Sonic Generations - Test
Afternoons will be measured out by Chilidogs and Tomas Tranströmer
Das, was ihr außerhalb freischalten und erspielen könnt, spottet schon fast den üblichen Beschreibungen. Mit Ausnahme der Bossfights. Dass diese nicht direkt an die Level anknüpfen, sondern als eigene Stage im Level-Level geführt werden, stört mich nicht. Dass es gerade mal vier davon gibt und auch nur zwei was können, schon eher. Zumindest ein Mini-Endboss pro Level hätte es schon sein dürfen. Schade. Auch den Mehrspieler-Modus aus Colours vermisse ich. Sicher, das hier ist nicht zuletzt eine durchweg positive Hommage an 20 Jahre Auf und Ab, aber gehört dann nicht auch eine der witzigeren Ideen für einen Sonic-Multiplayer dazu, vor allem eine, die durchaus noch ausbaufähig ist? Generations lässt euch alleine mit den Highscore-Listen. An dieser Stelle bleibt sich der Igel treu. Schließlich war er in der Vergangenheit immer am besten, wenn er allein unterwegs war, das muss ich zugeben.
Blickt man jedoch nicht auf das, was vielleicht fehlen könnte, sondern auf das, was da ist, dann bleiben Tonnen von Extras übrig. Rennen durch die Stages gegen Knuckels und andere Chaoten - was am Ende ja nur ein netteres Zeitlimit darstellt - fordern und motivieren dazu, den schnellsten Weg zu suchen, alternative Runs mit Extrakräften, Ring-Sammeleien oder ein paar in der überzogenen Form erstaunlich drolligen Riesengegner sorgen für viel Arbeit bei allen, die die 100 Prozent sehen wollen. Und immerhin noch für 80 Prozent hochwertigen Extra-Spaß für alle anderen, denn dieser doch recht hohe Anteil der Bonus-Level kann wirklich etwas. Man sollte es Team Sonic danken, dass man sich zwar auf die Designs der richtigen Levels verließ, daraus aber eigene - und teilweise brillante - kleine Abschnitte entwarf, die den Spielwert von Generations endlos weit über die sechs oder so Stunden verlängert, die das schiere, schnelle Durchspielen kostete.
Zu all dem kommt dann noch etwas, was man fast schon als Sonic-Museum bezeichnen könnte. Als Highlight lässt sich das komplette 1991er Sonic als eigenes Spiel freischalten, aber auch der Rest streichelt den Fans von 20 Jahren den Rücken. Massen an Original-Musik und Remixes - eine Menge Hits, einige Misses natürlich auch -, Konzeptkrams und alles andere, was unnötig ist, aber glücklich macht.
Es sind auch diese Dinge, die am Ende ein wenig dabei helfen können, zu verstehen, warum Sonic Generations wie gute Pop-Musik funktioniert. Alle einzelnen Elemente kennt man schon, man weiß, wann die Hook kommt und wie der Fuß mitwippen muss. Gleichzeitig ist das hier dann aber ein Album von einer Band, die lange nichts mehr auf die Reihe bekam, mit ein paar Gigs im letzten Jahr erste Besserung zeigte und sich jetzt mit sehr erfreulichem und fast ein wenig erschreckend jugendlichem Elan besser denn je zurückmeldet. Wenn die alten Heroen plötzlich wieder jung sein können, fühlt man sich gleich ein wenig älter, aber das macht in diesem Falle wirklich nichts.
Sonic Generations lässt den Igel zu seinen Wurzeln zurückkehren und zeigt damit, warum man Sonic als eigenständige Kreation wahrnehmen muss. Es ist nicht ein Jump´n´Run, das anderen nacheifert, es hat seinen eigenen Rhythmus und sein eigenes Tempo. Und zum ersten Mal gelang es SEGA (endlich!), dieses für seine guten 3D-Ideen und seine 2D-Klassiker in Synchronität zu bringen und das auch mit der hohen Qualität, die das Alter der Serie erklären und rechtfertigen kann. So gutes Leveldesign - mit Ausnahme der biederen Wisp-World und der zwar verbesserten, aber nur relativ betrachtet guten Crisis-City-Stage - bekommt man nicht jeden Tag. An die feinfühlige Steuerung muss man sich als Neuling herantasten, aber dann reichen sich alle Elemente die Hand und ihr fliegt förmlich durch die Stages. Auf diese ganz eigene und doch gleichzeitig hier ein wenig neuinterpretierte Sonic-Art. Ein sicheres gestalterisches Händchen bewies man bei SEGA noch dazu und so ist dies nicht nur eine Geburtstagsfeier. Zumindest hoffe ich das. Ich möchte es gerne als Aufbruch für den Igel sehen. Wenn er diese Qualität halten und steigern kann, steht ihm eine glorreiche Zukunft bevor, die irgendwann auf Sonic Generations als den großen Wendepunkt zurückblicken kann, an dem endgültig alles gut wurde.
Oder noch besser: Ich nehme erst mal, was die Gegenwart bietet und das ist im Falle von Sonic Generations schon eine ganze Menge.
Sonic Generations ist ab dem 4. November für Xbox 360, PS3 und 3DS zu haben. Die ersten beiden unterstützen Brillen-3D (was hier auch sehr gut aussieht), der 3DS bringt ja bekanntlich sein eigenes 3D mit. Eine PC-Version erscheint Ende November. Wer es hübsch mag und ein paar Euro extra hat, kauft die schicke Collector's Edition für 360 und PS3.
Hier noch ein wenig Trivia zum Abschluss. Sonics zweiter Vorname ist Maurice. Ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll...