Tiger Woods PGA Tour 11
A little Foursome, anybody?
Tiger Woods PGA Tour 11 HD (360, PS3) hat die Jahreszahlen aufgegeben, was nicht schlecht ist, da der Zyklus der Serie wohl – entsprechend meiner letztjährigen Betrachtung – immer kürzer wird. Was ich nicht ganz verstehen kann. Oder vielmehr, ich verstehe sehr gut, dass Electronic Arts Geld verdienen möchte und eine zügig laufende Serie davon mehr generiert als eine, die auf der Suche nach lohnenden Innovationen ist. Ok, vielleicht ist das ein wenig hart, gibt es doch nicht weniger als vier echte Neuerungen. Kann man das irgendwie sagen, ohne dass es sich nach Zynismus anhört? Wahrscheinlich nicht. So oder so, das ist, kurz und knackig auf einer Zeile, neu in HD (Die Wii-Besitzer überfliegen das und steigen dann am Ende von Seite 2 dieses Textes richtig ein):
True Aim, Focus, Erfahrungspunkte, Ryder Cup.
Die Frage ist, ob sich hinter diesen kurzen Schlagwörtern etwas verbirgt, das Besitzer der 09 oder 10-version dazu bringen kann, sich für 11 zu begeistern. Fangen wir mit True Aim an. Zu der Art, wie bisher Golf in TW zu spielen, nämlich mit dem Heranzoomen an das Ziel, das genaue Positionieren des Zielmarkers und der einfachen Anzeige, wie viel Prozent Schlagkraft nötig sind, gesellt sich jetzt ein „realistischer“ Modus für die ganz Harten hinzu. Statt all dieser Informationen seht ihr eine recht weit herausgezoomte Draufsicht auf die ungefähre Zielfläche der aktuellen Bahn mit ein paar Entfernungsmarkern. 150, 200, 250 Yards.
Ihr müsst schauen, wo ihr hinwollt und dann selber abschätzen, welchen Schläger und wie viel Schwung ihr braucht, um diesen Punkt zu treffen. Auch das Ausrichten des Golfers wird nicht einfacher, da die Blickrichtung nicht in der Zielfläche mit angezeigt wird. Und es ist erstaunlich, wie viel ein paar Grad zu weit gedreht auf 300 Yards ausmachen können. Die Kamera bleibt auch beim Spieler, sobald der Ball durchstartet und je nachdem, wie Kommentatoren und Publikum reagieren, könnt ihr einschätzen, wie der Ball bei einem langen Schlag hinter einen Hügel zur Ruhe kam. Sehen werdet ihr es erst beim nächsten Abschlag. Fast wie im richtigen Leben.
True Aim ist eine sinnvolle Ergänzung für alle, die seit langem die Serie spielen und die Mechaniken perfekt im Griff haben. Es steigert den Schwierigkeitsgrad sinnvoll und vor allem ohne irgendwie zu betrügen. Ich glaube nicht, dass allzu viele Spieler es letztlich nutzen werden, denn es wird teilweise, gerade bei komplizierten Schlägen, mitunter wirklich haarig schwer. Nicht unfair, nur halt realistisch. Und ich weiß nicht, wie viele sich dem aussetzen möchten. Wer es jedoch wagt, findet einen durchdachten neuen Spielmodus.
Focus ist eine Art Special-Power-Balken, der sich durch gutes Spielen auffüllt und für alle möglichen Sachen genutzt werden kann. Spin und Overdrive beim Abschlag gab es früher umsonst, jetzt bedarf es Focus. Mit Focus kann man auch den Zielkreis genauer fassen und einen besseren Schlag landen. Und vor allem dient es der Putt-Preview, die man nun so oft ausführen kann, wie der Focus-Balken noch was hergibt. Was nicht lange ist, da gerade die Putt-Preview heftig davon zehrt. Das Focus-System funktioniert vom Start weg hervorragend und gibt den „Special-Powers“ sinnvolle Grenzen, ohne sie zu sehr zu beschneiden. Man überlegt sich nun gut, ob man den letzten Rest lieber für einen Spin oder doch den Putt aufhebt. Eine nette, taktische Note, die unerwartet ausgereift mit den bisherigen Mechaniken harmoniert.
Das neue Erfahrungspunkte-System ist nicht wirklich neu, aber die Art, wie sehr ihr darauf angewiesen seid, schon. Ich kreierte einen neuen Golfer und startete die PGA-Tour. Nach der ersten Front-9 lag ich fünf Schläge zurück und begann mich ernsthaft zu fragen, was hier los ist. Letztes Jahr beendete ich meine erste Runde noch leicht unter Par.
Speziell das Putten stellt sich zu Beginn in 11 als harte Herausforderung heraus und das Grün scheint viel schwerer zu lesen zu sein als je zuvor. Das ist es auch, zumindest solange ihr nicht ein paar Punkte in die Fertigkeit investiert, eben jenes Grün interpretieren zu können.
Die Punkte sammelt ihr durch alles, was man auf dem Platz an guten Dingen – Birdies, Eagles, GIRs, abgeschlossene Turniere, usw. – vollbringt, während richtig mieses Zeugs, ein guter +6 nach misslungener Wasserüberquerung beispielsweise, auch schon mal Punkte abzieht. Ihr müsst in den ersten Monaten der Tour einfach damit leben, dass ihr kurz abschlagt, kleine Fehler hart daneben gehen können und das Putten einen teilweise am Pad nagen lässt. Der Vorteil dabei ist natürlich, dass es sich weit mehr als in den letzten Jahren wie eine echte Belohnung anfühlt, gut zu werden und endlich mal ein Turnier mit ein paar Schlägen drunter abzuschließen.