Tom Clancy's H.A.W.X.
E.R.S.T.K.L.A.S.S.I.G.
Ein Überschallknall zerreißt die Stille in 10.000 Fuß Höhe. Zwei moderne Kampfflugzeuge kreisen umeinander, versuchen, den anderen in die Zielerfassung zu bekommen oder gar den Gegner direkt mit der Bord-MG vom Himmel zu holen. Minuten verstreichen, keiner kann die Überhand erringen. Dann fängt eine Maschine, eine nagelneue F-16 Vista, an zu steigen. 50, 60, 70 Grad. Fast waagrecht steht sie in der Luft, lässt die Triebwerke ausgehen und stürzt steil nach unten.
Der feindliche Vogel, eine altersschwache Mig-29, ist hindurch getaucht. Ein scharfer Stoß mit dem Nachbrenner genügt, das amerikanische Flugzeug schwenkt herum und erfasst den Gegner. Zwei Sidewinder-Raketen verlassen die Außenpositionen, jagen dem Ziel entgegen und erwischen es mitten in einer Kurve. Ein Feuerball breitet sich aus, frisst sich durch den Rumpf und lässt spektakulär die Tanks in die Luft gehen.
Der Kampf ist vorbei. Die Technik der neuen Generation hat sich durchgesetzt. Mit der so genannten Schubvektorsteuerung ist es gelungen, den Feind auszumanövrieren und so im harten Dogfights als Sieger davon zu fliegen. Statt wie bisher auf starre Triebwerke zu setzen, sind die Düsen bei dieser neuen Technologie auf mindestens einer Ebene schwenkbar. In Kombination mit so genannten Entenflügeln kann das Flugzeug den Strömungsabriss aka Stall so lange wie möglich herauszögern.
Die Kampfflugzeuge werden dadurch enorm wendig und scheinen den Kräften der Physik zu trotzen. Im Nahkampf sind sie den alten Maschinen deutlich überlegen und können sie ohne Probleme ausmanövrieren. Trotzdem wurde diese Erfindung, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und noch aus dem kalten Krieg stammt, bislang nie vernünftig in einem Videospiel umgesetzt.
Titel wie Ace Combat 6 setzen lieber auf Pseudo Science Fiction-Elemente, wie etwa fliegende Flugzeugträger und unrealistische Mehrfach-Raketenmunition. Ihr Flugmodell hat sich dagegen in den letzten 10 Jahren kaum verändert. Dogfights verwandeln sich folglich in langatmige Kurvenschlachten, die sich zum Teil über Minuten hinziehen können. Der Kampf gegen feindliche Flieger-Asse wird zu einem zermürbenden Stellungskrieg, der dem Titel viel Dynamik raubt. Aber geht es denn mit einem simplen Joypad deutlich besser? Lässt sich solch moderne Technik vernünftig umsetzen?
Wenn es nach den Entwicklern von Ubisoft Bukarest geht, auf jeden Fall. In einem ersten Demo-Level von Tom Clancy's H.A.W.X. funktionierte ihr System schon einmal recht beeindruckend. Auf Knopfdruck werden die ganzen Flughilfen abgeschaltet und das Flugzeug in einer weit entfernten Außenperspektive gezeigt. Nun könnt Ihr extreme Flugmanöver vollführen: Schnell steigen, scharf bremsen und fast auf der Stelle drehen.
Das System durchbricht dabei zwar immer wieder die Grenze des Machbaren, aber es funktioniert. Geschickte Piloten können die halbe Mission in diesem Modus verbringen und so ohne Probleme selbst das härteste Schlachtengetümmel überleben. Doch es geht auch anders.
Zieht Ihr die Cockpit- oder die Außenperspektive vor, bietet H.A.W.X. diverse Assistenten, um Euch auch in einem harten Luftkampf zu behaupten. Zusammengefasst unter dem Namen Enhanced Reality System offeriert dieser Assistent auf Knopfdruck Manöveralternativen, um zum Beispiel einen Gegner in die Zielerfassung zu bekommen oder einer Rakete auszuweichen.
Farbige Vektoren zeigen Euch nach der Aktivierung die beste Flugroute an. Versteckt sich zum Beispiel ein Panzer zwischen Wolkenkratzern, schickt Euch das System erst einmal in einem Steigflug, sodass Eure Raketen das Ziel von oben zerreißen. Besonders Einsteiger werden sich über dieses Feature freuen, das man am ehesten mit der Ideallinie bei einem Autorennspiel vergleichen kann.