UFC Undisputed 2010
Blut, Schweiß und Tränen
Lange Zeit scheiterte ich auf dem zweitniedrigsten Schwierigkeitsgrad aber dann an dieser Hürde. Obwohl ich kontinuierlich meine Submission-Verteidigung ausbaute, gelang es Brock Lesnar und Antonio Nogueira, mich noch in der ersten Runde zu Boden zu werfen und mit einem blitzschnellen Aufgabegriff aus dem Rennen zu werfen. Erst nachdem sich nach der zehnten Submission-Verteidigung der Gummi meines Analogsticks aufgelöst und ich viel Blut, Schweiß und Tränen vergossen hatte, fand ich endlich eine Lösung. Buttonmashing.
Dank der hohen Schlagkraft meines Kämpfers konnte ich meiner Kontrahenten durch kontinuierliche Schläge auf Abstand halten und mit ein bis zwei Lucky Shots nach zwei Runden zu Boden schicken. Nicht die feine englische Art, aber äußerst effektiv. Aber keine Sorge, in höheren Schwierigkeitsgraden hat man damit keine Chance.
Unterm Strich ist es aber Entwickler Yuke mit vielen neuen Detailverbesserungen gelungen, die erstklassige Atmosphäre auszubauen und die taktische Tiefe zu erhöhen. Die Gefechte sind deutlich schneller, dynamischer und im Prinzip einfacher geworden. Im Stand bearbeitet ihr euch gegenseitig mit leichten und starken Schlägen, Spezialattacken und Tritten. Theoretisch könnt ihr auf Knopfdruck Schläge blocken, aber angesichts der hohen Geschwindigkeit ist dies deutlich schwerer als im Vorgänger.
Komplizierter wird es dann im Clinch, also dem Nahkampf mit festem Halt am Gegner. Ihr könnt auch hier Attacken auslösen, Griffe wechseln oder einen Wurf ansetzen. Je nachdem, wie stark ihr in dieser Disziplin seid, wie ausdauernd und kräftig, könnt ihr euch wieder auf Distanz bewegen oder einen Takedown versuchen. Ist dieser gelungen, wird es wirklich knifflig. Mit Drehbewegungen des rechten Sticks versucht ihr euch in die richtige Position zu schieben, Arme und Beine unter Kontrolle zu bringen oder Schläge anzusetzen. Ihr könnt euren Gegnern schlagen, ihn versuchen abzuwerfen oder eine Submission anzusetzen. Klingt nicht nur kompliziert, sondern ist es auch.
Immerhin wurden die Animationen an dieser Stelle stark verbessert und wirken natürlicher. Auch wenn es immer wieder zu kleinen Physik- und Animationsfehlern kommt. Was die restliche Grafik angeht, bewegt sich der Titel auf hohem Niveau. Speziell die vorgefertigten Kämpfer sehen erstklassig aus. Man sieht jede Narbe, jede Tätowierung und selbst kleinste Verletzungen. Im Gegensatz dazu entstehen im Editor nicht immer ansehnliche Exemplare. Mein bewusst etwas korpulenterer Fighter – soll ja realistisch sein – hat gigantische Brüste und droht ständig nach vorne zu fallen. Auch Dana White, Bruce Buffer und die anderen Figuren könnten hübscher sein. Manchmal schlägt das Uncanny Valley hier gnadenlos zu.
Die Karriere wurde dagegen generalüberholt. Nach der etwas sperrigen, aber umfangreichen Generierung eines eigenen Kämpfers müsst ihr euch anfangs noch durch die Unterliga WFA boxen. Ihr startet mit recht niedrigen Charakterwerten und arbeitet euch immer weiter nach oben. Zwischen den Kämpfen wird fleißig trainiert, um Grundwerte wie Kraft, Geschwindigkeit und Kardio zu steigern oder aber durch Sparring eure Kampfskills zu erhöhen.
Da nur eine bestimmte Anzahl an Wochen Zeit bleibt, müsst ihr taktisch geschickt eure Kondition und eure Erschöpfung ausbalancieren. Eine besonderes Rolle nehmen sogenannte Fight-Camps ein, in denen ihr neue Bewegungen und Attacken erlernen könnt. In einer dieser Sparring-Runde werden hohe Tritte, Knieattacken zum Kopf oder Würfe trainiert. Schade: Auch Griff und Clinch-Aufgaben beginnt ihr im Stand. Die gesetzten Ziele, eine bestimmte Anzahl von Kombinationen und erfolgreichen Aktionen durchführen, sind so deutlich schwerer zu erreichen.
Auf Dauer nervig und zu gleichförmig sind Interviews und Extra-Aktivitäten. Nach einem erfolgreichen Platzierungskampf werdet ihr von einem der Original-Kommentatoren zum Ausgang befragt und könnt dabei respektvoll oder verachtend antworten. Das Ergebnis ist die Steigerung eures Ansehens, eurer Populariät und eurer Beziehungen. Leider ähneln sich Fragen und Antworten zu sehr. Es werden immer nur die letzten oft gleichförmigen Aktionen in der Zeitlupe gezeigt und mit entsprechend austauschbaren Sätzen kombiniert. Im Laufe einer bis zu zwölf Jahre dauernden Karriere wird es da schon mal langweilig. Auch die freien Trainings, ständigen Interviews und Showkämpfe lenken nur von der eigentlichen Titeljagd ab, lassen sich aber immerhin mit einem simplen „Nein“ abblocken.