Top Spin 3
Spiel, Satz und Sieg
Ein Manko, das durch die Detailverliebheit des virtuellen Tenniszirkus wieder ausgeglichen wird. Neben einer realistischen Schweißentwicklung findet Ihr Sandspuren auf Eurer Tennishose, seht Wolkenschatten über den Platz ziehen und ergötzt Euch an den wunderhübschen Tennisplätzen.
Auf den ersten Blick mag der realistische Stil nicht so spektakulär wirken wie zum Beispiel in Virtua Tennis 3, doch in Kombination mit den lebensechten und abwechslungsreichen Animationen entsteht eine nahezu perfekte Kopie der Realität. Optisch gleichen sich Xbox 360- und PS3-Fassung wie ein Ei dem anderen. Nur bei der Framerate zieht Sonys Supercomputer den Kürzeren, was bei dem recht pingeligen Spielsystem immer wieder zu unvermeidbaren Punktverlusten führt.
Online zieht Ihr wie gehabt mit Eurem Karriere-Spieler in die Schlacht und könnt Euch in Einzelspielen und umfangreichen Wettkämpfen die Filzkugel um die Nase hauen. Doppel-Ranglistenspiele sucht Ihr vergebens. PAM Development hat sich auf Einzelmatches konzentriert und lässt Euch nur im freien Online-Spiel gemeinsam in die Filzballschlacht ziehen.
Die Qualität des Matchmaking-Systems war mit der Testversion nicht überprüfbar, angesichts der Erfahrungen aus den letzten Teilen müsst Ihr Euch aber kaum Sorgen machen. Die Integration in die Karriere ist immer noch einmalig und alleine der Online-Modus dürfte Euch über viele Monate beschäftigen. Vorausgesetzt, die Entwickler bekommen das Balancing auf die Reihe.
Für ein entspanntes Spiel zwischendurch wartet auch diesmal der Exhibition-Modus auf Euch. Dort könnt Ihr mit Eurem eigenen Charakter oder mit Profis selbst definierte Spiele austragen. Besonders hervorzuheben sind hier Tennislegenden wie Boris Becker und Björn Borg. Vor allem die Umsetzung ihrer Spielweise ist erstklassig gelungen. Wer möchte, stellt ein Match auf die Beine und klärt ein für alle mal, ob Boris Becker gegen Roger Federer eine Chance gehabt hätte.
Bevor Ihr Euch diesen Titel zulegen wollt, solltet Ihr Euch die Gewissensfrage stellen: Arcade oder Simulation? Die Lernkurve ist happig, das System fast zu realistisch und der Weg zur Weltspitze verdammt weit. Wer sich nicht intensiv mit dem Spielsystem beschäftigt, wird schnell das Handtuch werfen.
Selbst nach vielen Stunden gelingt es kaum, einen Risikoschlag vernünftig ins Feld zu bringen, geschweige denn immer perfekt den Ball zu treffen. Belohnung für die Mühe sind die wohl realistischsten Ballwechsel der Videospielgeschichte und eine unglaubliche Befriedigung, wenn man zum ersten Mal einen richtig guten Gegner bezwungen hat.
Der Titel zieht also einen Großteil seiner Faszination aus der Lernwilligkeit der Spieler. Eine entspannte Runde mit Freunden gelingt nur unter der Prämisse, dass auch diese bereit sind, sich zumindest eine gewisse Zeit mit dem Titel zu beschäftigen. Wem diese Einstiegshürde zu hoch ist, der sollte lieber auf einen Arcade-Titel zurückgreifen. Echte Tennisfreunde werden Top Spin 3 dagegen lieben. Nichts ist dem Zufall überlassen. Und nur Könner haben auch online eine Chance. Für sie sind selbst die kleineren Kritikpunkte, wie der abgespeckte Karriere-Modus, die deutlich zu komplizierten Risikoschläge und die harsche Lernkurve, irrelevant.
Top Spin 3 erscheint am 20. Juni für Xbox 360, PS3, PC, Wii und DS.