WET
Von wegen schlüpfrig
Ihr kleinen Saubären müsst bei WET bestimmt an die Dame aus dem Sexy Empire denken, die wohl mit den unattraktivsten Plastik-Möpsen der Spielegeschichte ausgestattet war. Rubi, die coole Heldin aus diesem WET, hat mit Lula aber so wenig zu tun wie Spaßvogel Kratos mit einem guten Griechen-Witz. Viel eher ähnelt die Dame unserer Lieblingshöhlenforscherin Lara, nur dass ihr die aufgeblähten sekundären Geschlechtsmerkmale und der alberne Pferdeschwanz fehlen. Stattdessen machen coole, enge Lederklamotten, eine echte Machoattitüde, eine dicke Portion Kaltschnäuzigkeit und ein natürlicher Sexappeal die Dame auf Anhieb sympathisch.
WET steht diesmal also für keine ekligen Schlüpfrigkeiten, sondern für Wetworks, dem dunklen Bereich der Söldner, Diebe und Agenten. Oft stehen dahinter so genannte Cleaner, wie Rubi, die immer dann gerufen werden, wenn es blutig wird oder irgend etwas ohne Rücksicht auf Verluste besorgt werden muss. Es wird gelogen, betrogen und getötet. Ein wirklich schmutziges Geschäft.
Kein Wunder also, dass Rubi neben ihrem Waffenfetisch auch eine starke Trinkerin ist. Ein Laster, dem sie während des kompletten Spiels frönt. Habt Ihr mal wieder zu wenig Lebensenergie, schnappt Ihr Euch herumstehende Whiskey-Flaschen und gönnt Euch erst einmal einen kräftigen Schluck. Eine schöne, politisch unkorrekte Provokation. Und volle Absicht. Der Action-Titel arbeitet ganz bewusst mit dieser überzogenen Darstellung und nimmt sich beim Gameplay Tarantino, John Woo und natürlich Max Payne zum Vorbild. Ihr springt, schnetzelt, ballert und sauft Euch in Zeitlupe durch ein Spiel, das Spaß und Style klar in den Vordergrund stellt.
Rubis Werkzeuge sind zwei durchschlagkräftige Pistolen, die auf magische Weise mit unendlicher Munition ausgestattet sind, ein riesiges Katana-Schwert, mit dem Ihr die Bösewichter in handliche Einzelteile zerlegen könnt, sowie ihre akrobatischen Fähigkeiten. Gleich im Tutorial, das Euch mitten in einen Banden-Deal wirft, lernt Ihr mit diesen Utensilien umzugehen. Euer Auftrag: Einen mysteriösen Koffer beschaffen, der in der ersten Szene für Tote sorgt.
Jeder Hechtsprung, Wallrun und Knierutscher löst die Zeitlupe aus – die unendlich zur Verfügung steht! Anfangs nur mit einer Waffe ausgestattet, könnt Ihr später zwei Ziele gleichzeitig bekämpfen - eins manuell, eins automatisch -, Eure Haltung im Flug ändern und den Angriff mit einem Schwerstreich beenden. Leider konnten wir nicht selbst Hand anlegen, Lead Game Designer Ash produzierte aber beeindruckende Bewegungsabläufe und verknüpfte die einzelnen Angriffe zu ausufernden Serien, die den Kombo-Punktstand zum Glühen brachten.
Erstes Szenario: Chinatown. Viel Gold, Rot und Brokat. Erinnert auf den ersten Blick stark an Stranglehold. Eine kurze Zwischensequenz, um die Geschichte einzuleiten, schon beginnt die Action.
Gelenkt von Ash, springt Rubi an die hübsch tapezierte Seiden-Wand, läuft ballernd ein paar Meter, springt dann auf einen wunderschönen Mahagoni-Tisch, rutscht auf den Knien auf die Gegner zu und jagt ihnen als Finisher das Schwert in die Eingeweide. Blut fließt in Maßen, dafür verlieren die Gegner immer mal wieder ein Bein, ein Arm oder einen Kopf.
Die ständige Bullet-Time wird zwar einigen Spielern nach einer gewissen Zeit auf den Senkel gehen, trotzdem entstehen so packende Szenen, die über das langweilige Gegnervolk des ersten Levels hinwegtrösten. Dazu Ash: „Da war leider ein Fehler im Code. Statt unterschiedlichen Klamotten und Gesichtern gab es bei der Vorschau-Version nur Klon-Krieger zu sehen.“ Hm, ob wir ihm das glauben? Auf jeden Fall gab es im Gegensatz zu den chinesischen Durchschnitts-Killern im Start-Bildschirm jede Menge durchgeknallte Charaktere zu bestaunen, die hoffentlich ihren Weg ins Spiel finden.