. Viktor Barisov erfunden wurde. Bei einem weiteren Ausflug in die Vergangenheit rettet Renko auch sein Leben, woraufhin er euch in der Gegenwart dann als Verbündeter zur Seite steht, ebenso wie die mysteriöse Organisation MIR-12, über die man kaum etwas erfährt.