Sonic 4 & Sonic Colours
Und dann war da noch Free Riders. Mit Kinect. Hmm...
Gleiches gilt für die Musik und die Sounds. Nichts wurde neu erfunden und doch scheint alles neu und unverbraucht. Ein dezenter, dynamischer Remix der alten Tracks, den Zeiten angepasst, abgestaubt und trotzdem ohne eine Note, die den Fan vor den Kopf stößt. Und was ist mit Spielgefühl und Steuerung? Nahe an der Perfektion. Der Sprung wurde leicht verändert, die Flugbahn des Igels verhält sich ein wenig kontrollierbarer und die völlig willkürlichen Ausflüge mit Mach 3, welche meist im Verlust aller Ringe endeten, sind nun deutlich seltener.
Neu dazu kam der Dash-Angriff. Befindet sich der Igel in der Luft, wird ein naher Gegner – allesamt liebevoll auf die neue Auflösung angepasste Variationen alter Bekannter mit einigen gut eingepassten Neuzugängen – automatisch anvisiert. Auf Druck der Sprungtaste rast der Igel auf ihn zu und erledigt den Widersacher. Das Konzept ist seit Sonic Adventure bekannt und wie dort auch funktioniert es hervorragend.
Sonic 4 spielt sich wie ein Traum, sieht aus wie ein Traum und stellt sich doch als wundervolle Realität heraus. Sicher, die Bilder und erste Eindrücke waren nicht schlecht, nur irgendwie wollte ich noch nicht glauben, dass es sich auch so gut spielt. Doch, tut es. Und sogar noch ein wenig besser. Ist es ein Teil der Wiederauferstehung des 2D-Jump´n´Runs? Ein letztes Schimmern des Igels? Spielt es eine Rolle, solange wir nur Sonic 4 spielen können?
In weiteren 15 Jahren wird man Sonic 4 in einem Zug mit seinen direkten Vorgängern nennen. Dieses Spiel hat damit alles, was es braucht, um sich an ihrer Seite seinen Platz in der Videospielhistorie zu sichern. Und jetzt lassen wir uns einfach überraschen, ob sich an die Spitze der Serie setzen kann, oder es doch „nur" einen undefinierten Rang in der Reihe einnimmt. Zumindest dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass es mindestens ein würdiger Nachfolger wird, an Sicherheit grenzen. Was jedoch noch fehlt, ist die Ankündigung einer Special Edition. Statt Download gibt es eine Hülle im alten Mega Drive-Format. Um ein wenig Nostalgie-Gefühle komme ich bei Sonic wohl doch nie rum...
Ein erstaunliches Line-Up. Sollten die Texte zu Colours und Sonic 4 ein ganz klein wenig enthusiastisch gewirkt haben, dann liegt das wohl daran, dass ich genau diesen Enthusiasmus beim Anspielen empfand. Dabei ging ich ohne Erwartungen heran, insbesondere im Falle von Sonic Colours. Colours? Was ist das, ein Malspiel? Weit gefehlt. Ich liste gerne ein paar erste Mängel oder zumindest Verdachtsmomente negativer Natur in einer Preview auf, nur hier empfand ich beim Spielen praktisch nichts, was in diese Richtung ginge. Sicher, dass der Koop in Colours scheinbar für zwei und nicht für vier Spieler gedacht scheint, ist schade. Sonic 4 sollte nicht nur als Download, sondern zusätzlich in einer schicken Box erscheinen. Das sind jedoch wohl kaum Dinge, die man den Spielen als solche vorwerfen kann und diese stellen die beiden besten Sonics seit Ewigkeiten in Aussicht.
Free Riders und sein Kinect-Freund sind eine andere Kiste. Das Spiel selbst schien okay zu sein, ganz spaßig, nichts Besonderes. Das Problem ist, dass bisher alle Kinect-Spiele, zumindest die guten, in diese Richtung gehen. Super-Casual. Außer Child of Eden gibt es nach wie vor nichts, was mich daran reizt. Ja, es funktioniert. Ganz okay. Halbwegs. Warum sollte ich das spielen wollen? Ich bin bereits in einem Fitness-Studio. Ich will dafür nicht noch einmal zahlen. Ich bin hier nicht die Zielgruppe. Solltet ihr über Platz, eine außerordentliche Lärmdämmung und ihr oder eure Kids einen massiven Bewegungsdrang verfügen, dann bitte, by all means. Gebt der Sache eine Chance und schaut, ob ihr das anders seht. Und falls nicht, dann gibt es ja genug andere Sonics, um sich zu trösten.
Sonic Colours erscheint am 12. November, Sonic 4 wohl noch dieses Jahr und Free Riders sicher nicht vor der Veröffentlichung von Kinect am 4. November.