Top Spin 3
Spiel, Satz und Sieg
Als gäbe es nicht schon genug zu lernen, wurden auch Aufschlag und Lob mit einem neuen System ausgestattet. Um einen besonders harten Aufschlag oder einen präzisen Lob einzusetzen, müsst Ihr den rechten Analogstick zum Ausholen nach hinten drücken und dann nach vorne ausholen. Im Notfall könnt Ihr die beiden Schläge auch ganz normal mit einem Knopf bedienen, mit dem Stick ist aber eine deutlich präzisere Kontrolle möglich.
Beim Service ist es sogar möglich, dem Ball einen Spin mitzugeben und durch einen optimalen Treffer die Stärke zu erhöhen. Auch die Risiko-Schläge haben ihren Weg in den dritten Teil gefunden. Sie sind inzwischen noch schwerer auszuführen und liefern nicht genug Gegenleistung. PAM Development ist hier ein Stück über das Ziel hinausgeschossen und schränkt damit die Spielweise etwas ein. Mit genug Übung meistert Ihr natürlich auch die Risiko-Schläge, doch so viel Zeit werden nur absolute Profis investieren.
Im Karriere-Modus das gleiche Bild: Auf der einen Seite sammelt Ihr endlich während der normalen Partien Erfahrungspunkte und müsst Euch nicht zwingend mit den Trainingseinheiten beschäftigen, andererseits sind die Übungsstunden ganz dem Rotstift zum Opfer gefallen. Entspanntes Aufleveln zwischendurch entfällt also komplett.
Nach einer kleinen Qualifikationsrunde, in der Ihr mit den gesammelten Erfahrungspunkten erste Fähigkeiten verbessert, steigt der Schwierigkeitsgrad mit dem ersten Saisonturnier rapide an. Da ist es doch wunderbar, dass Euch der Titel jeden Monat die Wahl zwischen einem extrem harten oder einem nahezu unschaffbaren Turnier lässt.
Wundert Euch also nicht, wenn es wie im richtigen Leben eine Weile dauert, bis Ihr mit einer dicken Portion Losglück Eure ersten Erfolge feiert. Mit steigendem Level schwindet die gegnerische Dominanz und sogar der erste Turnier-Sieg ist fällig. Die Punkte, die Ihr dort erhaltet, wirken sich auf die Rangliste aus. Erreicht Ihr am Saisonende einen vernünftigen Platz, dürft Ihr eine Klasse höher weitermachen.
Was auf den ersten Blick wie eine Leveltretmühle klingt, wird durch die unterschiedliche Spielweise der Gegner abgemildert. Während Virtua Tennis und Co. die Abwechslung im Karriere-Modus aus lustigen Nebenaufgaben und Spielchen zieht, will Top Spin 3 Euch durch die individuelle Spielweisen der Gegner bei der Stange zu halten. Oft genügt ein Blick auf das Datenblatt Eures Kontrahenten, um seine Vorgehensweise zu erahnen. Wenn zum Beispiel eine der Fantasy-Figuren mit starken Aufschlags- und Volley-Werten auftrumpft, müsst Ihr Euch wohl kaum auf lange Grundlinienduelle einstellen.
Eine Sonderstellung nimmt dabei die Ausdauer ein. Je nachdem, wie hoch dieser Wert ist, könnt Ihr viel laufen, ohne dass Euer Pulsschlag die Skala durchbricht. Gerade auf Sandplätzen ein nicht ganz unwichtiger Faktor, da mit extremen Werten Eure Fehlerhäufigkeit zunimmt. Im späteren Verlauf verliert dies leider immer mehr an Bedeutung, weil die Matches in der Karriere nur auf drei Sätze beschränkt sind. Ausdauernde Spieler profitieren von ihrer Spezialität nur im Online-Modus.
Tadellos ist dagegen die Charaktererstellung. Das System erreicht bei der Komplexität neue Höhepunkte und trumpft mit individuellen Animationen, Gesten und Sprüchen auf. Nach etwas investierter Zeit ist es diesmal sogar möglich, eine menschenähnliche Figur auf den Court zu stellen. Schade, dass dies den Entwicklern bei den unlizenzierten Gegnern nur selten gelungen ist. In der ersten Saison schlägt dieser Uncanny-Valley-Effekt gleich mehrmals zu.