Warhammer 40K: Dawn of War II - Chaos Rising

Der Seuchenchampion fungiert dagegen als Abkömmling von Nurgle als Tank. Neben seinem enormen Lebensenergiepolster macht ihn vor allem seine Vielseitigkeit so gefährlich. Er kann nicht nur Verteidigungstürme aufbauen und Fahrzeuge reparieren, sondern mit einem Seuchenschwert auch tote Gegner als Zombies zum Leben erwecken oder mit einem Seuchenwerfer gleich mehrere Standard-Infanterieeinheiten gleichzeitig auslöschen. Zusätzlich stellt er euch den Schrein des Nurgle zur Verfügung, der befreundete Einheiten heilt und, wenn er angebetet wird, die Einheiten auch mit Nachschub versorgen kann.

Als dritter Held dient der Chaos-Zauberer, der als Tzeentch-Anhänger vor allem auf psionische Kräfte setzt. Wie die Seherin ist er eher als Support-Einheit gedacht, brutzelt mit seinen Sprüchen gleich mehrere Feinde auf einmal, übt Gedankenkontrolle aus oder teleportiert eure gesamte Armee von einer Seite der Karte auf die andere. Die passenden Schreine verschießen Energieblitze und machen, speziell wenn sie angebetet werden, ordentlich Schaden.

Doch auch andere Einheiten wie der Chaos Dreadnought können durch ein spezifisches Upgrade ganz unterschiedlich eingesetzt werden. Widmet ihr ihm das metallische Monster Tzeentch, bekommt er einen dicken Raketenwerfer samt Salven-Fähigkeit verpasst. Als Khorne-Dreadnought verstärkt sich seine Nahkampfkraft und er kann Blutlust auslösen, die ihn blitzschnell zum Gegner trägt, ihn aber eurer Kontrolle entzieht. Unterm Strich scheint das Chaos auf den ersten Blick etwas zu flexibel. Ihr könnt fast zu schnell Fahrzeuge kontern oder Waffenplattformen mit Granatwerfern aushebeln.

Zum Glück haben auch die restlichen Rassen ein paar neue Einheiten und Ausrüstungsgegenstände spendiert bekommen, die diese Stärke kontern. Der Librarian unterstützt die Space Marines zum Beispiel mit mächtigen Psionik-Kräften, gleichzeitig könnt ihr den Predator zu einem Annihilator mit Laserkanonen umfunktionieren und den Terminatoren ebenso durchschlagskräftige Energieklauen verpassen. Die Eldar bekommen mit den Phantomdroiden schwere Infanterie beschert, die Orks einen Wyrdboy mit brachialen Zauberkräften und die Tyranniden zwei knallharte Nahkämpfer, die das Kollektiv noch unberechenbarer machen.

Für ein finales Urteil zum Thema Balancing fehlt natürlich noch die Online-Erfahrung. Gegen den Computer kam es aber schon zu brutalen Gefechten, die auf den ersten Blick recht ausgeglichen wirkten. Wirklich lobenswert ist die Erweiterungspolitik. Besitzer des Originals bekommen mit dem Releasepatch die neuen Einheiten und die zwei Last-Stand-Helden kostenlos geliefert. Nur wer sich mit dem Chaos in die Schlacht stürzen möchte, muss wohl oder übel auf die Erweiterung zurückgreifen. Kein schlechter Deal, schließlich ist Chaos Rising durch den günstigen Preis, die leicht verbesserte Grafik und die gelungene Einzelspieler-Kampagne ein absolutes Schnäppchen.

Auch wenn mir persönlich bei Chaos Rising eine Chaos-Kampagne fehlt, liefert die Erweiterung so viele erstklassige, frische Spielelemente, dass sie zu einem absoluten Pflichtkauf avanciert. Seit Warcraft 3 - The Frozen Throne hatte ich nicht mehr solch einen Spaß mit einem Story-Modus. Ok, das Spiel selbst bewegt sich dadurch noch ein Stück weiter vom klassischen Strategieansatz weg, doch da die Rollenspiel-Taktik-Mischung so reibungslos funktioniert, lasse ich mich gern auf dieses Experiment ein. Die erstklassig designten Missionen, aber auch der perfekt abgestimmte Schwierigkeitsgrad und die neuen Einheiten sind absolute Spitzenklasse.

Online steht die Härteprobe noch aus. Dawn of War II ist bis heute nicht perfekt ausbalanciert und gerade zu Beginn wird es bestimmt noch ein paar Unstimmigkeiten geben. Da Relic diesmal aber deutlich fleißiger patcht, wird die Freude über die neuen Einheiten und die Chaos-Fraktion überwiegen. Leider gibt es für den Last-Stand-Modus keine neue Karte und der einzige neue Modus, die Free-For-All-Variante, kann nicht wirklich überzeugen. Das Duell mit The Frozen Throne verliert Chaos Rising deswegen knapp und landet aber noch vor Dark Crusade in meiner internen Bestenliste auf einem sehr guten zweiten Platz.