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The Conduit

Halbgare Verschwörung

Man kommt noch vor dem Vorspann in einem halb eingestürzten U-Bahn-Tunnel unter der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. zu sich und wird wenig später, nachdem man eine kleine Einführung in die Steuerung erhalten hat, von merkwürdigen Kreaturen attackiert. Zielsicher kämpft man sich durch erste feindlich gesinnte Horden bis zu einer Art Portal, das der Protagonist durchschreitet und... nun, das erfährt man dann eben erst später.

Also alles auf Anfang – stellt euch an dieser Stelle einfach das Rückspulgeräusch eines Kassettenrekorders vor. High Voltage Software bedient sich der theoretisch interessanten Verschwörungsthematik, schafft es aber leider nicht annähernd, eine spannende Geschichte aus einer Alieninvasion, dem mysteriösen Prometheus, der Geheimorganisation „Syndikat“ und dem Secret-Service-Agenten Ford zu stricken.

Oftmals wünscht man sich mehr Details, mehr Hintergrundinfos, da lediglich an der Oberfläche dessen gekratzt wird, was man zum Beispiel in punkto Verstrickungen, Wendungen und Storyentwicklung aus Akte X kennt, das ja wiederum in die gleiche Kerbe schlägt. Die Erzählweise der Geschichte beschränkt sich auf Dialogboxen vor den jeweiligen Missionen und vertraut nicht – wie sonst zumeist üblich – auf ein paar schicke Zwischensequenzen im Verlauf des Spiels. The Conduit erweckt überhaupt mehr den Eindruck eines ersten Aktes, der nicht für sich alleine stehen beziehungsweise begeistern kann.

Wie man es richtig machen kann, zeigt nicht nur die Spieleindustrie immer wieder. Mass Effect, Matrix, Star Wars: Episode IV oder selbst Klassiker wie Wing Commander bilden jeweils den Auftakt einer Trilogie oder einer Reihe, ergeben aber stets auch Sinn, wenn man sich nur diesen einen Teil ansieht. Und genau das gelingt The Conduit eben nicht. Zu viele Fragen bleiben offen, zu viele, meiner Meinung nach wichtige Elemente wurden – ob absichtlich oder nicht – einfach weggelassen. Das Ende ist schlicht unbefriedigend und enttäuschend. Normalerweise hebt man sich ja gerne mal das Beste für den Schluss auf, doch hier spielt er sich wie jeder andere Level.

The Conduit - Multiplayer-Video

Der Kampagne mangelt es grundsätzlich an Höhepunkten, an die man sich im Nachhinein gerne zurückerinnert. Der Kampf gegen den haushohen Scarab in Halo 3, die Schlacht um die Citadel in Mass Effect oder die Auseinandersetzung mit dem Marshmallow-Mann in Ghostbusters. Das sind Szenen, die sich einem ins Gedächtnis brennen, an die man sofort denkt, wenn der Name des jeweiligen Spiels fällt. The Conduit bietet nichts dergleichen. Immer und immer wieder läuft man stattdessen durch monotone, lineare Schlauchlevel, zumeist in Form von Bürogebäuden oder Forschungslaboren. Zerlegt reihenweise Aliens, Agenten und Soldaten. Von einem Scharmützel geht es durch Korridore zum nächsten Kampf. Irgendwann erreicht man dann den Ausgang und folgt im nächsten Abschnitt wieder dem gleichen Muster.

Eher nervig sind die Portale und Brutstätten, aus denen immer wieder Aliens schlüpfen. Manchmal übersieht man im Gefecht einige davon, weil sie irgendwo in einer Ecke hängen, und wundert sich dann plötzlich, wieso die Fieslinge einem in den Rücken fallen. Unter Umständen kann das auch tödlich sein. Erledigt man die Teile nicht, würde man teilweise selbst nach zwölf Stunden noch an der selben Stelle sitzen und einen Widersacher nach dem anderen ins Jenseits schicken, da oftmals die vollständige Beseitigung des Gegners zum Vorankommen von Nöten ist. Auch interessant: Die oben beschriebene Szene in der U-Bahn kommt später exakt so gar nicht vor. Man passiert zwar die gleiche Stelle, allerdings erwacht man hier plötzlich nicht mehr auf dem Boden, sondern läuft putzmunter durch den Schacht.

Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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The Conduit

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