Street Fighter IV
Kaufen, genießen, lieben
Zuerst die gute Nachricht: Street Fighter IV wurde genauso wie Street Fighter II. Nur schöner.
Jetzt die schlechte: Street Fighter IV wurde genauso wie Street Fighter II. Nur schöner.
18 Jahre vergingen, seit DAS Prügelspiel des letzten Jahrtausends die Spielhallen und Konsolen stürmte, uns mit seiner herausragenden Technik und perfekten Spielbarkeit in den Bann schlug und über Nacht ein Genre definierte. Ein Meilenstein der Videospielkultur, an dem sich für lange Zeit jedes Beat´em´Up messen lassen musste. Leider hält nichts ewig und in einer endlosen Flut an Namensvariationen – EX, Alpha, diverse III, noch mehr II und ein paar Turbos obenauf – begann der Stern zu sinken.
Mit der schlichten Nummer IV, ganz ohne Zusätze, besinnt sich Capcom auf die Ursprünge des Erfolgs der Serie und man könnte beim Anblick der Optionsauswahl, Kämpfer und Moves leicht zum Schluss kommen, dass hier probiert wird, mit gleichen Mitteln ein ähnliches Ergebnis wie seinerzeit mit Street Fighter II zu erreichen. Ihr findet hier keine Extras, keine Experimente, nur klassisches One on One bis zum Umfallen.
Allerdings zogen in der nicht gerade kurzen Zwischenzeit eine ganze Reihe Tekkens, Virtua Fighters, Soul Caliburs, ein paar Mortal Kombats, Marvels und im weiteren Sinne auch ein Smash Bros Brawl vorbei. Beinahe jeder Bewerber bot irgendeine Art von Ablenkung vor allem für den Solospieler und war sich seiner Existenz außerhalb der Spielhalle bewusst. Nicht so Street Fighter IV. Solltet Ihr auf einen komplexen Storymodus, Beachvolleyball-Minispiele oder auch nur irgendwelche Seitensprünge gehofft haben, werdet Ihr enttäuscht. Fehlanzeige und zwar beinahe komplett.
Arcade, Online, ein Trainingsraum und selbst die Minispielchen Time Attack oder Survival bieten nichts anderes als das, was das Spiel am besten kann. Euch mit zwei Kämpfern in eine Pseudo-3D-Arena zu schicken. Puristen stören sich sicher nicht an dem reinen Aufbau, den sich in dieser Konsequenz nur noch wenige Prügler trauen, an den Mann zu bringen. Der Punkt, dass die Spielewelt sich in den letzten 15 Jahren weiter drehte, bleibt trotzdem valide.
Street Fighter IV ist das egal, es steht wie ein Fels in den temporalen Brandungen und Designentwicklungen und setzt auf die bekannt übersichtliche, leicht erlernbare Steuerung. Jeweils drei Schläge und Tritte in Abstufungen, das ist alles, was Ihr braucht. Keine Extra-Knöpfe zum Decken, kein im Kreis-Gesprinte und schon gar kein Ausweichen in die Tiefe. Keine Spielereien, nur gutes, altes, ehrliches Prügeln auf einer 2D-Ebene.
Und bevor es darum geht, wie sich Street Fighter IV schlägt, solltet Ihr beachten, womit Ihr Euch schlagt. Ganz klar, der Arcadestick ist die Waffe der Wahl. Mir stand Horis Fighting Stick EX2 zur Verfügung und nach einer ziemlich schmerzhaften Stunde mit dem komplett ungeeigneten Steuerkreuz des Xbox 360–Pads stellte sich dieser als Balsam für meinen geschundenen Daumen heraus.
Solltet Ihr partout nicht zum Stick greifen wollen oder können, solltet Ihr beim analogen Stick des Pads bleiben. Das ist zwar auch nicht ideal, aber wenigstens nicht ganz so schmerzhaft. Aufgrund der fingerfreundlicheren Bauart des PS3-Kreuzes lenkt es sich dort etwas handlicher. Aber auch hier erfahrt Ihr die brillante Präzision der Bewegungen von Street Fighter IV am besten mit einem entsprechende Stick. Lange Rede, kurzer Sinn: Wollt Ihr arbeiten, braucht Ihr Werkzeug.
Den Griff sicher um einen Arcadestick zeigt sich dann sofort, dass Capcom hier keine Experimente startete, sondern mehrere Dekaden Prügelerfahrung in diesem Spiel zur Königsklasse verdichtete. Die Charaktere reagieren sofort und mit gut austariertem Tempo, das sich irgendwo zischen Street Fighter III und Street Fighter II Turbo einpendelt und genau den richtigen Nerv trifft. In keinem Moment werdet Ihr das Gefühl haben, nicht Herr über Eure Figur zu sein und jedes Mikroschalterklicken, sei es Bewegung oder Angriff, wird umgehend, präzise und fehlerfrei quittiert.