Skip to main content

Vom Starcraft-Profi zum Poker-Champ

Dominik 'Korn' Koferts Royal Flush

Eurogamer: Du meinst also, Poker ist eher mit einem Strategiespiel zu vergleichen – im Gegensatz zu anderen so genannten Glücksspielen?

Dominik Kofert: Poker hat sowohl eine Glücks- als auch eine Strategie-Komponente. Das besondere ist allerdings, dass es durch die Strategie-Komponente möglich ist, einen positiven Erwartungswert zu erzielen – man gewinnt also trotz der zufallsbedingten Schwankungen als guter Spieler auf lange Sicht Geld.

Eurogamer: Dann verrate uns mal den Number One-Tipp. Diesen einen Tipp, den man am besten an die Schlafzimmerdecke schreibt, um ihn morgens und abends vor Augen zu haben.

Dominik Kofert: Der Number One-Tipp für Anfänger ist definitiv: Spielt nur die stärksten Hände. Wenn ihr diese spielt, dann spielt sie aggressiv.

Eurogamer: Was war Dein lustigstes Erlebnis in den vergangenen zwei Jahren, seit es Pokerstrategy gibt? Hast Du irgendwelche Anekdoten auf Lager?

Dominik Kofert: Nun, ich weiß noch wie ich damals meine erste und einzige Einzahlung bei einer Pokerseite vorgenommen habe – voller Misstrauen. Das lustige ist, dass letztendlich meine gesamten Pokergewinne und auch PokerStrategy.cc letzten Endes auf diese eine Einzahlung zurückzuführen sind.

Eurogamer: Und skandalöser? Irgendwelche Drohungen von Spielern, die Haus und Hof verzockt haben? Da kann es doch sicherlich gefährlich werden, wenn man nicht aufpasst.

Dominik Kofert: Quatsch, also das sind die typischen Märchen. Siehst Du, einige Leute denken, etwas über das Pokern zu wissen und bedienen dadurch das Klischee vom dunklen Hinterzimmer. Dabei ist das doch genau das, was ihr verurteilt in der Games-Branche. Ich erinnere kurz an die Killerspieldebatte.

Zudem hat unsere Seite für die typischen Zocker keine große Attraktivität. Wir lehren Poker nach strategisch-mathematischen Gesichtspunkten. Disziplin, Geduld und Ehrgeiz sind hierbei wichtige Stichpunkte. Diese Eigenschaften passen einfach nicht zum typischen Zocker.

Eurogamer: Poker ist seit einem Jahr auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Es gibt jede Menge Fernsehwerbung und aber auch Turnier-Übertragungen, die wirklich spannend sind. Denkst Du das ist ein Trend oder könnte Deutschland langfristig Poker-infiziert sein? In den USA ist es ja seit jeher ein Dauerbrenner.

Dominik Kofert: Das ist sicher kein kurzfristiger Trend. Deutschland ist einer der stärksten Poker-Märkte weltweit und hat einige der besten Spieler in diesem Bereich. Texas Hold’em wird sich als langfristige Turnier-Sportart aber auch als Freizeitspiel durchsetzen.

Eurogamer: Wenn ich hauptsächlich Online spielen wollte, bringt es da was, abends in geselliger Runde mit Freunden zu trainieren? Oder auch irgendwelche Zock-Shows anzuschauen, um mich weiter zu "bilden"?

Dominik Kofert: Eher nicht. Die TV-Übertragungen sind zum einen stark geschnitten, zum anderen fehlen dem Zuschauer viele wichtige Informationen. Die Kommentatoren sagen bewusst wenig zur richtigen Strategie, da sie das unerfahrene TV-Publikum nicht verwirren möchten. Und beim Spiel unter Freunden steht meistens der Spaß im Vordergrund. Für tiefe strategische Analysen ist dort nicht der Platz.

Eurogamer: Spielst Du nur Online? Oder anders herum gefragt: Bist Du Online wie Offline gleich erfolgreich, weil es nur eine Sache der Strategie ist? Im Fernsehen meinen die Kommentatoren immer, dass es zwei Welten sind. Warum?

Dominik Kofert: Beim Online-Poker liegt der Fokus eindeutig auf dem Strategiespiel Poker selbst – in seiner reinsten Form. Beim Live-Poker kommen noch die sog. "Tells" hinzu, d. h. Gestiken und Mimiken, die vielleicht Aufschluss über die Hand des Gegners geben könnten.

Der große Vorteil beim Online-Poker ist, dass man dort als erfahrener Spieler an mehreren Tischen gut und gerne seine 300 bis 400 Hände pro Stunde spielen kann – und zwar nahezu um beliebig kleine Einsätze. Dies ist ideal, um das Spiel schnell zu erlernen.

Live kommt man gerade mal auf gut 35 Hände pro Stunde – und die Einsätze sind für junge Leute einfach zu hoch. Deshalb kommt es durchaus vor, dass ein 20-jähriger Internet-Pro insgesamt mehr Hände gespielt hat, als jemand, der seit 20 Jahren live pokert. Und dadurch, dass sich der Internet-Spieler komplett auf den strategischen Komponenten konzentrieren kann, ist er dem Live-Spieler spieltechnisch häufig überlegen. Der Ausgleich erfolgt dann zum Teil durch Erfahrung und oben genannte Erkennung von "Tells". Ich selbst spiele nur gelegentlich live Poker, habe aber bisher gute Resultate erzielt.

Eurogamer: Pokerstrategy.cc ist multi-lingual. Hast Du da schon mal Unterschiede feststellen können? Mal so ganz Klischee-behaftet: Spielen Italiener draufgängerisch und Skandinavier rationaler?

Dominik Kofert: Glücklicherweise nicht. Schließlich propagieren wir, dass es beim Poker gute und schlechte Strategien gibt – und wir möchten unseren Spielern, egal welche Sprache sie sprechen, nur die besten Strategien vermitteln.

Eurogamer: In diesem Sinne. Vielen Dank.

Schon gelesen?

Verwandte Themen
PC