The Elder Scrolls 5: Skyrim - Test
Drachenspielplatz
Das gilt auch für ein anderes Manko des Vorgängers. Dort waren die mitlevelnden Monster für so manchen ein echtes Problem und das vollkommen zu Recht. Diese Mechanik hat Skyrim nicht herübergerettet, sondern dahin geschickt, wo sie hingehört. Irgendwo in Das Totale Dunkel Ewiger Abgründe Des Vergessens oder so. Jetzt hat jeder Ort und jedes Areal dazwischen solange keinen Schwierigkeitsgrad, wie ihr ihn noch nicht aufgesucht habt. Betretet ihr es das erste Mal, wird der Grad euerm aktuellem Level angepasst, um euch eine würdige Herausforderung zu bieten. Geht ihr weg, weil euch das zu heftig war oder ihr noch was anderes zu tun habt, als euch von ein paar Untoten vermöbeln zu lassen, dann geht woanders leveln und kommt später wieder. Die Untoten wurden nicht besser. Ihr schon. Payback, Problem gelöst. Zusätzlich könnt ihr noch zwischen fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen, wobei ich den Mittleren als ziemlich perfekt, den obersten als Selbstgeißelung und den untersten als Entspannungsurlaub empfinde.
Etwas, das man zumindest anging, aber immer noch eher halbherzig zurückließ, ist die Third-Person-Sicht. Es wurde stabiler, wackelt nicht mehr so herum und ist grundsätzlich spielbar, aber man merkt deutlich, dass es eher als zweite Wahl gedacht ist. Ganz nett, um bei längeren Laufstrecken ein wenig Abwechslung zu haben, aber im Kampf würde ich immer in die Ego-Sicht gehen. Es bleibt gerade für Nahkämpfer zu unpräzise, Magier und auch Diebe können damit wahrscheinlich eher leben. Und in Dungeons kann man sich damit sogar ein paar Kameraprobleme einhandeln. Nur ein Bonus und als solcher auch willkommen.
Und da wir damit auch offiziell bei der Optik angekommen sind: Die derzeit im Netz vor sich hinwabernde Kritik an den "matschigen" Texturen auf der Konsole... Oh, Kinder, wer auch immer ihr seid, kriegt euch ein. Das ist fünf Jahre alte Hardware mit weniger Hauptspeicher als euer Telefon. Die derzeitigen Textur-Platzhirsche auf der Xbox 360 erkaufen ihre Tapeten mit viel Geschick, vielen Tricks und vor allem der Tatsache, dass die Sichtweite halt etwas geringer ist als die, die man von der Zugspitze an einem wolkenlosen Tag hat. Das nämlich bietet Skyrim und der Preis dafür muss irgendwo bezahlt werden. Und ehrlich gesagt hätte ich gedacht, dass er weit höher ausfällt.
"Fantasy. Klischeetriefendes, mitunter kitschiges, oh so aberwitzig wundervolles Fantasy."
Ja, wer direkt an einen Stein herankrabbelt, wird nicht an der Maserung ablesen können, aus welchem geologischen Zeitalter er stammt. SFW! Das Design ergibt ein kohärentes Gesamtbild der nordischen Welt und jedes Objekt in ihr sieht immer noch mehr als nur gut genug aus. Das große Ganze entschädigt mehr als üppig für kleine Vergehen im Detail. Das funktioniert nicht bei allen Spielen, aber Skyrim gelingt es, die ideale Balance zwischen technischen Kompromissen und Ambitionen zu finden, um eines der schönsten Spiele dieser Generation auf den Screen zu zaubern. Wenn ihr hier dann lieber vor einer Mauer steht, um eine nicht ultraaufgelöste Textur anzuheulen, statt den Himmel und das Land dahinter zu genießen, ist das eure Sache.
Da ich weiß, dass es oben, wo es bereits schon einmal steht, etwas untergehen könnte, will ich es hier neben der Aussage, dass Jeremy Soule schon mal inspiriertere, aber selten schönere und technisch hochwertigere Soundtracks als den von Skyrim produzierte, noch mal ein großes und ausdrückliches Lob an die Lokalisierungsabteilung richten. Nach dem inzwischen ja legendären Oblivion-Debakel passt es hier von vorn bis hinten. Alles heißt, wie es soll, die Texte in Büchern oder die Dialoge sind im Deutschen kaum weniger stimmig und eine Heerschar kompetenter Synchronsprecher gibt dem ganzen Charakter. Da wollte man wohl was gut machen. Volle Punktzahl für euch, ihr "Eindeutscher".
Um berechtigten Fragen zur PC-Version vorzubeugen: Mir stand nur die 360-Version zur Verfügung. Ich habe bisher nichts von der PC-Version gesehen, kann die grafische Qualität oder die Umsetzung der Steuerung nicht einschätzen. Sobald ich eine Version bekomme, wird hier auf jeden Fall ein kleiner Artikel mit allem, was anders ist, nachgeschoben.
Skyrim... Fazit... Fangen wir mit dem einfachen Teil an. The Elder Scrolls 5: Skyrim erkämpft sich mit erhobenem Haupt seinen Status als würdiger Nachfolger einer der großen Ausnahmeserien, die das Medium zu bieten hat. Skyrim selbst als Tummelplatz von Monstern und Abenteuern erreicht kolossale Ausmaße und als nordischer Held wildes Land in Schnee und Eis zu erkunden, ist ein pures, praktisch endlos andauerndes Vergnügen. Wer einfach Fantasy, klischeetriefendes, mitunter kitschiges, oh so aberwitzig wundervolles Fantasy haben möchte, der findet hier eine bodenlose Schatzkiste, die einfach nicht aufhört, ihre Reichtümer über euch auszuschütten.
Und trotzdem möchte ich ein ganz klein wenig "Wünsch dir was" spielen. Das betrifft jetzt nicht so sehr das in die Jahre gekommen Nahkampf-System und seine nicht vorhandenen Adaptionen für den Kampf gegen Drachen. Es sind sicher nicht die Texturen. Skyrim ist ein wunderschönes Spiel und immer wieder kann ich stehen bleiben und seine Wunder genießen. Das ist es nicht. Ich möchte, dass es seine bequeme Nische als riesiger Abenteuer-Spielplatz verlässt. Entscheidungen und Konsequenzen, das ist es, wonach es laut dem Ultima-Veteranen Warren Spector geht und ich bin, je älter ich werde, immer mehr geneigt, ihm zuzustimmen.
Was wir hier haben, ist eine Spielwelt, die alles hat, was sie braucht, um den Spieler ein wirklich einmaliges Abenteuer erleben zu lassen. Und tut es auch. Aber wäre es nicht noch großartiger, könnte der Spieler mit seinen Handlungen diese Welt umkrempeln, würden ihm mehr relevante und irreversible Entscheidungen abgefordert werden, die dann auch intensiv durch komplexere Charaktere ausgespielt werden würden? Nun, nächstes Mal vielleicht. Dieses mal jedenfalls hat Bethesda das erste Ziel erreicht: Skyrim ist die schlicht perfekte Fantasy-Spielwiese. Drachen inklusive.
The Elder Scrolls 5: Skyrim ist ab morgen, dem 11.11.2011 für PC, Xbox 360 & PS3 erhältlich. Wer ganz viel Fantasy-Kitsch möchte und es sich leisten kann, kauft die Collector's Edition mit Drachenstatue. Die deutsche Version der Xbox-Fassung enthält ausschließlich die (wirklich gute!) deutsche Sprachfassung.