Steel Battalion: Heavy Armor
Von wegen Casual
Interessant: Als sich unser japanischer Pilot mit einem Blick aus der Dachluke einen Überblick verschaffen möchte, wird er von gegnerischen Scharfschützen so lange unter Beschuss genommen, bis er getroffen in das Cockpit zurückfällt und unter den Augen der besorgten Besatzung verblutet. Die Folge: Game Over. Und ein Neustart der Mission. Wenn euer Mech kurz vor dem Umfallen ist, müsst ihr ihn verlassen und sprengen. Und nein, sofern ihr nicht rechtzeitig den Ausstiegsknopf drückt, wird nicht euer Spielstand gelöscht. Dieses umstrittene Feature des Vorgängers wurde also abgeschafft.
Beim zweiten Ablauf ist der japanische Entwickler vorsichtiger. Erst einmal werden mit dem Periskop erste Verteidigungsstellungen unter Beschuss genommen. Die XXX-Engine macht dabei mal wieder einen gelungenen Eindruck. Die Animationen der Einheiten sind zwar noch etwas hakelig, doch die zerstörbaren Gebäude und die brachialen Spezialeffekte sorgen für die passende Schlachtfeldatmosphäre. Nachdem für die eigenen Truppen erst einmal der Strand gesäubert wurde, bewegt sich der Vertikal Tank an Felsen vorbei in Richtung der feindlichen Festung.
Immer wieder schlagen Geschosse ein, und schütteln euch und die Besatzung kräftig durch. Gleichzeitig befördert euch jeder Treffer wieder in die Cockpitansicht. Auch hier wird der Pseudo-Realismus groß geschrieben. Dann, nach dem vierten und fünften Streifschuss, leuchten erste Warnsignale auf. Eine Ppanzerbrechende Granate hat ein Loch in die Außenwand geschlagen und unser Ladeschütze fängt an, Panik zu schieben. Er schreit herum, stürmt an euch vorbei und versucht über die Dachluke zu fliehen.
Beherzt greift der Japaner nach oben, zieht mit einer Handbewegung den Kameraden wieder ins Innere und verpasst ihm beherzt eine schallende Ohrfeige. Wow, das kam wirklich überraschend. Ihr könnt ihn übrigens auch ziehen lassen, müsst aber dann, wenn ein Magazin verbraucht wurde, auf seine Position wechseln und selbst den Nachladevorgang einleiten. Ja, das klingt im ersten Moment ein wenig wahnsinnig, macht aber in Verbindung mit dem knallharten Realismus von Heavy Armor auf eine seltsame Art und Weise auch wieder Sinn.
Nach diesem wirklich ungewöhnlichen, sehr menschlichen Intermezzo geht es weiter in Richtung Missionsziel. Doch bevor ihr mit eurem VT die Festungstore durchbrechen und die letzten Geschützstellungen ausradieren könnt, müsst ihr erst einmal einen feindlichen VT ausschalten. Dieser hält gleich mehrere Treffer mit eurer Bordkanone aus. Zwischendrin immer wieder ausweichend, bearbeitet unser Vorführer diese Art Mini-Boss. Wie auch beim restlichen Gameplay wirkt das alles noch etwas behäbig, doch Capcom will scheinbar wirklich ein authentisches Spielgefühl liefern. Das hier sind keine hochmodernen Super-Robotter á la Armored Core, sondern vorsintflutliche Kriegsmaschinen, die von veralteter Technik und viel Handarbeit angetrieben werden.
Nachdem dann der letzte Turm zerstört wurde, Bomber die Tore zur Stadt aufgesprengt und das Fußvolk die feindlichen Stellungen gesichert haben, menschelt es mal wieder. Ihr dreht euch zu eurem Navigator um, der euch freudestrahlend seine Hand hinhält. Beherzt schlägt der Pilot mit einer weiteren Kinect-Geste ein und gemeinsam wird der erste Sieg gefeiert.
Okay, wenn man zuschaut, wirkt das Herumwedeln in der Luft im ersten Moment etwas seltsam. Doch ihr hättet erstmal den Blick meiner Freundin sehen sollen, als ich den Monster-Controller des Vorgängers zum ersten Mal im Wohnzimmer aufstellte. Was aber Atmosphäre und Gameplay angeht, scheint diese spannende Mischung aus Controller und Kinect-Gesten wirklich Sinn zu machen. Man kann seinen VT fast so genau steuern, wie mit dem Plastik-Monster. Da auch noch die Grafik stimmt, bin ich nicht nur schwer überrascht, sondern auch schwer überzeugt. Passt. Will ich haben.