Tournament of Legends
Vom Gladiator zur Legende?
Das Beat’em-Up-Genre ist ohne Wenn und Aber fest in japanischer Hand. Street Fighter, Soul Calibur, Dead or Alive, Virtua Fighter, Tekken, King of Fighters... japanische Prügler sind der internationalen Konkurrenz nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ eine gute Faustlänge voraus.
Vielversprechende Konkurrenten wie Rares Killer Instinct haben zwar Ehrenplätze auf den Most-Wanted-Listen der Fans, rangieren aber in den Plänen der Publisher irgendwo zwischen „da war doch mal was“ und „ja, irgendwann vielleicht“ - und das berühmt-berüchtigte Mortal Kombat sorgte schon immer mehr durch plakative Gewalt als durch spielerischen Feinschliff für Aufsehen.
Jetzt tritt SEGA-Partner High Voltage Software in den hart umkämpften Beat’em-Up-Ring und schickt einen mythologisch angehauchten 3D-Waffenprügler für die Wii in den Kampf um die Gunst des wählerischen Publikums. Das Motto dabei: Wir nehmen die Elemente, die bei den japanischen Prügel-Königen am besten funktionieren, packen ein wenig zeitgemäße Bewegungserkennung dazu und würzen das Ganze dann mit unseren eigenen Ideen und einer kleinen, aber erlesenen Kämpferschar. Eine interessante Rechnung, die letzten Endes aber eher bedingt aufgeht.
Das die wichtigste Inspiration für Tournament of Legends ist Namco Bandais grafisch stets wegweisende Soul-Calibur-Reihe ist, das bemerkt der Kenner auf den ersten Blick. Viele der Stages könnten direkt aus Teil 2 oder Teil 3 des Kult-Geprügels stammen und auch so manche Figur würde im Soul-Calibur-Universum nicht vollends deplaziert wirken. Und wie die eleganten Namco-Recken treten auch die anfangs acht Figuren von Tournament of Legends allesamt mit Waffen und magischen Spezialattacken in den Ring.
Dem war aber nicht immer so: Wer ein wenig die Entstehungsgeschichte des einstmals als Gladiator A.D. angekündigten Prüglers verfolgt hat, der wird sich hier doch verwundert die Augen reiben, zeigen frühe Trailer doch noch ein völlig anderes Spiel: Mit harten, verbissenen Kämpfen im Sand antiker Arenen und blutigen Finishing-Moves unterscheidet sich die frühe Version des Spiels doch stark vom weit weniger gewalttätigen, viel stärker im Fantasy-Reich angesiedelten Tournament of Legends und erinnert eher an Filme wie 300.
Nur ein Gladiator hat es dann letzten Endes ins finale Line-Up geschafft: Der arrogante Marcus Antonius ist selbst sein größter Fan, zitiert bei Siegen den großen Cäsar und kommt mit seinem britischen Akzent reichlich großspurig daher. Der Rest der Schar ist weit fantastischer ausgefallen: Jupiter ist eine lebendig gewordene Statue die sich für den Herrn der Götter hält, Narcia eine schuppige Schlangenfrau, Volcanus ein mechanischer Krieger, der von einem kleinen Wissenschaftler im Rollstuhl gelenkt wird, und mit Bravehoof stapft ein ausgewachsener Minotaurus in den Ring.
Ein cleverer Einfall ist die Tauschbarkeit von Waffen und magischen Fähigkeiten. Von jedem Gegner, den man im Story-Modus erledigt, bekommt man in bester Mega-Man-Manier die Magie und manchmal auch die Waffe, um sie dann selbst einzusetzen. So könnt ihr Gegner dann lähmen, vergiften oder mit Blitzen auf Distanz halten, das bringt einen Hauch Taktik ins Spiel und sorgt trotz des überschaubaren Kämpferfeldes für willkommene spielerische Abwechslung.
An einem Faktor mangelt es Tournament of Legends leider gewaltig: An der Eleganz. Die legendären SEGA-Kämpfer bewegen sich allesamt eher behäbig durch die Arena und beharken sich mit vergleichsweise wenigen Schlagkombinationen. Schnelle Ausfallschritte, behändes Ausweichen oder lange, fließende Schlagserien werdet ihr hier vergeblich suchen. Speziell das Fehlen eines schnellen, weitreichenden Offensivmanövers kostet das Spiel Dynamik. Oft fuchtelt ihr in der Luft herum, weil ihr trotz farbiger Anzeigen auf dem Boden den Abstand zu eurem Gegner unterschätzt habt. Entwickler High Voltage setzt eher auf wuchtige Schläge und aufwendig inszenierte Spezialattacken, trotzdem fehlt es den meisten Kämpfen einfach an „flow“.