Test Drive Unlimited 2
Nicht einsam auf der Insel
Der Traum von der offenen Rennwelt ist so alt wie Test Drive. Einen Hauch der Dinge, die kommen sollten, gab uns Test Drive 3. Kein gutes Spiel, aber man konnte hinfahren, wo man wollte. 15 Jahre später erfüllte Test Drive Unlimited das Versprechen. Eine Welt – oder zumindest ein Teil von einer –, frei befahrbar. Ebenfalls kein perfektes Spiel, aber die Faszination war groß. Und eine solche Faszination kann man nur schwer zweimal auslösen.
Jetzt also Test Drive Unlimited 2, über vier Jahre später. Wir befinden uns zwar noch in der gleichen Konsolengeneration, aber die Spielewelt hat sich ein gutes Stück weitergedreht. Games wie Burnout Paradise und GTA IV leben relativ offene Welten mit Autos vor und, auch wenn der Fokus und die Art dieser Spiele sicher ganz anders liegt als bei einem Test Drive, drehte sich die Haltung gegenüber einer offenen Welt hin vom Wunder und Erstaunen darüber zu einer schlichten Erwartungshaltung, dass dies eine Selbstverständlichkeit sein muss. Und um dieses Gefühl von Erstaunen über die Weite der Welt zu erzeugen, fehlt bei Test Drive Unlimited 2 leider der Sprung, den man nach beinahe einer halben Dekade erwarten kann.
Die schnellste Zusammenfassung lautet, dass es wie Teil 1 ist, nur mit besserem Asphalt. Es finden sich noch andere Kritikpunkte, aber für mich sind sie alle relative Kleinigkeiten im Vergleich zu dem inzwischen verflogenen Reiz des Besonderen, den der erste Teil noch, trotz all seiner eigenen Mängel, verbreiten konnte. So wie es heute nichts Aufregendes an sich mehr ist, durch eine 3D-Welt mit einem MG zu turnen. An manche Dinge gewöhnt man sich schnell und dann muss das Spiel einen draufsetzen, um aus dem „nett, aber mehr auch nicht" ausbrechen zu können.
Test Drive Unlimited 2 sucht stattdessen sein Heil im Multiplayer-Bereich und lässt sich noch weniger als sein Vorgänger wirklich in Solo- und Multiplayer-Teile trennen. Seid ihr angemeldet, findet beides gleichzeitig statt, auf der Karte nur einen Tastendruck voneinander entfernt sortiert.
Im Cockpit verwischt dann selbst diese Linie. Ihr fahrt oder rast je nach Laune über die Straßen von Ibiza oder der hawaiianischen Insel Oahu – auf der auch schon Teil 1 spielte – und um euch herum seht ihr andere Fahrer, mit denen ihr euch sofort messen könnt. Oder ihr ignoriert sie und sucht die Herausforderung im Turnier gegen den Computer. Oder fahrt und entdeckt auf dem Weg zu einem solchen Event eine Fahrt gegen eine Gruppe von Online-Spielern. Der Begriff des Auto-MMOs ist sicher immer noch das beste Alleinstellungsmerkmal der Serie und TDU2 verfeinert dies im Vergleich zum Vorgänger, zumindest vom Steuer aus betrachtet, nur minimal.
Wir wissen alle, wie Rennen online gegen andere Spieler funktionieren und TDU2 bietet eine tolle Spielwiese voller Möglichkeiten für immer neue Strecken, seien sie spontan der Laune eines Spielers entsprungen, der den komfortablen Instant-Editor bemühte, oder von den Entwicklern entworfen. Wer am Steuer sitzt und den Weg vor sich hat, kann TDU2 genießen, was auch immer für ein Rennen er gerade fährt. Nur bis er dieses Rennen manchmal findet, das kann durchaus ein wenig schwieriger sein.
Der Solo-Modus nimmt euch an die Hand und führt euch durch alle Fahrzeugklassen, nach denen auch die Rennen strukturiert sind. Ihr beginnt mit Altmetall und endet im Enzo. Der Weg dahin ist lang und im späteren Verlauf an der Spitze einer etwas inkonsistenten Schwierigkeitsgradkurve durchaus hoch und fordernd. Oder aber ihr ignoriert das alles und sucht die Herausforderung im menschlichen Gegeneinander. Der erste und einfachste Ort wäre das Community Center. Hier könnt ihr nach Belieben Herausforderungen anderer Spieler annehmen, selbst erstellte Strecken ausloben und für all das wechselt Geld die Hände.
Eine Gebühr für die Teilnahme ist genauso fällig wie eine für den Sieg. Dazu kommen dann noch Koop-Modi, indem ihr beispielsweise einem Vorausfahrer hinterherfahrt. Wer dieser Fahrer ist, wechselt nach jedem Checkpoint, und wo dieser wiederum liegt, weiß auch nur er. Ein reizvolles Vergnügen, das von einer Gruppe durchaus ein gewisses Maß an Koordination voraussetzt. Und wer in den obskuren Menüs und Möglichkeiten forscht, findet auch so schöne Dinge wie einen Räuber-und-Gendarm-Modus. Der richtig gut ist. Wenn man ihn denn finden würde.