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Trinity Universe

Kunterbunter Sprechdurchfall

Erinnert sich hier jemand an den Test zum PS3-Crossover-Rollenspiel Cross Edge? Damals habe ich das grafisch simple und spielerisch eher komplizierte, aber doch nach einiger Zeit recht interessante Japan-RPG mit einer doch ganz ordentlichen 6/10 bewertet, mich dabei aber auch gefragt, wer denn nun eigentlich genau die Zielgruppe für den seltsamen Mix aus japanischem Lolita-Kitsch-Design und Kämpfen mit gefühlten 32 Balken, Zählern und Energieleisten darstellen soll.

Tja, offenbar gibt es die wirklich. Nicht nur, dass Cross Edge offiziell in Deutschland veröffentlicht wurde, jetzt ist auch der spirituelle Nachfolger Trinity Universe hierzulande erschienen. Hätte man gar nicht für möglich gehalten! Inhaltlich und spielerisch hat der nichts mit Cross Edge zu tun, auch wenn so manche Figur schon im vorherigen Crossover auftauchte.

Gaben sich in Cross Edge noch die Figuren aus sechs Nischen-RPGs die Klinke in die Hand, wird der Crossover-Aspekt bei Trinity Universe zurückgeschraubt. Neben den vornehmlich neuen Figuren beehren nur eine handvoll bekannter Gesichter aus Nippon Ichis Disgaea und Gusts Atelier-Serie die Welt von Trinity Universe mit ihrer Anwesenheit.

Eines muss man der Welt von Trinity Universe lassen, originell ist sie allemal. Im Netheruniverse tauchen all die Dinge auf, die anderswo verloren gehen. Alles mögliche treibt dort durch den Raum: Bowlingkugeln, riesige Sushi-Stückchen, ganze Bibliotheken.

Etna in der dritten Dimension: Die Modelle sind nicht allzu detailliert, treffen aber den typischen Nippon-Ichi-Look recht gut.

Gelegentlich gehen diese Objekte auch auf Kollisionskurs mit dem Zentrum dieser Welt. Da liegt es dann an den Dämonengöttern, sich zu opfern und zu magischen Kristallen zu werden, um die Heimat zu schützen.

Kanata hat da aber keine Lust drauf: Gemeinsam mit der etwas zwielichtigen Tsubaki tritt er die Flucht an, um sich seinem großen Hobby – dem Essen – zu widmen. Und nähert sich ein gefährliches Objekt, dann wird das einfach betreten, flugs seiner Schätze beraubt und schließlich der Gravitationskern zerstört, schon entfernt sich die Bedrohung wieder. Aber Kanata hat ein Problem: Die zweite spielbare Figur, Rizalea. Die sieht gar nicht ein, dass sich Kanata so einfach seiner Verantwortung entzieht und will ihn zurückbringen. Vor Spielbeginn habt ihr die Wahl zwischen beiden Figuren, und die entscheidet nicht nur über die Story, sondern auch über die verwendeten Systeme zur Charakterentwicklung.

Einen guten Teil des Spiels verbringt ihr mit dem Anschauen der Storysequenzen und dem Stöbern in Menüs. Nur in den Dungeons bewegt ihr eure Party direkt in 3D durch die Gegend. Dort wird ganz klassisch gesucht, gestöbert und gekämpft. In den rundenbasierten Zufallskämpfen reiht ihr schnelle, harte und magische Attacken per Knopfdruck aneinander und löst so Spezialmanöver aus. Jede Attacke kostet dabei ein paar Punkte. Wollt ihr ein besonders mächtiges Manöver vom Stapel lassen, kann es durchaus vorkommen, dass ihr erst einmal eine oder zwei Kampfrunden pausiert, um den nötigen Vorrat zu akkumulieren.

Die Prinnys kennen wir aus Disgaea, Geisterdame Pamela stammt aus der ersten Atelier-Iris-Episode auf der PS2.

Spielsystem, Charakterentwicklung und Kampfsystem sind allesamt nach etwas Eingewöhnungszeit recht verständlich. Trotzdem legt euch das Spiel gerne große Hindernisse in den Weg. Wollt ihr das beste und einzige, wirklich befriedigende Ende erreichen, dann dürft ihr euch keine Fehler leisten und nichts verpassen. Nur wenn ihr die entsprechenden Sidequests absolviert, könnt ihr der Handlung wirklich auf den Grund gehen. Einziger Trost: Habt ihr Trinity Universe durch, habt ihr die Möglichkeit, dank „New Game +“ jede Menge Ressourcen mit in den nächsten Anlauf zu übernehmen.

Die Präsentation von Trinity Universe ist weitaus aufwändiger als noch bei Cross Edge. Nippon Ichi, Gust und Idea Factory haben sich von den knuffigen SD-Sprites verabschiedet und schicken jetzt ähnlich knuffige Polygonhelden in den Kampf: Figuren wie Disgaea-Dämonin Etna erleben so zum ersten Mal die dritte Dimension. Auch die Portraits in den Dialogen wurden aufgewertet: Hochaufgelöst und stets subtil in Bewegung, machen sie weit mehr her als die starren Bitmap-Standbilder von Cross Edge und Konsorten.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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