War Leaders: Clash of Nations
Zweiter Weltkrieg mit Verlängerung
Mit dem Charme einer Steuererklärung haut das Logo interessierten Strategie-Fans das Szenario von War Leaders mit einer Rechts-Links-Kombination um die Ohren. Mächtige Großbuchstaben künden von abgestandenen Weltkriegs-Schlachten in einem ausgelutschten Umfeld, obwohl man das eigentlich schon alles einmal gesehen hat. Doch statt einer einzelnen Armee, einem Schwadron oder einer Spezialeinheit stehen hier die Staatenlenker des Zweiten Weltkriegs im Zentrum des Geschehens.
Die brutalen Charakterköpfe, die gemeinsam die Welt in den Abgrund führten und für 50 Millionen Tote verantwortlich waren. Zeitgenossen, die man eigentlich schnell wieder vergessen möchte. Doch so lange sich dort die deutsche Strategiespiel-Maschinerie Erfolg verspricht, wird der Zweite Weltkrieg ein Thema bleiben, auch wenn sich die restliche Spielwelt schon lange anderen Trends zugewendet hat.
Immerhin soll der Titel kein Einheitsbrei werden und lockt mit einem neuen Ansatz: Statt ein simples Rundenstrategiespiel oder eine dröge Echtzeitklopperei zu realisieren, soll ein echter Total War-Konkurrent entstehen, der im Rundenstrategiemodus sogar mit Civilization mithalten möchte.
Kein Wunder also, dass ich bei dem drögen Namen, dem dazu passenden, unansehnlichen Logo und den ambitionierten Zielen nach der ersten Ankündigung eher skeptisch reagierte. Doch als ich dann das gute Stück in Echtzeit laufen sah, wurde mir schnell klar, das unter dem unansehnlichen Äußeren jede Menge Spielspaß verborgen liegt.
Beeindruckend ist schon die Weltkarte, die sich wirklich komplett erobern lässt. Dazu haben die Entwickler die Dauer des Krieges bis 1950 ausgeweitet. So stehen Euch elf Jahre mit je 52 Wochen zur Verfügung, um die Weltherrschaft zu erlangen. Auf einer hübschen 3D-Kugel befinden sich 175 Regionen, die mit unterschiedlichen Ressourcen und Boni bestückt wurden. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad variiert die Spieltiefe und die dafür eingesetzten Parameter. Auf 'Einfach' müsst Ihr Euch zum Beispiel nicht mit Treibstoff auseinandersetzen. Im Gegenzug wird die Erschließung von Öl-Quellen auf höheren Stufen zum absoluten Pflichtprogramm, um Eure Bomberstaffeln und Panzer-Verbände mobil zu halten.
Gleich zu Beginn müsst Ihr Euch für einen der Führer entscheiden und bekommt mit seinem Land auch spezielle Vor- und Nachteile ans Bein gebunden. Bei den spielbaren Nationen hat sich Enigma Software Productions auf die 'wichtigen' Nationen beschränkt. 'Unbedeutende' Länder wie Norwegen, Finnland oder Kenia können nur erobert werden. Auch in der Diplomatie sind die Zwergenstaaten nur Staffage. Trotz seines enormen Umfangs möchte War Leaders damit nicht Hardcore-Simulationen Konkurrenz machen, sondern den Spielspaß stets im Auge behalten. Angesichts des Kriegsverlaufs erscheint die beschränkte Auswahl mit der Sowjetunion, den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan und Italien sinnvoll. Andere Länder spielten einfach eine zu kleine Rolle, um in der vereinfachten Welt von War Leaders einen Platz zu finden.
Das Diplomatie-Menü wurde recht erfolgreich von Civilization 4 entliehen, was hier ausnahmsweise ein Kompliment ist. Die verschiedenen Möglichkeiten der Bündnispolitik funktionieren hervorragend und die Gegner können geschickt gegeneinander ausgespielt werden. Persönliche Vorlieben bzw. die historische Genauigkeit kann vor jeder Kampagne reguliert werden. Auf der untersten Stufe sind die Länder zu Beginn alle neutral, in der realistischsten Einstellung gibt es schon bestehende Bündnisse, die im Laufe des Spiels aber noch korrigiert werden können. Je nachdem wie Ihr auf dem Parkett der Weltpolitik agiert, könnt Ihr Euch so als Deutschland auf einmal mit den USA in einem Bündnis befinden oder aber Japan den Garaus machen.
Mit dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 startet die Kampagne und Ihr könnt Euer Land fit für den Krieg machen. Mit den ersten Einheiten können schon mal 'schwache' Länder wie die Schweiz in einem Handstreich genommen werden. Gleichzeitig solltet Ihr im Heimatland die Kriegsmachinerie und die Forschung in Gang bringen. Oft entscheidet nämlich bei den Schlachten nicht allein die Größe der Armee, sondern auch ihr technologischer Stand. Dickere Panzer, Radaranlagen, moderne Strahlflugzeuge und sogar die Atombombe warten auf ihre Entdeckung.