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Splinter Cell: Conviction

Ein Mann sieht rot

Der 11. September hat unsere Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Seit jenem schicksalhaften Tag im Jahr 2001 müht sich die Welt, meist vergeblich, mit diesem denkwürdigen Einschnitt zurechtzukommen. Während die Politik vor allem auf Aktionismus setzt, die Bürger nach terroristischen Tendenzen durchleuchtet und die Staaten in Hochsicherheitstrakte verwandelt, versucht die Unterhaltungsbranche, die Ereignisse auf ihrer Art und Weise zu verarbeiten.

Die Welt ist in Film (Syriana) und Fernsehen (24) ein kleines Stückchen kälter und härter geworden. Es wird noch brutaler betrogen, gefoltert und ermordet. Doch statt einfache Feindbilder zu bedienen, wird auf der Leinwand oft auch die andere Seite der Medaille gezeigt. Die Gier nach Macht und Öl hat die Dritte Welt und den Nahen Osten über Jahrzehnte destabilisiert. Hass schürt nun mal Hass. Eine einfache Maxime, die in der Welt der Videospiele immer wieder für Kontroversen sorgt. Sobald es politisch wird, hört bei Games scheinbar der Spaß auf.

Titel wie Call of Duty: Modern Warfare halten sich deshalb mit einer moralischen Wertung weitestgehend zurück. Für andere Produkte, wie zum Beispiel Six Days of Falludscha, bedeutet genau diese fehlende Distanz das Aus. Und auch die Splinter-Cell-Reihe bot, Tom Clancy-typisch, meist kühle Distanz von der tödlichen Mission, um sich thematisch nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Der Mensch/Agent als Rädchen einer großen Maschine, die uns vor den bösen Terroristen schützt. Ein Konzept, das gerade beim letzten Teil, Double Agent, nicht mehr so richtig aufgegangen ist.

Splinter Cell: Conviction – Kommentar-Trailer

Splinter Cell: Conviction versucht nun, diese politische Dimension in einem persönlichen Kontext zu setzen. Statt obskurer Auftraggeber und kalter Präzision sollen diesmal Gefühle, wie Wut, Verzweiflung und blanker Hass, eine stärkere Rolle spielen. Anschauungsobjekt ist erneut Sam Fisher. Eigentlich hat sich der ehemalige Third-Echelon-Agent nach der Ermordung seiner Familie aus dem Agenten-Business zurückgezogen. Seine Suche nach dem Killer, der zufällig auch ein Terrorist ist und die USA ins Chaos stürzen möchte, ist ein einziger, blutiger Racheakt.

Und eins ist klar: Bei dieser Jagd ist ihm jedes Mittel recht. Wenn er Informationen braucht, sucht er sich diese nicht mehr mühevoll aus gesammelten Daten und abgehörten Gesprächen heraus, sondern foltert, bis seine Opfer zerschunden und gequält nachgeben. Viele der harten Szenen werden zwar durch Selbstverteidigung gerechtfertigt, trotzdem begibt sich Ubisoft Montreal dabei auf eine moralische Gratwanderung, die nicht nur mir Bauchschmerzen bereitet.

Doch genug der blanken Theorie: In London hatten wir auf einem Pre-TGS-Event nach einer kurzen Einführung durch Producer Alexandre Parizeau erstmals die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und den neuen, blitzschnellen Sam Fisher auf der Jagd nach seinen Opfern zu steuern. Schleichfans müssen sich trotz der neuen Dynamik keine Sorge machen. Auch mit neuer Schulterperspektive und deutlich mehr Waffeneinsatz bleibt die vorsichtige Vorgehensweise erhalten. Um die Gegner flink und mit so wenig Aufsehen wie möglich aus dem Weg zu räumen, muss Sam erst einmal deren Position ausspionieren. Eine der wichtigsten Spielmechaniken der „Vorbereiten, Ausführen und Verschwinden“-Methode: „Mark & Clear“.