Skip to main content

Sonic Colours

Super Sonic Galaxy?

Sonic the Hedgehog. Vor nicht ganz 20 Jahren hätte bereits die Erwähnung des Namens für leuchtende Augen bei der Spielerschaft gesorgt. Im Jahr 2010 hat der blaue Igel aber stark an Glanz eingebüßt. Ein halbgarer Konsolenauftritt jagte den nächsten und inzwischen lösen Sonic-Ankündigungen mehr bissige Häme als ehrliche Freude aus. Aber langsam scheint SEGA doch ein gewisses Maß an Lernfähigkeit zu zeigen. Nicht nur, dass der kommende Download-Titel Sonic the Hedgehog 4 den Igel zu seinen 2D-Wurzeln zurückbringt, auch das neue 3D-Sonic, Sonic Colours (das in den USA dank anderer Schreibweise Sonic Colors heißen wird) scheint ein rundes Stück Software zu werden.

Was spontan erstaunt, wird bei einem genaueren Blick etwas verständlicher: SEGA hat sich Nintendos Vorzeigetitel Super Mario Galaxy genau angesehen und versucht, ein paar der Klempner-Qualitäten auf den neuen Igel-Auftritt zu übertragen. Genau wie der dicklich-bärtige Ex-Erzfeind scheint sich auch Sonic auf seine Wurzeln zu besinnen. Im Klartext heißt das: Keine Adventure-Einlagen. Keine plüschigen Nebenfiguren, die ins Rampenlicht drängen. Ein klassisch-buntes Sonic-Setting ohne sprechende Schwerter oder Werwolf-Verwandlungen. Nur Sonic, Tails und dynamische High-Speed-Levels.

High-Speed-Hüpf-Action ist das Motto – eben das, was Sonic am besten kann. Dabei ist Sonic Colours aber nicht so reduziert wie Sonics Wii-Debüt Sonic und die Geheimen Ringe. Rannte Sonic da noch auf Schienen durch die Level, habt ihr jetzt wieder mehr Kontrolle über ihn.

Die Sweet Mountains bestehen nicht nur aus Süßkram, die Landschaft bietet auch herzhafte Burger-Berge.

Überraschend feinfühlige Kontrolle sogar: Per Nunchuk-Analogstick legt ihr euch souverän in die Kurven. Nur wenn ihr die souverän nehmt, ohne ständig am Rand anzudengeln, schafft ihr es, die Level in Höchstgeschwindigkeit abzuschließen. Auch ein Wiimote-Only-Modus soll dazu noch implementiert werden.

Die Herausforderung liegt bei Sonic Colours im Meistern der Levels, weniger im Kampf gegen die Gegner. Die erledigt Sonic wie immer eher im Vorbeigehen – pardon, rennen - per Spin-Dash. Drückt ihr den Sprungknopf das erste Mal, macht Sonic einen ordentlich Satz, beim zweiten Drücken schießt er direkt auf den nächsten Gegner zu, mit ein wenig Übung schüttelt ihr so lange Sprung-Kombos aus dem Handgelenk. Eine echte Gefahr stellen die Widersacher aber eher selten dar.

Die beiden gezeigten Levels machen grafisch und spielerisch einen sehr ordentlichen Eindruck. Sweet Mountain präsentiert sich als kunterbunte Süßigkeiten-Stage. Sonic wetzt über Kuchenplattformen und rennt durch Donut-Loopings. Noch klassischer ist der Tropical-Resort-Level, eine paradiesische Insel in leuchtenden Blau- und Grüntönen, die nicht von ungefähr Erinnerungen an die kultige Green Hill Zone weckt. Beide Levels bestechen neben ihrer sauberen Technik mit einer Mischung aus vertrauten Grafik- und Gameplay-Elementen und neuen Herausforderungen.

Nicht nur für Wii-Verhältnisse macht das neue Sonic grafisch einen tollen Eindruck.

Die wichtigste Neuerung in Sonic Colours sind die Wisps, um die sich auch die Story dreht – kleine, außerirdische Irrlichter, die Sonic mit neuen Fähigkeiten versorgen. Weiße Wisps erweitern die Boost-Leiste: Haltet ihr den B-Knopf gedrückt, gibt Sonic noch mal extra Gas und wetzt so schnell durch die Levels, dass die Bildränder verwischen. Mit dem blauen Wisp lasert Sonic pfeilschnell im Zickzack durch die Levels und der gelbe Wisp, die spielerisch bislang spannendste Neuerung, eröffnet euch neue Routen quer durchs Erdreich.

Hier kommen wieder die Parallelen zu Super Mario Galaxy ins Spiel. Ein beherzter Wiimote-Schüttler und Sonic bohrt sich wie Kollege Mario in den Untergrund und findet neue Abzweigungen oder geheime Bonusräume. Aber eure Bohr-Power ist nicht unbegrenzt, eine gelbe Anzeige sagt euch, wie weit ihr noch bohren könnt. Findet ihr keinen weiteren gelben Wisp oder kommt ihr nicht irgendwo wieder heraus, bleibt Sonic im Erdreich oder im Kuchen der Sweet Mountains stecken und ihr seid ein Leben los. Der Trailer verspricht noch ein paar weitere Wisps, die Sonic weitere Fähigkeiten verleihen, in den beiden Demo-Levels liefen dem blauen Igel aber keine über den Weg.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
In diesem artikel
Awaiting cover image

Sonic Colours

Nintendo Wii, Nintendo DS

Verwandte Themen