Tabula Rasa
Gelungene Überraschung
Der Begriff „Tabula Rasa" lässt sich auf verschiedenste Art und Weise interpretieren, normalerweise steht er jedoch für „unbeschriebenes Blatt" oder auch „leere Tafel". Ein unbeschriebenes Blatt ist Richard Garriott nun wahrlich nicht, aber mit seinem neuesten Werk Tabula Rasa macht der Altmeister so einiges anders als die Konkurrenz.
Einige Star Wars Galaxies-Veteranen erinnern sich wahrscheinlich noch daran, dass LucasArts und Sony Online Entertainment im Jahr 2005 fast das gesamte Spiel umgekrempelt hatten und dem MMO somit ein wesentlich rasanteres Gameplay verpassten. Fortan erinnerte der Spielablauf eher an einen Third Person-Shooter mit RPG-Elementen. Dummerweise schlampten beide Unternehmen jedoch bei der Umsetzung und vergraulten viele Spieler. Und ausgerechnet Richard Garriott und Destination Games zeigen ihnen ganze zwei Jahre später, wo der Hammer hängt.
Für Tabula Rasa hat man nämlich ein fast identisches System ausgetüftelt, in dem Ihr mit Eurem Charakter wie in einem Actionspiel agiert, gleichzeitig aber ebenso die MMO-typischen Quests erledigt, Items sammelt oder Erfahrungspunkte verdient. Verpackt wurde dieses Spielerlebnis in eine durchaus ansprechende und interessante Hintergrundgeschichte.
Ein wichtiger Punkt dabei: Es ist kein Fantasy-Szenario. Davon gibt es mittlerweile sowieso mehr als genug. Stattdessen führt Euch Tabula Rasa auf fremde Welten, denn die Erde wurde von den Bane – einer aggressiven außerirdischen Rasse – platt gemacht. Während somit ein Großteil der Menschheit nicht mehr unter den Lebenden weilt, wählte eine streng geheime Organisation schon im Vorfeld zahlreiche Personen für eine besondere Aufgabe aus. Glücklicherweise entdeckte man nämlich vor geraumer Zeit die Wurmloch-Technologie und konnte die wenigen Überlebenden so in Sicherheit bringen, bevor der Kontakt mit dem blauen Planeten endgültig abbrach. Was erst nach einer Niederlage klingt, ist in Wirklichkeit aber eher ein Neuanfang. Die verbliebenen Menschen sammeln sich fortan unter dem Banner der AFS (Allied Free Sentients) und wollen die außerirdischen Angreifer aus dem Weltall pusten.
In diese Welt verschlägt es Euch wiederum als unbeschriebenes Blatt. Und als solches will natürlich zuerst ein eigener Charakter (nur Menschen stehen zur Auswahl) erstellt werden. Die üblichen Details wie Haut- oder Haarfarbe, Frisur, Zubehör und Panzerung (für Anfänger) dürfen natürlich nicht fehlen – selbst wenn die Optionen weit weniger umfangreich sind als in Star Wars Galaxies oder EverQuest II. Neu ist hingegen die Tatsache, dass man den gewählten Nachnamen für sich und seine Klone behält.
Moment mal, Klone? Richtig, Klone! Die dienen in Tabula Rasa quasi als Spielstand und können vor einer weiteren Spezialisierung in einem bestimmten Beruf angelegt werden. Jeder Klon bekommt einen eigenen Vornamen und lässt sich in Sachen Aussehen und Geschlecht frei anpassen. Wer zwischendurch weitere Fortschritte speichern möchte, kann sich Klonkredite auch über mehrere Quests verdienen. Insgesamt stehen Euch 16 Slots für Charaktere und Klone zur Verfügung.
Erwähnenswert ist in dem Zusammenhang die Art der Berufswahl. Zu Beginn ist jeder Spieler einfach nur ein Rekrut mit identischen Fähigkeiten. Man wählt also nicht wie in World of WarCraft oder EverQuest II zwischen Magiern und Kriegern. Mit dem Erreichen von Level 5 entscheidet Ihr Euch für die erste Spezialisierung: Soldat oder Spezialist. Folgen wir an dieser Stelle mal dem Beispiel des Soldaten. Die nächste Entscheidung wird bei Level 10 von Euch verlangt. Der Kommandosoldat geht mehr in Richtung schwere Waffen, während der Aufklärer teilweise aus der Entfernung agiert und besser getarnt ist. Bis zur endgültigen Entscheidung mit Level 30 dauert es dann anschließend ein Weilchen länger. Hier könnt Ihr zwischen Grenadier/Gardist (Kommandosoldat) und Scharfschütze/Spion (Aufklärer) wählen.