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Split/Second: Velocity

One-Trick-V12-Motor

Es gibt kein Patentrezept, um ein Rennen zu gewinnen. Wer führt, sieht sich der geballten „Nächstenliebe“ der gesamten Konkurrenz ausgesetzt, ohne selbst austeilen zu können, schließlich muss sich ein Gegner vor einem befinden, wenn man ein Power Play zünden möchte. Hier hilft es nur, möglichst all die Abkürzungen zu nehmen – dabei zu hoffen, dass die Verfolger nicht noch rechtzeitig mit hindurch gehuscht sind – und so viel Streckenkenntnis wie möglich an den Tag zu legen.

Der Rest ist Reaktions- und Improvisationsvermögen, wenn mal wieder alles um einen herum in Schutt und Asche vergeht. Im besten Fall ergeben sich hier hochspannende Rennen, bei denen man unruhig auf der Sofakante herumrutscht und in denen der Begriff „Grip“ aufgrund der zunehmend feuchten Finger eine vollkommen neue Bedeutung erhält. Groß, spektakulär und sicher ganz so, wie sich Black Rock das vorgestellt hat. Gratulation.

Doch nicht nur normale Rennen bestreitet ihr im Verlauf der Karriere. Pro Episode absolviert ihr sechs verschiedene Events, von denen ihr die beiden letzten erst freischalten müsst. Meist sind zwar nur die Hälfte aller Veranstaltungen normale Positionskämpfe im achtfachen Vergleich. Trotzdem muss man zugeben, dass drei der insgesamt sechs weiteren angebotenen Spielmodi die Dynamik des Spiels nicht maßgeblich verändern. Im Elimination-Modus ist man wieder zu acht unterwegs und treibt sein Schindluder mit den aufwendig gestalteten Strecken – mit dem Unterschied, dass alle zwanzig Sekunden der jeweils letzte Fahrer ausgesiebt wird.

Das Kollisionsmodell der Wagen untereinander lässt zu wünschen übrig.

Beim Detonator-Wettbewerb soll man seine Bestzeit hinlegen, selbstverständlich, während die CPU die Welt um einen herum live und in Farbe untergehen lässt und das Elite Race, das am Ende einer Episode bestimmt, ob ihr auch für die nächste zugelassen werdet, ist genau das wonach es sich anhört: Ein Rennen gegen härtere Computergegner.

Wirklich anders spielen sich nur Airstrike beziehungsweise dessen späteres Upgrade Airstrike Revenge und der Survival-Modus. Bei ersterem verschießt ein Kampfhubschrauber seine zielsuchenden Raketen auf die Strecke, denen ihr so lange es geht entgehen solltet. In der Revenge-Variante darf man die Geschosse nach gelungenen Ausweichmanövern sogar an den Absender zurückgehen lassen. Survival verlangt hingegen von euch, möglichst viele Lastwagen zu überholen, aus deren Hänger in zunehmend aggressiver Manier reichlich Explosiva fallen. Diese beiden Ergänzungen zum Event-Katalog von Split/Second sind zwar sehr unterhaltsam und dürften dank ihrer Online-Bestenlisten zu ganz eigenen Attraktionen unter den Fans des Spieles werden. Sie retten die Kampagne aber nicht davor, zum Ende hin ziemlich einförmig zu wirken. Das geht so weit, dass man die einzelnen Episoden nicht mehr wirklich auseinander halten kann.

In Sachen Details und Effekte ist Split/Second die neue Referenz.

Das liegt sicherlich auch an der nicht eben herausragend gelösten Karrierestruktur. Für das Freischalten der nächsten Episode ist – wie schon erwähnt – das erfolgreiche Absolvieren des Elite Race erforderlich. Das wiederum wird erst zugänglich, wenn ihr euch eine gewisse Anzahl an Punkten erfahren habt.

Das ist im Grunde schön und gut. Wer sich aber, wie ich, ab der Mitte des Spiels aufgrund des nicht eben geringen Schwierigkeitsgrades mit Platzierungen zwischen dem ersten und dem dritten Platz abgibt (was in meinem Fall für den ersten Platz der Championship reichte), kommt oft in die Situation, dass einen Split/Second in ältere Events zurückschickt, um eine Handvoll Restcredits einzusammeln, die man zuvor liegen gelassen hatte.

Gleiches gilt für das vorletzte Event einer Episode: Um hier antreten zu dürfen, müsst ihr in der aktuellen Folge eine bestimmte Anzahl an Gegnern pulverisieren. Das führte bei mir mehrmals dazu, dass ich Rennen, die ich bereits auf Gold (!) abgeschlossen hatte, wegen zwei läppischer Kills – die man wohlgemerkt meist in Runde eins schon dreimal auf dem Konto hat – komplett nochmal spielen musste. Hier wird man das Gefühl nicht los, dass Black Rock die nicht allzu lange Karriere etwas zu sehr strecken wollte, sodass man nach acht bis neun Stunden ein bisschen erleichtert über die letzte Ziellinie des Spiels rollt.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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