The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena
Schattenspiele
Mir fallen ja bei jedem neuen Spiel ein Dutzend gute Ratschläge ein, wie man es besser machen kann. Als echter Klugscheisser äh Kritiker erkennt man recht schnell, wo der Programmcode drückt und kann recht genaue Prognosen über die finale Qualität abgeben. Deshalb liegt eigentlich der Gedanke nah, dass zumindest theoretisch auch die Entwickler die Fehler und Probleme erkennen müssten. Wieso kommen also so viele halbfertige Spiele mit seltsamen Designentscheidungen auf den Markt?
Aus eigener, sehr bescheidener Erfahrung – Programmierung zweier mäßiger Handy-Spiele -, weiß ich, dass es eben nicht ganz so einfach ist, wie man es sich vorstellt. Eine Spiele-Produktion hängt von so vielen Faktoren ab, dass man eben nicht noch ein paar Extra-Monate Entwicklung in einen Titel steckt oder ein paar Funktionen umbaut und mit einem Schlag aus einem Mittelklasse-Spiel ein Blockbuster macht. Im Spannungsfeld zwischen optimaler Qualität, komplexer Programmstruktur und lohnender Investition müssen leider viel zu oft Kompromisse gemacht werden.
Selbst bei einem Titel wie The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena von erstklassigen Entwicklern der Marke Starbreeze, die Extra-Zeit bekommen, gelingt es oft nicht, die hohen Standards zu erfüllen. Zwar wurde durch den Wechsel des Publishers von Vivendi zu Atari aus dem Addon zu ihrem 2004er Klassiker Escape from Butcher Bay ein richtiges Spiel gestrickt, doch das Endergebnis erreicht nicht ganz die einmalige Qualität des Vorgängers.
Man merkt, dass die letzten 4 Stunden der Science-Fiction-Saga nachträglich eingefügt wurden – sie wirken aufgesetzt. Ein Spiel, das vor allem von seinen Schleich- und Nahkampf-Taktiken lebt, wird zu einem Shooter bei Tageslicht. Nicht die beste Entscheidung. Doch reicht es in Kombination mit dem technisch aufgemotzten Alltime-Klassiker Escape from Butcher Bay trotzdem für eine klare Kaufempfehlung oder zieht das eher schwache Ende das Gesamtpaket nach unten?
Hinter Riddick und seinen Chroniken steckt ein ganzes Universum, das auf einem australischen Independent-Science-Fiction-Film basiert, der 2000 die Genre-Fans begeisterte. In der Hauptrolle gab es den damals noch unbekannten Vin Diesel zu sehen, der sich als eiskalter, aber gerechter Verbrecher einen Namen machte. Der B-Movie hatte Erfolg an den Kassen, deshalb wurde für 2004 eine Fortsetzung angekündigt, die natürlich auch eine Computer- und Videospielfassung verpasst bekam.
Statt aber den üblichen Umsetzungs-Mist auf die Fangemeinde loszulassen, wurde von Vin Diesels Produktionsfirma Tigon und dem damals noch unbekannten, schwedischen Starbreeze Studio ein erstklassiges Prequel in Auftrag gegeben, das noch heute als einer der besten Shooter für die erste Xbox gilt. Gerade was Atmosphäre, Nahkampf-Spielmechanik und Immersion anging, haben die Schweden damals Zeichen gesetzt und das Genre neu definiert.
Da der Titel sehr spät im Xbox-Lebenszyklus erschien, wollten die Entwickler eine HD-Version für die Next Generation-Konsolen veröffentlichen und gleich auch noch ein kurzes Addon mitliefern, um den Besitzern des Erstlings einen Anreiz zu geben, noch einmal in die Tasche zu greifen. Leider passte Franchise und Produkt nicht mehr zum Mega-Publisher Activision-Blizzard und so wurde der Titel an Atari abgegeben, die Starbreeze mehr Zeit einräumten, um Assault on Dark Athena aufzumöbeln. Heißt: Ihr findet auf dem Datenträger gleich zwei, ca. 8 Stunden lange Kampagnen, um den sympathischen Psychopathen und seine düstere, brutale Welt.