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World of WarCraft: Cataclysm

Härter, größer, besser?

Seine Angriffe auf Städte, Regionen und Völker waren so gewaltig, dass teilweise die Erde nachgab und sich unter seinem Feueratem deformierte. Einstmals fruchtbare Täler wurden versengt, Gebirge aufgerissen und Flüsse umgeleitet. Durch das ehemals steppenartige Brachland zieht sich nun eine gewaltige Spur der Verwüstung, während andere, verdörrte Bereiche fruchtbar wurden. Das Ziel dieser gewaltigen Umwälzungen: Das Leveln von 1 bis 60 auch für alte Hasen wieder interessant zu gestalten.

Auf diese Weise fügt sich ein Baustein in den Nächsten. Veränderte Klassen mit frischen Spielmechaniken, eine neue Umgebung samt Grafik-Update und vor allem eine Komplettüberholung der Quests mit der Phasing-Technologie aus Wrath of the Lich King, deutlich lineareren Quest-Reihen, Sprachausgabe und stimmungsvollen Zwischensequenzen renovieren die alten Gebiete so vollständig, dass die Erschaffung eines neuen Charakters zum Pflichtprogramm wird. Und das Beste: Für all diese Änderungen braucht man nicht eine Erweiterung. Bis Level 60, ohne Dranei und Bluelfen und ohne den Todesritter, kann man mit einem Zehn-Tage-Testaccount all diese Neuerungen erleben. Ein wirklich einmaliger Schritt.

Wer sich aber Cataclysm zulegt, kann diese Umwälzungen gleich mit zwei neuen Rassen erleben. Die Goblins und die Worgen. Beide gesegnet mit wirklich erstklassigen Startgebieten, die mit ihren abwechslungsreichen Quests, interessanten Wendungen und gut erzählten Geschichten die alten Völker fast schlecht aussehen lassen. Während man sich dort recht uninspiriert durch Hügel und Höhlen farmt, kämpft man mit den Wolfsmenschen in Gilneas gegen die Armee der Verlassenen und erlebt mit den Goblins in Kezan eine abgedrehte Grand-Theft-Auto-Parodie. Das ist großes Kino, packend, aufwühlend und auch nach sechs Jahren World of WarCraft etwas ganz Besonderes.

Doch diese enormen Verbesserungen haben auch Nachteile. Nicht nur questmäßig sind die Unterschiede enorm, auch bei Animationen, Modellen und Texturen sind Orks, Menschen, Zwerge und Tauren meilenweit von den neuen Rassen entfernt. Das fällt in überzüchteter High-End-Ausrüstung kaum auf, doch wer jetzt einen neuen Troll anfängt, wird sich der Hässlichkeit noch mehr bewusst. Die überholten Items sorgen zwar am Ende für eine schnelle Besserung der Situation, trotzdem wirkt das Spiel an dieser Stelle nicht mehr wie aus einem Guss.

World of WarCraft: Cataclysm - Goblin-Einstieg

Selbst bei den Spielmechaniken driften die einzelnen Gebiete immer weiter auseinander. Denn auch die 5er-Instanzen und Schlachtzüge der alten Welt wurden generalüberholt. Nervige Vorbereitungsquests wurden abgeschafft, die entsprechenden Auftragsgeber warten nun direkt in der Instanz. Außerdem wurden die Bosse angepasst und mit mehr Fähigkeiten versorgt. Die Auseinandersetzungen in den Todesminen und Burg Schattenfang sind nun viel herausfordernder. Der Unterschied zu einem kaum veränderten Flammenschlund fällt damit extrem ins Auge. Besonders dramatisch erkennt man die Unterschiede aber in Burning Crusade. Die einstmals anspruchsvollen Bosskämpfe wurden durch die neuen Fähigkeiten praktisch ausgehebelt. Die Quests sind extrem langatmig und die Grafik veraltet. Noch mehr wird so die Scherbenwelt eine Durchgangsstation auf dem Weg bis Level 85.

Außerdem kommt es durch die Generalüberholung der alten Welt zu Story-Brüchen. So lebt in Nordend noch der Lich King, während er in den neuen, alten Gebieten schon tot ist. Das ist angesichts der weitverzweigten Struktur fast unumgänglich, trotzdem sollte Blizzard sich früher oder später mal eine Lösung für diese Zeit-Problematik einfallen lassen.

In den letzten fünf Stufen bekommt ihr dagegen wieder die volle Breitseite an Story, Abwechslung und Spannung geliefert. Die fünf Questgebiete sind, wie Westfall oder das Rotkammgebirge, angefüllt mit überraschenden Momenten und ungewöhnlichen Aufträgen. Mal müsst ihr wie beim Klassiker Joust feindliche Vogelreiter von ihren Tieren stoßen, fallende Bären abfangen, euch in das Maul eines Sarlacc-ähnlichen Wesens (Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter) stürzen oder zusammen mit dem Abenteuerer Harrison Jones die Rätsel von Uldum lösen.