Tabula Rasa
Action-Inferno an der MMOG-Front
Eigentlich wollte Richard Garriott, der aufgrund seiner Schöpfung Ultima Online (1997) als einer der Väter des MMORPG-Genres gilt, sein neues Werk selbst auf der Games Convention präsentieren. Doch leider sagte er seinen Auftritt kurzfristig ab und so war nicht nur die Leipziger Messe um eine Attraktion ärmer, auch die Vorstellung von Tabula Rasa musste ohne den Ober-Guru auskommen. Die Destination Games-Mannen, angeführt vom Produzenten Starr Long, ließen sich davon selbstverständlich nicht beirren und gewährten routiniert wie eh und je ausführliche Einblicke in den aktuellen Stand des kommenden Action-MMOGs.
Da die Story-Details bereits schon seit geraumer Zeit im Netz herumschwirren, hielten sich die Entwickler auch nicht lange mit der Vorgeschichte auf und gingen gleich in die Vollen. Der Vollständigkeit halber hier nur ein kurzer Umriss des Plots: Die Erde wird von bösen Außerirdischen - den Bane - überrannt, wobei der Großteil ihrer Bewohner vernichtet wird und lediglich ein kleiner Teil durch Wurmloch-Technologie entkommt. Im Exil sammelt sich jedoch der Widerstand und nimmt schließlich den Kampf gegen die Invasoren auf. Das klingt nicht nur auf den ersten Blick nach viel Action, denn Tabula Rasa ist eine Mischung aus Rollenspiel und Shooter, der die besten Elemente beider Genres zu vermischen versucht.
Ohne Umschweife ging es wie erwähnt ans Eingemachte und wir durften uns die Live-Demo ansehen, bei der die Entwickler ihre Spielfigur, einen menschlichen Rebellensoldaten, über den Bildschirm steuerten. Wichtig ist, dass es sich dabei um eine voll funktionsfähige 3D-Umwelt handelt.
Bedeutsam ist dieser Fakt vor allem für das Shooter-Gameplay, denn in den Feuergefechten dienen Euch die meisten Objekte als Deckung vor dem Beschuss der feindlichen Bane, die sich das Universum Untertan machen wollen. Aus sicherer Deckung oder kniend zu agieren, hat aber nicht nur den Vorteil weniger einzustecken, sondern auch selbst effektiver feuern zu können. Dabei verzichten die Entwickler jedoch fast vollständig auf gängige MMOG-Interface-Elemente und Shooter-HUD-Anzeigen. Auf diese Weise will man erreichen, dass die Spieler sich voll und ganz auf die Spielwelt fokussieren und nicht von vermeintlichen Nebensächlichkeiten abgelenkt werden.
Auch wenn es Euch selbst freigestellt ist, ob Ihr in Ego- oder 3rd-Person-Perspektive durchs Szenario wütet, hat man die Shooterelemente weitestgehend an das RPG-Setting angepasst. Das merkt man ins Besondere beim Aiming: Sobald Ihr Euer Ziel einmal ins Visier genommen habt, verbleibt es, wie bei MMOGs gewohnt, so lange in Eurem Zielfenster, bis es sein letztes Lebensfünkchen aushaucht oder Ihr Euch ein neues Opfer sucht.Richtigen Shooter-Skill benötigt man für die Feuergefechte demnach nicht wirklich.
Dass wir es bei Tabula Rasa überwiegend mit einem Rollenspiel zu tun haben, sieht man spätestens bei der Charakterentwicklung, auch wenn Euch anfänglich nicht viele Alternativen bei der Wahl Eures Berufes gelassen werden. Zunächst beginnt jeder als gewöhnlicher Rekrut, die Charakterspezialisierung erfolgt indes erst mit dem weiteren Voranschreiten. Ab Level fünf entscheidet Ihr Euch dann für den Weg als Soldat oder Spezialist, weitere Karriere-Entscheidungen trefft Ihr in regelmäßigen Abständen. Zum Beispiel bei Level 15 und so weiter.
Obwohl es nicht möglich ist, einmal vergebene Skillpunkte beziehungsweise die Charakterentwicklung im Allgemeinen rückgängig zu machen, seid Ihr nicht in einer spielerischen Einbahnstraße gefangen. Mithilfe des Klon-Features legt Ihr quasi Kopien Eures gegenwärtigen Spielstandes an und seid damit in der Lage, verschiedene Karrierepfade auszuprobieren.