Skip to main content

Trauma Center: Second Opinion

Doktorspielchen!

(Schwester Tanja) Herr Doktor, Herr Doktor, ich glaube, ich leide unter einem postmenstrualen Stress-Syndrom.

(Doktor Lampe) Schwester Tanja, muss ich mir Sorgen machen? Ich brauche Sie doch im OP. Wie genau äußerst sich denn dieses Syndrom?

(Schwester Tanja) Ich fühle mich in einem Déjà-vu gefangen. Egal wohin ich auch schaue, was ich auch höre und anfasse, alles scheint mir so unheimlich vertraut. Ich kann sogar den Ablauf der Dinge vorhersagen. Wobei ich gestehen muss, dass die Dimensionen in meinen Erinnerungen etwas kleiner ausfallen.

Lehrbuch-Artikel 1: Scharfkantige Gegenstände immer vorsichtig aus der Wunde ziehen.

(Doktor Lampe) Soso, ein Deja-Entendu-Phänomen bedingt durch Stress. Das wäre eine medizinische Sensation - vielleicht sollten wir Sie auf Nervengifte und halluzinogene Substanzen testen. Was macht Ihr Drogenkonsum?

(Schwester Tanja) Herr Doktor, bitte unterlassen Sie doch diese unverschämten Anspielungen. Ich kann Ihnen 100 prozentig versichern, dass ich das hier alles schon einmal erlebt habe. Nun ja, fast alles. An eine Reihe von Operationen, durchgeführt von Ihrer geheimnisvollen Kollegin Nozomi Weaver sowie Ihnen beiden im Team, kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Was keinesfalls gegen die Dame sprechen soll. Unter uns gesagt: Diese Ärztin macht Ihnen in Sachen medizinisches Handwerk noch einiges vor. Oder durften Sie schon einmal Knochen zusammenflicken, eine Nieren-Transplantation vornehmen oder eine Operation im Scheine einer Taschenlampe und dem Blitzlicht eines Fotoapparates durchführen?

(Doktor Lampe) Sie meinen die junge Austauschkollegin aus Fernost? Ich traue ihr nicht über den Weg, obgleich ihre medizinischen Fähigkeiten erstklassig sind. Wie sie mit den Knochen jongliert ist einzigartig, hätte ich nicht besser gekonnt. Allerdings wäre es für alle Beteiligten von Vorteil gewesen, hätte sie erst einmal erklärt, wie sie den Eingriff vorzunehmen gedenkt. Anfangs stand ich vor einem Rätsel und wusste folglich nicht, welche Prozedur mit dem Forceps anzuwenden ist. Aber Probieren geht über Studieren, nicht wahr, Schwester. Ach, sie haben ja gar nicht studiert.

Lehrbuch-Artikel 2: Nach der Positionierung spritzen Sie ein Blut verlangsamendes Mittel in die Venen.

(Schwester Tanja) Herr Doktor, ich muss doch sehr bitten. Ohne meine fachliche Mithilfe wären Sie im Operationssaal doch vollkommen verloren. Bedenken Sie nur all die Ratschläge und Hinweise, die ich Ihnen zwischen der Laserbehandlung, dem Umgang mit der Drainage und den Skalpell-Schnitten zuflüstere.

(Doktor Lampe) Natürlich sind Ihre Hinweise äußerst hilfreich, andererseits jedoch auch mitunter etwas nervig. Im Allgemeinen begrüße ich schöne Frauen in meiner Nähe, aber wenn Sie mit ihrem hübschen Gesicht die Sicht versperren, kommen Menschen dadurch zu Schaden. Also, wenn der Puls fällt, Bahn frei für den Doktor, einverstanden?

(Schwester Tanja) Den Vorwurf, ich versperre Ihnen die Sicht bei den Eingriffen, muss ich vehement von mir weisen. Oder spielen Sie da etwa auf den Zwischenfall mit der mehrfachen Tumorbildung bei unserem Risiko-Patienten an? Hätten Sie, wie zu Beginn erklärt, die zweite Funktion des Ultraschalls richtiggehend benutzt und so das Sichtfeld verschoben, wäre es zu dieser Misere gar nicht erst gekommen. So oder so haben Sie kaum Grund, sich zu beschweren. Aufgrund des zugänglichen Besteckes, das Sie mittels unseres medizinischen Sticks, in Kennerkreisen Nunchuck genant, zu Ihrer linken Seite auswählen und intuitiv mit der rechten Hand führen, sind die Operationen für Veteranen doch überwiegend ein Klacks. Oder meinen Sie nicht?

(Doktor Lampe) Sehr gut beobachtet, Schwester. Früher habe ich oft auf Reisen praktiziert und diese Operationen treiben mir heute noch den Angstschweiß auf die Stirn - fast hätte ich durch all den Frust meinen Job an den Nagel gehängt. Doch plötzlich gelingt jeder Handgriff intuitiver denn je und die verbesserte Zugänglichkeit rettet in Extremsituationen Leben. Und davon hatte ich reichlich in den letzten Tagen. Langweile ist ein Fremdwort, denn jeder Tag bietet eine neue Herausforderung. Speziell dank dieser schlimmen Krankheit namens GUILT, die gerüchtweise zu Terrorismuszwecken freigesetzt wurde.

(Schwester Tanja) Ja, die Virenstämme von GUILT machen uns wahrlich das Leben schwer. Dennoch....nicht jeder angehende Mediziner ist in dem Fach so bewandert wie Sie und ich. Besonders die taufrischen Assistenz-Ärzte, die zum ersten Male das Messer schwingen, könnten zu Beginn mit der Anwendung etwas überfordert sein. Zumal unser Chefarzt darauf verzichtet hat, im Vorfeld für einen angemessenen Lehrgang zu sorgen.