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Black Mirror 2

„Ich weiß, dass Frauen Krimis mögen“

Adventures sind tot, hieß es noch vor einigen Jahren. Alles Quatsch. Morgen erscheint Black Mirror 2, ein Adventure für den PC. Allerdings kein gewöhnliches Abenteuer. Entwickler Cranberry aus Hannover fischt trotz Grusel-Geschichte inklusive Mord, Totschlag und Akte-X-Mysterien auch im Gewässer für Gelegenheits-Knobler. Dank optionaler Lösungstipps soll keiner mehr wie beim fünf Jahre alten Erstling das Bedürfnis bekommen, das Spiel frustriert an einen dreiköpfigen Affen verfüttern zu wollen.

Ein Ansatz, der garantiert dem einen oder anderen Interessenten entgegenkommt, sofern er nicht als Fallanalytiker beim Bundeskriminalamt arbeitet. Doch taugt das Spiel trotzdem auch für Rätselprofis? Taugt das Spiel überhaupt etwas? Der verantwortliche Produzent Achim Heidelauf stellte sich bei einem Vieraugengespräch im britischen Blackburn kritischen Fragen zum Rätsel-Design, der deutschen Spachausgabe und Gewalt. Urteilt selbst ...

Eurogamer Euer vorheriges Spiel Mata Hari erntete eher durchwachsene Kritiken. Was habt ihr daraus für Black Mirror 2 gelernt?
Achim Heidelauf

Die Teammitglieder konnten sich bei Black Mirror deutlich besser mit dem Thema identifizieren. Bei Mata Hari war das Team außerdem noch anders zusammengesetzt. Die fähigen Leute aus dem Team von Mata Hari konnten sich diesmal stärker ausleben und das produzieren, was ihnen gefällt.

Eurogamer Der erste Teil von Black Mirror gilt als ernst, morbide und humorlos. Bleibt ihr dieser Linie treu?
Achim Heidelauf

Jein. Black Mirror 2 ist zwar in vielen Aspekten der Stimmung des Vorgängers sehr ähnlich, doch der Ansatz im zweiten Teil ist moderner. Das Spiel ist inspiriert von hochwertigen TV-Serien von HBO, wo auch mit den Gefühlen mal etwas gespielt wird und nicht immer nur eine dröge Stimmung vorherrscht. Wenn man zwischendurch schmunzeln oder sich auch erschrecken kann, weil ein paar Sachen ins Extremere gehen – was durchaus im zweiten Teil auch mal der Fall ist – dann ist das gesamte Stimmungsbild auf seine Weise besser.

Achim Heidelauf, Produzent von Black Mirror 2.
Eurogamer Das klingt danach, als ob meine Mutter Teile des Spiels besser nicht zu Gesicht bekommen sollte. Welches ist denn die böseste Stelle des Spiels?
Achim Heidelauf

Die kann ich aus Spoiler-Gründen nicht nennen. Wir zeigen aber auch keine drastischen Gewaltausbrüche, da bleiben wir dem ersten Teil treu. Wir zeigen jedoch mitunter das Resultat. Wir verwenden allerdings auch eine authentische Sprache, in der Schimpfwörter vorkommen – vielleicht wäre das sogar eher etwas, was die Dame abschrecken würde.

Eurogamer Du hast vorhin die Gags im Spiel angesprochen. Als Produzent hattest du ja alle Dialoge im Blick, hast viele sogar selbst verfasst. Kannst du den Lesern spontan einen besonders lustigen vorab zum Besten geben?
Achim Heidelauf

Das kommt natürlich im Spiel mit unseren äußerst professionellen Sprechern besser rüber. Ein Favorit ist natürlich die Härte, mit der Fuller, der Boss der Hauptfigur Darren, mit seinem Angestellten umgeht. Das hat man in der Form noch in keinem Spiel erlebt. Aber um ein Beispiel zu nennen: Eddie ist ein schräger Vorgel, der einen Trödelladen in Neuengland betreibt. Darren schaut sich in dem Laden um und sieht ein paar merkwürdige Rohre herumliegen. Wie es in Adventures so ist, sagt er daraufhin in Gedanken zu sich selbst: „Hmmm, irgendwelche Rohre liegen hier rum. Sieht aus wie Panzerfäuste. Na ja, hoffentlich nicht!“ Und dann entgegnet Eddie aus dem Hintergrund: „Hoffentlich doch!“

Eurogamer Obwohl er es eigentlich gar nicht hören kann …
Achim Heidelauf

Genau. Er kann es nicht hören. Da spielen wir einfach mit ein paar Sachen. Ich glaube, der Effekt ist ganz nett.

Eurogamer In Black Mirror 1 war vieles von den Werken des Schriftstellers Edgar Allan Poe inspiriert. Du hast eben Fernsehserien als Inspirationsquelle erwähnt. Welche sind das?
Achim Heidelauf

Die größte Inspiration für Teil 2 ist natürlich der Vorgänger. Andere Einflüsse sind von meiner Seite zum Beispiel Dexter – fantastische Bücher und eine tolle Serie mit Michael C. Hall, der unter anderem auch aus Six Feet Under bekannt ist. Oder True Blood. Das ist zwar eine Vampirgeschichte, doch die Stimmung schwappt herrlich zwischen lustig und auch mal drastisch hin und her. Das verstärkt die Gefühle, die man als Zuschauer entwickelt. Stephen King ist ganz klar die Hauptinspiration für die Wahl des Ortes Neuengland, der im ersten Viertel unseres Spiels sehr wichtig ist.