skate
Bretter, die die Welt bedeuten
Wie viele Skateboard-Spiele ohne Tony Hawk im Titel fallen Euch ein? Keins? Gut. Mir auch nicht. Zumindest nicht ohne die Gebrüder Google und Wiki.
Es ist schon erstaunlich, wie es Activision geschafft hat, mit konstanter Qualität und einem sympathischen Namensgeber ein ganzes Marktsegment für sich zu beanspruchen. “Ich hätte gern ein Skateboard-Spiel.” “Kein Problem, Sie haben die Wahl zwischen Tony Hawk, Tony Hawk und, äh, Tony Hawk. Für welches System darf's denn sein?”
Doch Electronic Arts will diese Monotonie nun aufbrechen – und mit skate für Abwechslung in den Regalen der Händler sorgen. Davor muss man fast schon den Hut ziehen, denn mit einer neuen Marke ein Segment zu betreten, das fast schon in 'Tony Hawk-Spiele' hätte umbenannt werden müssen, zeugt von Mut.
Und noch mutiger ist die Umsetzung aufgefallen. Vor allem die Steuerung, die rein überhaupt gar nichts mit allem zu tun hat, was man jemals in anderen Skateboard-Spielen gelernt hat. skate setzt die beiden Analog-Sticks in den Mittelpunkt. Die übrigen Tasten werden lediglich benötigt, um zu beschleunigen oder auch das Board mit den Händen festzuhalten.
Mit dem linken Stick wird die Richtung bestimmt, quasi gelenkt oder auch das Board in der Luft gedreht. Mit dem rechten Stick werden die Tricks ausgeführt. Bewegungen von unten nach oben ('Ollie') oder von oben nach unten ('Nollie') stellen dabei die einfachsten Moves dar.
Dazu gesellen sich kreisförmige Bewegungen, abgehackte oder langsame Kommandos. So wird gespielt. Und mich persönlich hat das zunächst sprachlos gemacht. Dieser Ansatz ist so pragmatisch, so simpel, dass es fast schon an ein Wunder grenzt, warum das nicht schon jemand früher versucht hat.
Es dauert nur wenige Minuten und schon gehen die Grundfunktionen der Steuerung derart in Fleisch und Blut über, dass man sich – wenn man einfach so durch San Vanelona flaniert – gar nicht mehr darum kümmert. Ein wenig so wie Fahrrad- oder Autofahren. Alles passiert irgendwie intuitiv. Slalom durch parkende Autos, mit einem Kickflip auf den Bordstein, ein paar Meter grinden und mit einem Ollie die Treppe runter. Man steht quasi mit beiden Daumen auf dem Board und kann seinen Blick für die Umgebung schärfen. Das ist wichtig, denn nur unter ihrem Einsatz lassen sich immer sehenswertere Aktionen ausführen. Es gibt keine Tastenkombination für die eine Super-Kombo.
Ist skate also zu leicht? Keineswegs. Eigentlich gibt es sogar nach ein paar Stunden einen Punkt, an dem man frustriert ins Joypad beißt. Dabei ist der Einstieg in Bezug auf die Lernkurve brillant. Die ersten Challenges gehören zu einem Tutorial, in dem die einzelnen Techniken erklärt und zum Teil von Freunden, aber auch Pro-Skatern vorgeführt werden. Diese Art der Heranführung sorgt bei mir normalerweise für müdes Gähnen. In diesem Fall ist sie jedoch perfekt inszeniert und macht einfach Spaß.
Man kann jedoch bemängeln, dass man zu früh alleine gelassen wird und neue Moves nicht mehr so ausführlich erklärt werden, wie zu Beginn des Spiels. Nach ein paar Stunden war für mich zumindest der Punkt erreicht, an dem Schwierigkeitsgrad und Lernkurve sich zu stark auseinander bewegt hatten. Ein wenig zu oft mussten dann Challenges wiederholt werden, um sie zu meistern. Einige habe ich sogar abgebrochen. Zudem hätte mehr Transparenz bei der Vergabe von Punkten für ein besseres Verständnis der eigenen Fehler gesorgt. Aber es hilft nichts: Da muss man sich einfach durchbeißen. Es geht auch wieder aufwärts. Und dann fühlt man sich gleich doppelt gut.