Assassin's Creed 2
"Assassin's Creed war nicht dafür gemacht, es in einem Rutsch durchzuspielen"
Montreal ist eine seltsame Stadt. Mitten in der Region Quebec gelegen, blickt sie auf eine lange französische Tradition zurück. Bis 1763 noch Kolonie unter Sonnenkönig Ludwig dem XIV., gibt es noch heute Bestrebungen, sich vom restlichen, englischen Kanada zu trennen. Gerade erst nach einem 10-Stunden-Flug angekommen, lief der müden Redakteurs-Truppe eine Demonstration entgegen. Hunderte junge Leute, begleitet von fünf Streifenpolizisten, skandierten „Unabhängigkeit für Quebec“. Und das über 200 Jahre nach der Eingliederung.
Trotzdem wird schnell klar, warum Ubisoft speziell in Montreal seine größte Software-Schmiede betreibt. Mal ganz abgesehen von der französischen Sprache, die die Arbeit der Franzosen erheblich erleichtert, verströmt die Stadt ein Flair von Kreativität und Lebenslust. Exzellente Restaurants, billige Mietpreise und eine riesige technische Universität legen das menschliche Brennholz für Ubisoft Montreal nach. Eingepfercht in einen gewaltigen, Labyrinth-artigen Gebäudekomplex produzieren über 1200 Game Designer, Programmierer und Graphic Artists Triple-A-Titel am Fließband.
Eine wirklich beeindruckende, gut geölte Maschine zur Herstellung von Mega-Hits, die im letzten Jahr aber etwas ins Stocken geriet. Auch wenn sich Titel wie Assassin's Creed hervorragend verkauften, fiel die Begeisterung in der Spielepresse nicht ganz so aus wie seitens des Publishers erhofft. Spiele wie Far Cry 2, EndWar und Prince of Persia blieben weit hinter der Erwartungen zurück, weil den Titeln das gewisse Etwas fehlte. Meiner Meinung nach zu casual, zu viel unsaubere Kompromisse und nicht immer die richtigen Entscheidungen. Ein Punkt, bei dem mir Assassin's Creed 2-Creative Director Patrice Desilets vehement widerspricht.
Aber lest selbst, warum sie mit dem ersten Teil zufrieden waren, aber trotzdem viele Änderungen vornehmen. Wie es mit den Animus-Sequenzen weitergeht und wie sich die Struktur des Nachfolgers verändert. Weshalb es unbedingt die Renaissance sein musste und ob Ihr auch diesmal als übermächtiger Assassine beginnt, um kurz danach in einen Anfänger verwandelt zu werden. Eine spaßige, aber auch hitzige Diskussion.
Ich habe so etwas schon befürchtet, als das Spiel ausgeliefert wurde. Mir war klar, dass es Kritiker und Spieler polarisiert, da es ein einmaliges Spiel ist. Es war klar, dass es nicht perfekt ist. Aber eigentlich ist doch kein Spiel perfekt, oder? Es war auf jeden Fall nicht dafür gemacht, um es in einem Rutsch durchzuspielen.
Nun müssen Kritiker solche Titel, gerade in der harten Weihnachtszeit, schnell abhacken, was dann wahrscheinlich zu den unzufriedenen Tests führte. Aber man kann nicht jeden zufrieden stellen. Manche Leute mögen auch nicht die Beatles, obwohl sie eine der größten Bands aller Zeiten waren. Und Assassin's Creed hat immerhin über 7 Millionen Units verkauft, also muss der Titel ja irgend etwas Besonderes gehabt haben.
Um ehrlich zu sein, steckt hinter dem Spiel natürlich auch eine Maschine und nicht eine perfekte Welt. Im Gegensatz zu einem linearen Spiel ist der Weg des Spielers oft nicht abzusehen, so können solche Wiederholungen vorkommen.
Außerdem war es unser erstes Open-World-Spiel. Und irgendwann mussten wir es fertig stellen und Entscheidungen treffen. Ja, es gab vielleicht nicht genug Sprüche, um jeden NPC anderes klingen zu lassen, trotzdem hatten wir insgesamt über 14.000 Zeilen im Spiel. Außerdem kommt es auch hier darauf an, wie man spielt. Wer die ganze Zeit kämpft oder immer die gleichen Nebenaufgaben macht, wird auf Wiederholungen treffen. Und es ist wieder eine Frage der Entscheidungen. Um das Spiel zu vollenden, beschlossen wir einige Sätze wiederzuverwenden. Vielleicht die falsche Wahl, aber unumgänglich. Aber das sind alles Probleme, die wir nun beim zweiten Spiel aus dem Weg räumen können.