Tom Clancy's EndWar
Das Ende aller Kriege
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit einen richtigen Atomkrieg überlebt, ist verschwindend gering. Mit genug Atomwaffen, um den gesamten Erdball zu verstrahlen und dem Öko-System mit einem nuklearen Winter den Todesstoß zu versetzen, haben die Atommächte lange Jahre an der Politik der Abschreckung fest gehalten. In Dutzenden Planspielen wurde überlegt, wie man dieses Nullsummenspiel gewinnen könnte. Verzweifelt versuchten Generäle eine Lösung zu finden, doch jeder Atomschlag würde mit dem Gegenschlag die total Vernichtung bedeuten.
Da kam man auf der russischen Seite auf die glorreiche Idee, diesen Krieg auf konventionelle Weise zu führen. Mit einer stattlichen, militärischen Übermacht könnte man mit einem Handstreich halb Europa einnehmen, ohne dass die Alliierten Zeit hätten, zu reagieren. Allerdings waren sich die Meisterstrategen nie darüber einig, ob die NATO bei einem solchen Schlag nicht doch zu Atomwaffen greifen würde. Dann würde wiederum Fall 1 eintreten und die Menschheit wäre am Arsch. Ein Umstand, der dafür verantwortlich ist, dass wir in der Schule kein Russisch lernen müssen oder als deformierte Mutanten die verbrannte Erde durchstreifen.
Auch bei Ubisofts erstem Tom Clancy Echtzeitstrategietitel EndWar sind sich die Kriegsparteien darüber einig geworden, dass ein Krieg mit Atomwaffen nur die Vernichtung der Menschheit nach sich ziehen könnte. Nach einem begrenzten Einsatz von Nuklerawaffen im Nahen Osten und 20 Millionen Toten wurden im All gewaltige SDI-Stationen positioniert, die jeden Angriff mit Interkontinentalraketen zunichte machen.
Ein System, das hervorragend funktionierte, bis jemand auf die Idee kommt, dass nun Plan B – der mit dem konventionellen Angriff – eine gute Alternative ist. Statt den erwarteten Frieden zu erzielen, überziehen die Armeen des 21. Jahrhunderts nach einem Crash der Weltwirtschaft im Jahr 2020 die Erde erneut mit Krieg – ohne Atomwaffen, aber dafür mit den fast ebenso verheerenden Technologien der Zukunft.
"Unit 3, Move to A. Unit 4, Attack Hostile 4. Unit 1, Secure Whiskey." Mit einem Knopfdruck, einem Satz und ein wenig Konzentration werden drei Einheiten auf unterschiedliche Missionen geschickt, ohne sich mit dem Joypad die Finger zu brechen. Selbst leicht gebrochenes Englisch genügt, um generalstabsmäßig die Front zu verlegen. Auf den Ubidays hat Game Director Michael de Plater (Total War-Reihe) damit bewiesen: Die Sprachsteuerung von EndWar funktioniert. In der halbstündigen Hands On-Session gab es zwar ein paar kleine Aussetzer, für eine Vorabversion wirkte das Ganze jedoch schon sehr stimmig.
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann das Spiel übrigens auch komplett über Tastaturbefehle steuern, verpasst dadurch aber ein sehr praktisches und vor allem stimmungsvolles Feature. Denn ein Manko von Konsolen-Strategie-Titeln wird damit aus der Welt geschafft. Die Reaktionszeit auf Angriffe sinkt je nach Übung auf nur wenige Sekunden. Kein langwieriges Herumscrollen mehr, einfach ein „Show, Unit 1“ genügt und das Spiel springt zum Beispiel mit der Kamera direkt zum Spielgeschehen.
Nach einer kurzen Einführung ging es ohne Umweg in den „Conquest“-Modus. Der Gegner: Eine mittelstarke KI. Die Karte: Brüssel. Beide Seiten müssen Missionsziele einnehmen, verteidigen und attackieren. Im fertigen Spiel können auf solchen Karten maximal acht menschliche Spieler im 4vs4-Modus antreten. Habt Ihr mehr als die Hälfte der Missionsziele erobert, startet einen Countdown, der nur durch die Rückeroberung unterbrochen werden kann. EndWar erinnert dabei ein wenig an Dawn of War beziehungsweise Company of Heroes, was ganz sicher keine Schande ist.
Die Parteien: Die European Enforcers Corps, die Eingreiftruppe der ehemaligen Europäischen Union, und die Joint Strike Force, der US-amerikanische Zusammenschluss aus Army und Navy. Aus den ehemaligen Freunden sind inzwischen bittere Feinde geworden. Beim Kampf um die letzten Ressourcen geht es nicht mehr um Völkerrecht, die Genfer Konvention oder alte Bündnisse. Es geht um das nackte Überleben, im Notfall auch über die Leiche der anderen.