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Sonic 4 & Sonic Colours

Und dann war da noch Free Riders. Mit Kinect. Hmm...

Endlich mal wieder, möchte man sagen. Schließlich war ja bereits Sonic Adventures auf dem Dreamcast – dessen in Kürze kommende 360/PS3-Download-Version sich übrigens hervorragend spielt – auf dem richtigen Weg. Den man dann schnell aus den Augen verlor. Und Wer-Igeln eine unverdiente Chance gab. Als ganz sinnlos stellt sich die Existenz von Sonic Unleashed allerdings nicht heraus. Der Kern dessen guter Tages-Stages diente als Grundlage für das kommende Sonic Colours auf der Wii. Und zum Glück hat man wirklich nur die guten Aspekte übernommen.

Es scheint so einfach, spielt man Colours. Das ist genau das, was man haben wollte. Schöne Level, komplett auf Tempo ausgelegt, Schwenks zwischen 2D und 3D, beides hervorragend zu handhaben, mal mit klassischen Plattform-Sprüngen, die Präzision erfordern, mal High-Speed-Passagen mit Wechseln zwischen Rails oder Sprungfedern. Alles, was die Serie an Gutem über die letzten 20 Jahre zu bieten hatte, wird in Sonic Colours vereint. Einfach fantastisch! Und keine Dunkelheit, keine menschlichen Freundinnen – Abgründe waren das, Abgründe... – in Sicht.

Ganz ohne ein Gadget wollte man den Spieler dann doch nicht sich selbst und den Freuden des Igel-Daseins überlassen. Eggman sammelte ein paar Planeten ein und verbaut diese nun zu einem Super-Bösewicht-Vergnügungspark. Obwohl ich diesen eigentlich mutigen und progressiven Plan unterstütze, ist es weniger schön, dass dabei die niedlichen Wisps, bunte Außerirdische, dran glauben müssen. Igel to the rescue!

Acht verschiedene Arten dieser Viecher finden sich an strategisch günstigen Plätzen und verleihen Sonic kurzzeitig ihre Kräfte. Der Gelbe verwandelt Sonic in eine Rakete, die unsteuerbar stur nach oben durchpowert und ihn aus höchsten Höhen, dann wieder lenkbar, fallen lässt. Ein guter Fluchtweg aus großer Tiefe. Eine andere lässt ihn wie ein aufgepustetes Gespenst etwas gezielter schweben, wenn auch nicht so zügig. Und mein Favorit ist der Bohrer. Er findet Einsatz in den zahlreichen Beinahe-2D-Einlagen. Dig Dug auf Speed, so dreht ihr erstmal eine leicht chaotische Runde durch das Erdreich, um eine Orientierung für Extraräume und den Levelfortgang zu bekommen.

Die Wisps bremsen das hohe Spieltempo kaum. Korrekt platziert reicht ein kurzer, einmaliger Mote-Wackler. Eine nette Auflockerung im Spielprinzip, die es geschickt und gewinnbringend erweitert, ohne zu verändern oder zu blockieren. Man kann Sonic also doch erfolgreich ausbauen. Und sogar um einen spaßigen Multiplayer ergänzen. In acht relativ kleinen, fies aufgebauten und stilistisch hochwertigen Extra-Stages versuchen zwei Spieler, das Ziel zu erreichen. Ein echtes Gegeneinander gibt es nicht, stattdessen sammelt ihr Punkte. Keine komplette Abendbeschäftigung, trotzdem eine witzige Ergänzung.

Und nun der Star, auf den ihr alle gewartet habt. 15 Jahre lang. Länger als bei Street Fighter hat es gedauert, bis der Igel wieder ganz unter eigenem Namen in vertrauten Bahnen einfach nur rennen darf. Es gibt viele Spiele und Spielprinzipien der 8- und 16-Bit-Ära, die nicht besonders gut alterten und ich fragte mich häufig beim Zocken einer Runde von Sonic 1 bis 3 in diverser Download-Form, ob ein neuer Teil im Stile der Alten überhaupt so gut werden kann. Oder ob hier einfach nur die eigene Kindheit und Nostalgie sich eine Runde freut.

Ganz sicher lässt sich das immer noch nicht beantworten, auch wenn nach einer ausgiebigen Session mit Sonic 4 eigentlich die Sicherheit da ist, dass dieses Spiel beinahe jedem gefallen müsste. 2D. Komplett und in bildschön gestaltetem HD. Vollendete Animationen, entworfen mit beinahe unheimlich anmutender Akribie, perfekt in Detail und Geschwindigkeit. Hintergründe, die es weder an Vielfalt im Kleinen, noch am Überbau des generellen Designs missen lassen. Unglaublich nah am Original und doch so frisch wie am ersten Tag. Man wünscht sich, dass irgendein Wunder geschehen wäre und diese Pracht auf einem von den Göttern geküssten Mega Drive laufen würde und all die Spiele aus der Zeit der ersten Sonics in solch elegantem Glanz erstrahlen würden.