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The World Ends With You

I'm goin' deeper Underground

Es sind immer die kleinen, kreativen Firmen, die all die wahrhaft innovativen Wege jenseits des ausgetretenen Pfades nehmen und uns wirklich neue Erfahrungen bringen.

So oder ähnlich dürfte wohl eines der zahlreichen Gerüchte der Videospielszene lauten. Und warum sollte es auch in aller Konsequenz wahr sein, schließlich haben die großen Läden ja viel mehr Geld, das sie mit sicheren Nummern und Fortsetzungen gesammelt haben. Und von Zeit zu Zeit, wenn ihnen mal langweilig ist, ihnen der Sinn nach etwas Speziellem steht, was auch immer – dann kommt so etwas wie The World Ends With You dabei heraus.

Square Enix dürfte wohl niemand als „klein“ bezeichnen und wenn das Gerücht oben so ganz richtig wäre, hätten sie ihre Energie nicht für diesen kleinen, ziemlich außerhalb der Mainstreambahn laufenden DS-Titel aufgebracht. Ein neues Final Fantasy oder, in diesem Falle, Kingdom Hearts wäre doch viel einfacher gewesen. Denn genau von dieser Truppe stammt der Ausflug in frische Gefilde jenseits des üblichen „Hau dem Drachen eins drüber“-Rollenspiels.

Zunächst einmal das Offensichtlichste des „Neu“ von The World Ends With You: Die Präsentation. Comicstil, Mangalook angereichert durch Animesequenzen, stylische Einblendungen mit Bildversatzstücken und vielen Elementen der fernöstlichen Zeichenkunst sind wirklich nett. Schade, dass diese Kunst auf zwei Screens verteilt sind, die in der Größe kaum ein Hundertstel eines handelsüblichen TFT-TVs ausmachen, wo die Kunst sicher noch eindrucksvoller gewesen wäre. Genauso wie die Story. Die Schöpfer von Kingdom Hearts durften sich austoben, wie wundervoll wäre es gewesen, ihnen dafür mehr Pixel zur größeren Wirkung einzuräumen.

Eine eigenwillige Geschichte, erzählt als eigenwilliger Manga.

Es ist schwer, ohne Spoiler die sehr dichte und intensive Handlung des kleinen Moduls zu beschreiben. Aber zumindest in den Grundzügen des Anfangs dreht es sich um das einmal im Jahr, in der zu unserer Welt parallelen Schattenebene, dem Underground, stattfindende „Reaper Game“. Alle negativen Emotionen in unserer Welt – Hass, Trauer, aber auch einfacher Stress und Verärgerung – haben ihren Ursprung nicht im Inneren der Person, sondern stellen einen Schatten dar, den eine Wesenheit aus dem Underground projiziert. Wirkung und Ursache werden in dieser Geschichte gewendet.

Ihr wandert mit Neku, bis zu seinem unfreiwilligen Wechsel in den Underground ein Durchschnitts-Teen-Kiddie von nebenan, und seinem bald dazu stoßenden Sidekick, dem seltsam anmutenden Mädchen Shiki und ihrer leicht morbid wirkenden Stoffkatze Mr. Mew, durch den Underground. Sieben Spieltage dauert das Reaper Game und Ihr müsst jeden Tag eine spezifische Aufgabe lösen.

Nicht immer wisst Ihr sofort, was dies sein könnte oder was es dann bewirken soll, aber ein Teil des Spaßes und des Mysteriums besteht ja auch darin, herauszufinden, worauf dies alles hinsteuert. Nichts ist wie es scheint, Ihr entdeckt immer einen neuen Twist und bis zum Finale… nur nicht zu viel verraten.

Eure Möglichkeiten der Interaktion zwischen Realwelt und Underground sind dabei keineswegs komplett passiv. Nicht nur die Wesenheiten hinter den Gefühlen der Menschen können Einfluss auf die Realität nehmen, auch Ihr selbst seid dazu mit ein wenig Erfahrung in der Lage. Da die beiden Realitäten überlappen, haben Veränderungen in der normalen Welt auch Einfluss auf den Underground.

Und das ist nur der untere Screen.

Statt physisch aktiv zu werden, beginnt Ihr die Gedanken der Menschen zu lesen und nehmt Einfluss auf sie. Setzt ihnen Ideen in den Kopf. Lenk sie in eine Richtung. Sie werden glauben, dass sie selbst dorthin wollten. Ihr kommt weiter. Aber nicht ohne Kämpfe. Square Enix wären nicht die, die sie sind, wenn es nicht zahllose Begegnungen zu überstehen gäbe. Nicht, dass Ihr in die Konflikte hineingezerrt werdet. Es steht Euch frei, wann und wo Ihr zu Felde zieht oder ob Ihr lieber für eine Weile den Stimmen in den Köpfen der Welt lauscht.

Solltet Ihr Euch dann aber doch irgendwann dem Kampfgeschehen widmen – und natürlich wird es nicht ohne gehen –, beginnt sich wirklich zu zeigen, wie sehr sich die Entwickler mit dem DS und seinen einzigartigen Möglichkeiten beschäftigt haben. Beide Screens werden genutzt, die Tasten kommen zum Einsatz, der Stylus sowieso und von Zeit zu Zeit ist auch Stimmeingabe nötig. Viel zum Handhaben, wie soll das gehen?

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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The World Ends With You

iOS, Nintendo DS

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