SOCOM: Confrontation
Jahre zu sp
Drei aktive Jahre Counter-Strike haben mich einiges gekostet. Ein komplettes Jahr Universit?t etwa. Noch schlimmer: Eine damalige Beziehung. Echter E-sport ist eben zeitaufw?ndig, ein Hobby, das Eure sozialen Kontakte und Euren Job belastet. Deshalb f?hlte ich mich um Jahre zur?ckversetzt, als ich die ersten Schritte mit SOCOM: Confrontation wagte. Sonys Online-Shooter ist komplett auf Clan-Auseinandersetzungen ausgelegt. Knallhart und Kompromisslos. Auf den Servern tummeln sich, vier Monate nach dem US-Start, nur Spieler mit wilden Clan-Abk?rzungen. MGF, TME, AGE und nat?rlich LMAA. Statt entspannten Hobby-Spielern trifft man gest?hlte Profis, die sich durch die harte Anfangszeit gek?mpft haben.
Wir Europ?er mussten zwar lange auf SOCOM: Confrontation warten, bekommen daf?r aber keinen Bug-verseuchten Beta-Test als Vollversion geliefert, der die Fangemeinde im letzten Winter wochenlang auf die Barrikaden scheuchte. Im Gegenteil: Nach mehreren Updates l?uft die europ?ische Version recht gelungen. W?hrend dem Test machte das moderne R?uber-und-Gendarm-Spiel (bzw. SOCOM gegen S?ldner/Terroristen) nur wenig Zicken, ?berzeugte mit einer schnellen Verbindung und einigerma?en ertr?glichen Ladezeiten.
Leider hat die Wartezeit aber auch einen entscheidenden Nachtteil: Wer sich zum ersten Mal in eine Partie SOCOM wagt, ohne den Vorg?nger zu kennen oder etwas wie Counter-Strike gespielt zu haben, wird fachgerecht auseinandergenommen. Die weitl?ufigen Karten verlangen den Spielern einige Ortskenntnis ab. Wer sich nicht auskennt, verbringt Stunden im Spectator-Modus, weil er gerade von hinten erledigt wurde und die meisten Spiel-Modi ohne Respawn auskommen. Anf?nger m?ssen sich also auf eine harte, lehrreiche Anfangszeit gefasst machen, falls sie sich ?berhaupt f?r diesen Schritt in die Vergangenheit begeistern k?nnen.
Moderne Gameplay-Neuerungen, wie Erfahrungspunkte, Deckung, ungew?hnliche Spielmodi, Karten-Editoren oder Fahrzeuge? Fehlanzeige. SOCOM: Confrontation liefert so ziemlich die gleichen Bestandteile wie Counter Strike ab, nur eben 9 Jahre sp?ter und mit einer nicht immer zeitgem??en, technischen Umsetzung.
W?hrend die thematisch ausgefallenen Level durch viele Details und malerische Beleuchtung punkten, f?hlt man sich beim Betrachten der Spieler-Modelle in die letzte Hardware-Generation zur?ck versetzt. Am ehesten erinnert die Darstellung an die Unreal Engine 3, bevor die Texturen geladen wurden. Kein sch?ner Anblick. Doof nur, dass der Titel nahezu komplett in der Third Person gespielt wird und Ihr auch noch die h?lzernen Animationen ertragen m?sst. F?r ein gutes Multiplayer-Spiel - auf eine Singleplayer-Kampage wurde komplett verzichtet - sind solche grafischen Feinheiten zwar nicht unbedingt notwendig – siehe Counter Strike 1.6. Doch mit einer Konkurrenz wie Call of Duty 4 und Killzone 2 wirkt SOCOM auf den ersten Blick wie der kleine, h?ssliche Bruder, mit dem niemand spielen will.
Zum Gl?ck relativiert sich dieser Eindruck nach einer Weile, da die Elemente, die den Vorg?nger so erfolgreich machten, noch immer gut funktionieren. Dank der weitl?ufigen Karten, einer umfangreichen Waffenarsenal und der gelungenen Sprach-Kommunikation wird aus dem h?sslichen Entlein kein Gameplay-Schwan, aber zumindest kann er fliegen.
Ein kleines Highlight, trotz der h?chstens mittelpr?chtigen Darstellung, ist die Anpassbarkeit der Spielerfigur. Neben Eurer Ausr?stung k?nnt Ihr Eure Kleidung, Kopfbedeckung und das Aussehen ver?ndern. Das umfangreich ausgestattete Arsenal muss nicht erst m?hsam frei gespielt werden, sondern steht von Anfang an zur Verf?gung. Ihr k?nnt die Schie?pr?gel mit Accessoires aufmotzen, eine von drei Panzerungen ausw?hlen und Euch alle m?glichen Granaten in den Rucksack stecken. Wandelnde Kampfmaschinen mit schwerem Maschinengewehr, Granaten und dicker Body-Armor schleichen dann aber recht langsam ?ber die Karte. Wer dagegen auf den ganzen unn?tzen Ballast verzichtet, jagt von Deckung zu Deckung und ist entsprechend schwerer zu treffen.