Venetica
Der Tod steht ihr gut
Die Amazone kann zwischen der realen Welt und dem Jenseits wechseln. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen versorgt der geistreiche Benedict sie mit Informationen und gibt Tipps. Zum anderen sieht Scarlett nur in der Twilight-Zone bestimmte Portale, die an geheime Orte führen.
Die wohl lässigste Möglichkeit: Unser wehrhaftes Fräulein, das Ihr aus der Verfolger-Perspektive steuert, hat in der Parallelwelt komplette Bewegungsfreiheit. Als nützlich erweist sich das beispielsweise, um ungesehen in den Rücken von Feinden zu schleichen. Zwei Gespenster stehen Scarlett im Verlauf des Abenteuers gar als Schlüsseldienst zur Verfügung. Bei Bedarf einfach rufen, fertig.
Der lustige Totenland-Teleportier-Schnickschnack funktioniert nur, wenn die Heldin über genug Twilight-Energie verfügt. Die wird neben dem rollenspieltypischen roten Lebensbalken und der blauen Zauberkraft in Violett angezeigt. So lange es links oben hübsch lila leuchtet, kann Scarlett nicht komplett über den Jordan gehen. Weil sie ja ein Rückreiseticket hat. Praktisch.
Hinsichtlich der Kämpfe verspricht Claas Wolter von dtp taktische Tiefe, jedenfalls im Vergleich zu anderen Action-Rollenspielen. „Button-Mashing und Hack & Slay sind nicht gefragt.“ Es geht eher um Timing: Wenn etwa während eines Duells die Hand der Heldin leuchtet und Ihr den Schlagknopf in diesem Moment erneut drückt, sind ähnlich wie in Fable 2 so genannte Kettenangriffe möglich.
Allerdings soll das Hauen und Stechen variantenreicher ausfallen. So sind unterschiedliche Kombinationsattacken und Ausweichmanöver möglich. „Das Kampfsystem besitzt viele weitere Besonderheiten, bis zu spektakulären Boss-Kämpfen, für die sich der Spieler besondere Taktiken überlegen muss“, erklärt Jan Klose, Kreativ-Chef bei der Entwicklerfirma Deck 13.
In Venetica wimmelt es vor phantasievollen Kreaturen. Mir haben es besonders ein paar monströse Fledermäuse und eine Art Riesenmaulwurf mit gigantischen Hauern in einer Höhle angetan. Außerdem schindete eine tonnenschwere Löwenstatue mächtig Eindruck, die lebendig wurde, als Scarlett gerade nichts ahnend einen geplätteten Standardgegner plündern wollte. Mein lieber Herr Gesangsverein! Tja, und dann wären da noch die Chef-Widersacher. Die gibt's bei Venetica quasi im praktischen Doppelpack.
Als erstes tritt der holden Maid ein Luder in Lack und Leder gegenüber (das ich fast schärfer fand als die Protagonistin, Schande über mich). Problem: Die Kung-Fu-Fuchtel-Furie hüpft ständig auf Plattformen umher. Angriffe mit Fernwaffen hat Scarlett nicht drauf. Was also tun? Nägel lackieren, Schuhe kaufen, kratzen und beißen hilft ja ausnahmsweise mal nicht.
Deshalb – und diesen „Spoiler“ vergesst Ihr bitte wieder, bis das Spiel im Herbst erscheint – muss man zum Kriegshammer greifen und Stützpfeiler zertrümmern. Die Plattformen brechen zusammen und die Amazone kann die Konkurrentin gepflegt schnetzeln. Jetzt schlägt die Stunde des doppelten Lottchens: Bosse in Venetica verfügen über eine zweite Gestalt, um die Ihr Euch im Totenreich kümmern müsst. Im Fall der schwarz gewandeten Assassine ist dies eine riesige Schlange.
Es gab aber noch einen zweiten Boss-Vertreter zu sehen. Dieser ist Kapitän auf einem riesigen Schiff, das in Venedig ankert. Der Perser, optisch an Dschingis Khan erinnernd, hat eine riesige Zweihandaxt, mit der er Scarlett zu Hackepetra verarbeiten möchte. Einfach auf ihn einprügeln bringt nichts. Hat man aber des Rätsels gefunden und den Typen besiegt, heißt ab ins Totenreich, wo der bereits anfangs erwähnte Riesenteufel wartet.