Tom Clancy's EndWar
Das Ende aller Kriege
“Deploy, Command Vehicle.“ In einer letzten, verzweifelten Anstrengung versuche ich, ein wenig Planung ins Spiel zu bringen. Die mobile Kommandozentrale erlaubt das Aufrufen einer taktischen Übersichtskarte, belegt im Gegenzug aber auch einen ganzen Einheitenslot. „Sitrep.“ Das Spielfeld zeigt sich in stilechter Satellitenoptik. Reichweiten, Einheiten-Status und feindliche Basen sind eingezeichnet. Hier lässt sich der Titel fast wie bei einem klassischen Strategietitel steuern. Im restlichen Spiel geht es nämlich immer aus einer Third-Person-Perspektive zu Sache, die man mit den Sprachbefehlen und den Analogsticks frei positioniert.
Der Countdown ist inzwischen bei einer Minute angelangt. Meine Niederlage ist besiegelt, aber ich möchte nicht still abtreten. Mit einem wütenden „Airstrike, Bravo“ lege ich einen feindlichen Stützpunkt in Schutt und Asche. Die Basis wird damit komplett aus dem Spiel genommen, allerdings hat sich die KI inzwischen auch den vorletzten Stützpunkt gesichert. Der Computer hat mich gnadenlos geschlagen. Ich war einfach zu langsam.
Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Erst einmal wird sich eine Übersetzung der Sprachbefehle einfinden. Ihr müsst also kein Englisch pauken. Außerdem werden die Verknüpfungsmöglichkeiten auch als Text dargestellt. Einheitenbezeichnungen und Missionsziele erlernt Ihr folglich, im wahrsten Sinne des Wortes, „spielend“. Zusätzlich bietet der Titel ein umfangreiches Tutorial, um Euch das ungewohnte System näher zu bringen. Berührungsängste sind fehl am Platz.
Die Solo-Kampagne findet auf einer Weltkarte statt. 40 Schauplätze auf der Nordhalbkugel gilt es zu erobern. Die Locations entsprechen in etwa ihrem realen Vorbild. Neben Städten wie Paris und Brüssel erwarten Euch auch ländliche Gebiete und Bergszenarien. Die Geschichte selbst wird in aufwändig produzierten Zwischensequenzen weiter erzählt. Die einzelnen Gefechte sind zum Teil geskriptet und zum Teil schlichte Zufallskämpfe. Anspielen konnte man die Kampagne aber noch nicht.
Deutlich spannender als dieser eher traditionelle Ansatz ist der konsistente Multiplayer-Modus „Theatre of War“. Wenn Ihr Euch einloggt, müsst Ihr hier eine Partei wählen und kämpft gegen die anderen Gruppen. Wurde eine bestimmte Anzahl von Kämpfen pro Karte gewonnen, geht der Bereich an Eure Fraktion über. Gelingt es einer Seite den dritten Weltkrieg zu gewinnen, wird der Server zurück gesetzt und das Spiel beginnt von neuem.
Mehr gab es zu diesem Modus noch nicht aus den Entwicklern herauszuholen. Auch zu der ominösen Verknüpfung mit anderen Tom Clancy-Titeln wollte Ubisoft bislang keine Stellung nehmen. H.A.W.X.-Piloten, die Luftangriffe auf EndWar Schlachtfeldern durchführen oder etwa die Integration des H.A.W.X.-Multiplayer in den „Theatre of War“-Modus? Klingt auf jeden Fall interessant, zur E3 versprach man uns neue Informationen.
So weit, so gut. Abschließend ein paar Takte zum Sorgenkind: Der Grafik. Trotz Unreal Engine 3 sieht EndWar erschreckend bieder aus. Die Einheiten überzeugen einerseits mit vielen Details, andererseits ist die Inszenierung recht karg. Selbst das über 1 Jahr alte World in Conflict zaubert deutlich mehr Effekte auf dem Bildschirm und inszeniert die Schusswechsel spektakulärer. Vor allem die mageren Bodentexturen und die langweiligen Gebäude passen nicht so ganz zum HighEnd-Anspruch des Titels. Also ein Gruß von mir an das Grafikteam: „Haut rein, Jungs!“
Meine Zweifel in puncto Sprachsteuerung sind ausgeräumt. Ubisoft Shanghai ist es gelungen, eine zuverlässige, schnelle und vor allem stimmungsvolle Lösung zu finden, die viele Probleme aus der Welt schafft. Man braucht zwar etwas Übung, aber sind die Befehle erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen, geht es Ruckzuck. Ob man damit am Ende wirklich schneller ist als mit dem Joypad, mag dahingestellt sein. Fest steht, dass die Commandos über das Mikrofon um einiges cooler sind als langweiliges Knöpfchen drücken.
Schade, dass wir nicht mehr vom „Theatre of War“-Modus mitbekommen haben. Der Ansatz klingt extrem spannend und könnte in Kombination mit anderen Tom Clancy-Titeln zur Höchstform auflaufen. Titel wie Steel Battalion haben gezeigt, wie spaßig solch eine konsistente Online-Welt sein kann. Das Team muss nur darauf achten, dass sie das Balancing vernünftig hinzubekommen, dann klappts auch mit dem Spielspaß. Aber: Leider gibt es nicht nur Positives von den Ubidays zu vermelden. Die Grafik ist für einen AAA-Titel einfach noch zu durchschnittlich und könnte sich als echte Hürde erweisen. Für einen dritten Weltkrieg rumst es einfach noch nicht kräftig genug. Das haben die Jungs von Massive mit ihrem World in Conflict deutlich beeindruckender hinbekommen.
Tom Clancy's EndWar erscheint wahrscheinlich Ende 2008 für Xbox 360 und Playstation 3.