The Witcher
Vorort in Warschau: Hexerei und nackte Brüste
Die Fantasy-Welten von Andrzey Sapkowski haben nicht viel mit der Schwarz-Weiß-Malerei von „Herr der Ringe“ oder anderen Fantasy-Schinken gemeinsam. Bei ihm gibt es nur selten wirklich böse Charaktere, ohne das ihre Motivation offen gelegt wird. Selbst die Helden seiner Geschichten sind keine strahlenden Figuren, sondern innerlich zerrüttete Wesen, die oft mit ihrem Schicksal hadern.
Besonders ambivalent ist der Held des Rollenspiels The Witcher, das in der Nähe von Warschau bei dem polnischen Entwicklerteam von CD Projekt entsteht. Der polnische Autor liefert die Hintergrundgeschichte und beschreibt den Monster-Killer Geralt als einen Frauenhelden, der eine Schwäche für das weibliche Geschlecht besitzt und bei Drogen gern mal kräftig zulangt. So ist es nicht verwunderlich, dass The Witcher momentan noch recht freizügig und blutig daher kommt und dem Spieler mehrmals die Chance lässt, sich für einen Weg zu entscheiden. Ähnlich wie bei Knights of the Old Republic sollen diese Entscheidungen maßgeblich die Geschichte beeinflussen und dem Spiel eine einmalige Dynamik verleihen.
Wir waren für Euch bei einem Vorort-Termin in Warschau, um dem Titel ausgiebig unter die Lupe zu nehmen.
Gebimmel auf dem Burghof
Kommen wir gleich zu den drei Abschnitten, bei denen wir selbst Hand anlegen durften. Der erste Abschnitt spielt in einer Witcher-Burg, in der Geralt nach einem Kampf und einer entstandenen Amnesie Unterschlupf sucht. Doch es bleibt ihm kaum Zeit, sich von dem Gedächtnisverlust zu erholen. Der Standort der Witcher-Burg wurde verraten und feindliche Kämpfer versuchen, das Gemäuer zu stürmen. Dabei teilen sich die Angreifer in zwei Teams auf und Ihr müsst Euch entscheiden, wo ihr den Bösewichtern entgegen tretet. Entweder kämpft Ihr im Hof gegen ein mächtiges Insektenwesen oder aber, Ihr nehmt es in der Burg mit einem Zauberer auf. Geralt wird hierbei zum Teil von anderen Witchern begleitet, steuern kann man sie aber nicht.
Beide Kämpfe gestalten sich vollkommen anders und setzen später auch eine neue Kette von Ereignissen in Gang. Während Ihr beim Zauberer schnell und entschlossen seine Untergebenen ausschalten müsst, um ihn die Kraft zu entziehen, wird das Insektenbiest nur durch das Geläut großer Glocken verwundet. Schon in diesen Situationen zeigt sich, wie vielfältig das Kampfsystem von The Witcher angelegt ist. Erstmal besitzt Geralt drei unterschiedliche Kampfarten, die in Durchschlagskraft, Geschwindigkeit und Reichweite variieren. Außerdem gibt es zwei unterschiedliche Schwerter.
Mit dem Silberschwert mäht Ihr in Rekordzeit Monster um, während das stählerne Pendant allein bei Menschen zu ordentlichem Schaden führt. Geblockt wird automatisch, nur beim Zuschlagen müsst Ihr selbst aktiv werden. Und um Kombinationen auszulösen, bearbeitet Ihr im richtigen Takt die Maustaste. Gespickt mit den diversen Angriffszaubern, ergeben sich so eine beeindruckende Bandbreite von Offensiv-Möglichkeiten, die sich wohltuend von der oft stumpfsinnigen Konkurrenz abhebt.
Nach diesem beeindruckenden Kampf-Intermezzo verschlägt es uns auf einen Friedhof, wo wir nach Elfen-Rebellen suchen und eine Menschen-Enklave beschützen sollen. Die eigentlich so edle Rasse der Langohren ist nämlich der Ziel des eingangs erwähnten Rassismus und verdingt sich als Terror-Gruppe. Zunächst treffen wir jedoch jede Menge Ghouls, die gleich Bekanntschaft mit unseren neuen Zauberfähigkeiten machen. Dank Flammenspruch und schnellen Angriffen sind die ersten Ghouls zwar kein Problem, die reine Masse an Gegnern lässt die Lebensenergie allerdings dramatisch schrumpfen.
Seiner Ausbildung sei Dank, ist Geralt aber nicht nur ein hervorragender Kämpfer und Zauberer, sondern auch ein leidlicher Alchemist, der aus den ungewöhnlichsten Kräutern Tränke brauen kann. Doch die Tinkturen rufen fast immer Nebenwirkungen hervor. So werdet Ihr bei häufigem Genuss langsam aber sicher vergiftet und überlegt den Trip nur mit einem speziellen Gegenmittel. Dieser recht ungewöhnliche Umgang mit den Flüssigkeiten passt zu unserer nächsten Begegnung: Mitten in einer Ruine stoßen wir auf einen sprechenden Ghoul, der um Gnade winselt. In einem Multiple-Choice-Gespräch bekommt man dann einige interessante Hintergründe zur Lebensweise der Leichenfresser geliefert. Logischerweise dürft Ihr das Monster trotzdem um die Ecke bringen, später im Spiel kann sich diese Entscheidung aber zu Eurem Nachteil auswirken.
Findet Ihr dann letztlich die Elfen, bleibt Euch abermals die Wahl, ob Ihr Streit anfangt oder Euch nur wichtige Informationen einholt. Leider gab es auf dem Event noch wenig von den Auswirkungen der Handlungen zu sehen. Bisher muss man einfach den Entwicklern glauben, dass sie die Zusammenhänge richtig darstellen.
Hübsche Frauen mit Wackel-Brüsten
Abgesehen von jeder Menge Kampf, erhielten wir im letzten Abschnitt noch einen Blick auf die Interaktion mit anderen Charakteren. Dazu wurden wir fix in ein hübsches Dorf teleportiert, in dem Geralt mal richtig die Sau raus lassen durfte. So ist es ohne Probleme möglich, selbst den nettesten Zeitgenossen mit ein paar Schwertstreichen zu erledigen. Und sogar Questgeber sind dabei kein tabu. Natürlich gibt es immer einen Ruf zu verlieren, aber dank spezieller Aufgaben kann man diesen auch wieder aufbessern. Das Ziel dieser Mechanik: Der Spieler soll nicht eingeengt werden, sondern im Rahmen der Story alle Freiheiten besitzen, die auch Sinn machen. Gleichzeitig möchten die Entwickler aber die dichte Story aufrecht erhalten und schränken so die Bewegungs- und Aktions-Möglichkeiten sinnvoll ein.