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Vater der Videospielkonsole: Ralph Baer

"Es ist besser, die Anerkennung spät als gar nicht zu bekommen."

Bis zu seiner Rente im Jahr 1987 blieb er bei Sanders Associates. Er entwarf die erste Lightgun samt Spiel (Shooting Gallery), schuf den Quasi-Vorgänger von Guitar Hero (Senso) und half zum Beispiel Colecovision den Markt zu erobern. Seitdem arbeitet er zusammen mit Bob Pelovitz von MicroPROS Technology Solutions an weiteren Erfindungen, schreibt Bücher und reist in der Weltgeschichte herum.

Sein wacher Geist lässt ihn nicht ruhen. Er unterstützt Museen, berät weiterhin Spielefirmen und doziert noch immer auf der ganzen Welt. Er ist zwar müde, schweift immer wieder ab, als er uns am nächsten Tag ein Interview gewährt, aber in jedem seiner Sätze schwingt eine Lebenserfahrung mit, die beeindruckt.

Trotz seiner vielen Kämpfe, um Lizenzen, Geld und Anerkennung, ist er weise geworden. Ein ruhiger, bedächtiger Mann, der auf seine alten Tage noch immer durch die Faszination des Spielens angetrieben wird. Sie hält ihn am Leben und treibt ihn weiter voran. Wie beruhigend. Man kann also doch spielend über 80 werden, ohne sich im Nichts der eigenen Bedeutungslosigkeit zu verlieren.

Eurogamer Was ist das für ein Gefühl, so viele Jahre hart zu arbeiten, praktisch die Spielkonsole zu erfinden, und erst jetzt im hohen Alter die Wertschätzung zu erfahren, die man verdient hat?
Ralph Baer

So ist nun mal das Leben. Es ist besser diese Anerkennung spät zu bekommen, als gar nicht. Ich habe ja schließlich auch eine ganze Menge andere Sachen gemacht, als mit Konsolen zu arbeiten. Über die wird heute kaum noch geredet. Nur diese eine kleine Sache in einer langen Karriere bekommt diese Aufmerksamkeit. Dabei habe ich schon davor andere Sachen erfunden, wie zum Beispiel Senso.

Eurogamer Auf welche dieser Erfindungen sind sie besonders stolz?
Der Vater der Videospielkonsole: Ralph H. Baer
Ralph Baer

Es kommt auf die Perspektive an. Es gibt Dinge, die fallen einem leicht, die sind schnell abgeschlossen. Und dann gibt es wieder Sachen, an denen man für Jahre arbeitet und es kommt nichts Vernünftiges dabei heraus. Wenn man es nach dem Erfolg definiert, dann waren es auf jeden Fall Videospiele. Sie hatten den längsten, bleibenden Eindruck. Wenn man danach geht, was wirklich gebraucht wurde, sind es eher komplizierte Dinge, an die sich die Meisten aber kaum mehr erinnern.

Eurogamer Gibt es den weitere Beispiele für Erfindungen?
Ralph Baer

Ich habe neben Senso auch viele andere Handheld-Spiele kreiert. In der Zeit um 1977-1978 kamen eine ganze Menge Analog-Spiele von mir auf den Markt. Ich habe fast 25 Jahre andere Sachen gemacht. Seit damals habe ich aber auch viel mit Videospiel-Hardwareherstellern zusammengearbeitet. Ich habe zum Beispiel Coleco geholfen, in dem Business Fuß zu fassen, Magnavox-Spiele entworfen und vor 3 Jahren habe ich noch an einem Nachfolger der Dance-Dance-Revoultion-Tanzmatte gearbeitet, dessen Lizenz an Logitech ging. Sie haben ein paar Hundertausend Dollar in dieses Projekt hineingesteckt, doch leider hatten sie vergessen, dies mit den oberen Bossen von Konami abzuklären und so verlief das Projekt im Sande. Aber zum Glück hatte ich einen Vertrag und habe mein Geld bekommen.

Eurogamer Was halten sie von Nintendos Wii?
Ralph Baer

Die Wii ist alles, was wir uns jemals erträumt und vor allem den Publishern vorgeschlagen haben. Für uns war das physikalische Interface die Zukunft. 1989-1990 habe ich all diese Sachen schon vorgeführt. Bei Emil Heidkamp, der damals noch der Vorstandvorsitzende von Konami war. Ich zeigte ihm Sachen, bei denen die Konsole wusste, wo man im Raum war. Wie die Bewegung von der Konsole erkannt werden kann. Die Technologie war damals schon da, aber das war alles noch zu teuer und nicht machbar. Nur eine Idee hat er mir geklaut, den Helm mit dem Fadenkreuz, der über Kopfbewegungen gesteuert wurde.