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Test - Penumbra: Black Plague

Nackenhaar-Toupet inklusive

Eigentlich könnte ich Kollegin Mennes Testbericht zu Penumbra: Overture – deutscher Titel: „Im Halbschatten“ - von vor über einem halben Jahr herauskramen, eins zu eins übernehmen und ihn Euch als Artikel zur zweiten Episode Black Plague verkaufen. Eigentlich könnte ich wieder schreiben, wie gruselig das Spiel des Frictional Games-Duos doch ist und wie es mit minimalistischen Mitteln schafft, Big Boys, die sich Survival-Horror schimpfen, in die Schranken zu verweisen. Und eigentlich könnte ich so gemein sein und die Optik von Black Plague als veraltet abstempeln. Tja, eigentlich...

...,denn Black Plague schafft es selbst, das ohnehin schon beeindruckende Erstlingswerk der Schweden noch zu überbieten.

An sich bin ich ja von Grund auf kein ängstlicher Mensch. Schon in frühen Jahren erkannte ich, dass der Schwarze Mann nur ein Hirngespinst meiner Eltern ist, um mich möglichst früh ins Bett zu schicken. Achso ekligen Spinnen und dicken Mäusen begegnete ich nur mit einem müden Lächeln und dem Spruich: „Sind ja bloß dumme Tiere!“. Tja und bei Horrorfilmen hab ich mich – wenige Ausnahmen mal beiseite genommen – noch nie wirklich gegruselt. Sind ja schließlich auch nur Filme. Penumbra: Black Plague ist ja auch eigentlich nur ein Spiel, doch führt Euch eins vor Augen.

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Stellt Euch vor, irgendetwas äußerst Fieses will Euch an den Kragen. Ihr könnt es nicht definieren, Ihr könnt es nicht beschreiben und Ihr wisst nie, wann es zuschlagen wird und vor allem, wo es herkommt. Nur eines ist gewiss: Es will Euch - und das um jeden Preis. Diese Ungewissheit, diese omnipräsente Bedrohung im Nacken, zeichnet Black Plague besonders in den ersten zwei Spielstunden als herausragenden Kampf mit den eigenen Urängsten aus.

Da wäre beispielsweise die Klaustrophobie: Nicht selten quetscht Ihr Euch fühlbar träge durch abartig eng erscheinende Lüftungsschächte. Doch auch andere Vertreter geben sich ein ständiges Stelldichein: Die Achluophobie, also die Angst vor der Dunkelheit, oder die Automysophobie, das psychische Unvermögen, beschmutzt zu werden – das albtraumhafte Baden in taufrischem Menschenblut dürfte als exemplum wohl ausreichen. Natürlich kennt man dies bereits zur Genüge aus anderen Spielen. Doch wie wohl jeder es aus dem Chemieunterricht weiß, funktioniert eine Sache erst dann vollends richtig, wenn man sie mit einer anderen in Verbindung bringt. Und hier kommen Eure Ohren ins Spiel...

Ob wohl gleich etwas passiert? Diese Frage stellt man sich im Spielverlauf oft.

Selten vermochte es ein Titel, den Schauder so eindringlich durch die Boxen dröhnen zu lassen wie Black Plague. Markerschütterndes Gekreische, aggressive Schläge gegen schwere Metalltüren und dieses schräges Gekratze, das man so in der Form wohl seit dem ersten 'Nightmare on Elm Street'-Film – bei dem hab ich mich als kleiner Junge nämlich tatsächlich gefürchtet - nicht mehr gehört hat. Wenn man dann noch das Röcheln und das wilde Geschnaufe des Monstrums vernimmt, möchte man das Programm am Liebsten beenden.

Im Gegensatz zur ersten Episode, bei der Ihr zum Beispiel wenigstens den wärmenden Griff eines robusten Hammers in den Händen halten konntet, habt Ihr den kompromisslosen, aber eher dämlichen Biestern hier rein gar nichts entgegenzusetzen. Und das ist auch gut so, denn die Kampfsteuerung in Overture verkam nicht selten zum Spielspaß bremsenden Nervtöter.