Transformers: Kampf um Cybertron
Bay my ass!
Der Scientist ist am flexibelsten. Er richtet als Scharfschütze mit Unsichtbarkeit und seinen Flugfähigkeiten enormen Schaden an oder aber hält als Heiler eure Truppe am Leben. Der Scout überzeugt vornehmlich durch sein kleines Profil, ist dadurch deutlich schwerer zu treffen und mit Abstand am schnellsten. Er ist vor allem bei der Conquest-Variante hilfreich. Er erreicht so nämlich blitzschnell das entsprechende Zielgebiet und verschafft euch so einen echten Vorteil. Bei jeder Klasse fangt ihr übrigens wieder bei Null an, besitzt also einen individuellen Level.
Apropos Individualität: Mit der Zeit schaltet ihr weitere Chassis frei, die ihr noch zusätzlich farblich anpassen könnt. Eigene Roboter lassen sich leider nicht erstellen. Neben dem erwähnten Conquest-Modus gibt es noch diverse Deathmatch-Varianten, Capture-the-Flag-Ableger und einen Modus namens Power Struggle, in dem ihr ein Areal vor der gegnerischen Bombe schützen müsst. Habt ihr genug Abschüsse erzielt, könnt ihr noch Killstreak-Fähigkeiten aktivieren, die meist dem ganzen Team zugute kommen. Neben mehr Firepower und zusätzlicher Munition steht euch mit fünf Abschüssen in Folge aber auch ein mächtiges Energieschwert zur Verfügung, mit dem ihr Instant-Kills verteilt. Genau wie in der Kampagne wird hier wenig Originäres geboten, Spaß macht die Jagd nach Erfahrungspunkten aber trotzdem.
Allein beim Balancing muss High Moon dringend nachlegen. Insbesondere die Waffen sind nur mittelprächtig ausbalanciert. In den Händen eines guten Spielers ist die Gatling-Gun des Soldaten absolut übermächtig. Während andere Schießprügel kaum den Lack der Riesenroboter abkratzen, sammelt ihr damit Multi-Kills am laufenden Band. Außerdem sind einige der späteren Perks viel zu schwach, um die lange Wartezeit zu rechtfertigen. Die taktische Tiefe erreicht so zu keinem Zeitpunkt das Niveau eines Modern Warfare 2 oder Bad Company 2.
Während also Kampagne und Multiplayer sehr gut, aber nicht wirklich überragend sind, sammelt Transfomers mit der Horde-Variante Escalation Punkte. Wie beim Vorbild müsst ihr in diesem Modus auf zwei Karten (eine Decepticon, eine Autobot) insgesamt 15 Gegner-Wellen überleben. Eure Feinde werden dabei von Angriff zu Angriff immer stärker und zahlreicher. So weit, so bekannt. Doch es gibt ein entscheidendes Element, das aus Escalation solch einen Game-Winner macht. Für jeden Abschuss bekommt ihr Punkte, die ihr in stärkere Waffen, frische Munition und Lebensenergie stecken könnt. Die wirklich durchschlagskräftigen Schießprügel und Granaten verstecken sich dagegen hinter speziellen Toren, die ihr mit der gewonnenen Energie erst einmal öffnen müsst.
Ihr müsst euch also zu Beginn genau überlegen, wie ihr die nächsten Wellen besiegen wollt. Setzt ihr zu Beginn zuerst auf die Standard-Bewaffnung, spart so auf bessere Kanonen und versucht eure gesamte Munition zu verbrauchen, bevor ihr euch Nachschub holt? Oder geht ihr den sicheren Weg: Ladet immer rechtzeitig Leben und Munition auf und bringt euch so nie in Gefahr. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Auswahl eures Roboters. Wie in der Kampagne gibt es zwei unterschiedliche Fähigkeiten, die jeder Transformer einsetzen kann. Eine Standard-Kraft, die sich selbstständig regeneriert und in Form der Unsichtbarkeit hier besonders nützlich ist. Und ein zweite Kraft, die ihr erst durch Kills aufladet.
Megatron kann mit dieser zum Beispiel Gegnern Lebensenergie absaugen, ein Scout ein automatisches Geschütz positionieren oder ein Scientist eine Schockwelle auslösen, die ordentlich Schaden macht. Die Team-Zusammenstellung kann also am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden. Bei den zufälligen Gruppen kam ich bisher nie über Level 13 hinaus.
Zum Schluss noch ein paar Worte zu den unterschiedlichen Versionen: Leider präsentieren sich die Playstation-3- und die PC-Fassungen etwas schwächer als auf der Xbox 360. Hauptmanko: Das fehlende Anti-Aliasing. Angesichts von Hunderten kleinen Metallstücken, großen Flächen und durchsichtigen Anzeigen wirkt das Bild so deutlich unruhiger und dementsprechend unsauber. Auf dem PC lässt sich dieses Problem zwar durch eine Umbenennung oder die Grafikkarteneinstellungen aus der Welt schaffen, doch ohne ausreichende Grafikoptionen werden sich hier vor allem Besitzer von schwächeren Systemen über die nur mittelprächtige Umsetzung ärgern. Bis auf diesen Makel sind die Versionen inhaltlich absolut gleich und bewegen sich auch bei der Performance auf ähnlichem Niveau.
Keine Frage, Transformers: Kampf um Cybertron ist in erster Linie ein Spiel von Fans für Fans. Mit viel Liebe zum Detail wurde das Feeling der Fernsehserie auf den Bildschirm gebannt, selbst die etwas schwülstigen Ansprachen und der bewusst dramatische Ton passen da wie die Faust aufs Auge. Aber auch spielerisch hat die Sommer-Überraschung einiges zu bieten. Vom erstklassigen Drei-Spieler-Koop-Modus über den von Modern Warfare 2 inspirierten Multiplayer-Modus bis hin zum absolut genialen Escalation-Modus, der die Koop-Erfahrungen der Konkurrenz locker links liegen lässt, ist der Titel eine absolut runde Angelegenheit.
Ok, hier und da erreicht die Grafik nicht ganz die Klasse moderner First-Party-Titel, das Game-Design ruht sich auf Standards aus und das Leveldesign bietet oft nur Durchschnitt, doch im Rahmen des Universums haben die Designer einen verdammt guten Job hingelegt. Wer also beim Namen Transformers keinen Brechreiz bekommt, auf dicke Roboter, einen gelungenen Mehrspieler-Modus und eine spannende Kampagne steht, sollte unbedingt zugreifen. Ein großartiger Sommer-Blockbuster, der die Michael-Bay-Verfilmungen im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lässt und dem echte Fans gern noch einen Extrapunkt geben dürfen.
Transformers: Kampf um Cybertron ist für Xbox 360, PS3 und PC erhältlich. Zusätzlich gibt es eine Nintendo DS und Wii-Fassung, die sich inhaltlich aber stark von der Next-Gen-Fassung unterscheidet.