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Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Martin

Kaputte Konsolen, sinnlose Spielmodi, zu normale Japaner und natürlich Sonic

Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Martin

Kinder, wie die Zeit verfliegt. Oder auch nicht. Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre es ein bis drei Lebensalter her, seit ich Enchanted Arms, Kameo und Zombies im Kaufhaus spielte. Oder meine erste PS3 zum Schnäppchenpreis von 400 Euro gebraucht bekam, recht kurz nach dem endlos verschobenen Europastart. Aber der Preis war ok, schließlich gab der nette Händler mir noch das heiß erwartete Factor 5 Spiel dazu, das in 1080p meinen neuen 720p-HD-ready-TV komplett überfordern würde. Was uns zu Punkt 1 dieser Tagesordnung bringt.


Lair

Ich war so heiß auf dieses Spiel. Es sah auf Bildern so episch brachial gut aus. Ich gebe es offen zu, ich war so dermaßen gehyped, dass ich mir sogar für zwei oder drei Stunden einredete, dass nicht dieses Spiel Schrott sei, sondern mit mir was nicht stimmen muss. Aber nein, so hübsch es für seine Zeit auch anzuschauen war, die Sixaxis-Steuerung war insoweit realistisch, als dass man seinem Drachen eher freundliche Schubser gab, die er dann ausführte oder nicht, anstatt videospielüblich echte Kontrolle zu haben. Der Patch später änderte auch nicht mehr so viel, dieses Spiel war nicht für exaktes Manövrieren, sondern für weiträumiges Sightseeing ausgelegt. Hätte den Leveldesignern das auch noch jemand gesagt, wäre vielleicht alles nicht so schlimm gewesen. Zumindest hat es mich zusammen mit einem anderen Spiel weitestgehend von Hypes geheilt. Und dieser andere Kandidat war ...

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Halo 3

Was war ich heiß auf dieses Spiel. Ich mochte die beiden Vorgänger, die Tests waren ja auch überschäumend vor Begeisterung, aber am meisten hatten mich die brillant inszenierten Trailer geflasht. Mir war klar, dass nichts davon wirklich viel mit dem Spiel zu tun haben würde, aber ich hoffte doch, dass zumindest die epische Atmosphäre eingefangen werden würde. Ich gebe ja gerne zu, dass das Ding als Shooter völlig ok war, aber die grausige deutsche Synchro gepaart mit der extrem schwachen Grafik gerade zum Anfang des Spiels - und wenn man zuvor erst Gears sah -, das war nicht der Grandeur, den die Videos versprachen. Das war nur ein Shooter. Kann das Spiel nicht so viel für, meine Erwartungshaltung war schuld. Aber das milderte die herbe Enttäuschung in dem Moment wenig.

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Die Haltbarkeit von Spielkonsolen

Überhaupt die 360 zu der Zeit. Stolze elf Wochen ließ sich Microsoft damals mit der Reparatur Zeit und das Highlight war sicher ein Anruf in Woche 7 oder so: "Naja, es kann noch ein wenig dauern, aber so schlimm ist das ja nicht: Halo 3 kommt ja erst noch." Als würde ich nur euer eigenes blödes Spiel zocken wollen. Als hätte das Ding nicht 400 Euro gekostet. Als wäre ich zu dem Zeitpunkt noch nicht desillusioniert gewesen, was Halo 3 anging. Einen weiteren Monat später endlich kam die Box mit einer zweiten Festplatte als Entschädigung. Na super. Soll ich sie neben die andere legen und kämpfen lassen? Whatever.

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Aber eigentlich war das eh nur die Spitze des Eisbergs, was den Verschleiß der Konsolen in dieser Generation anging. Vorher hatte ich nie, wirklich nie eine Spielkonsole, die kaputtgegangen wäre. Selbst die ersten Generationen der CD-Geräte wie PS1 oder PS2, die erste Xbox oder das Turbo Duo, nie hatte eines von diesen Dingern wirklich von allein den Geist aufgegeben, alleine dadurch, dass es benutzt wurde. Sicher, diese Generation hatte deutlich mehr Power unter dem Plastik, aber rückblickend wird einem auch schnell klar, dass man im Detail viel Mist designte und vielerorts aus Kostengründen sparte, um zumindest nicht zu viele Verluste mit jeder Einheit zu machen. Aber das hat sich bemerkbar gemacht wie in keiner Generation davor.

Die jetzige Xbox ist die Vierte, die aktuelle PS3 ist eines der neuesten Slim-Modelle, nachdem sich zuvor erst das ganz alte Riesenschlachtschiff verabschiedete und danach das erste Slim-Modell. Das sind sechs tote Konsolen insgesamt, sechs Stück, die brav im Regal standen, von Zeit zu Zeit entstaubt wurden und nur Spiele abspielten. Das dank meiner Profession sicher öfter, als es im Durchschnitt der Fall ist, aber trotzdem. Sechs tote Konsolen, das sind unendlich mal mehr als in den 20 Jahren davor. Eine echte Enttäuschung. Bis auf eine Konsole dieser Generation natürlich, die ging nie kaputt:


Nintendo Wii

Es sind nicht die Spiele auf der Wii, die mich enttäuschten. Nicht dass ich so wahnsinnig viele spielte, aber einen großen Teil des Core-Angebots müsste ich zumindest gesehen haben und viele davon waren wirklich schöne Sachen. Manche offensichtliche Hits, wie die Marios oder Zeldas, andere Geheimtipps, Calling oder Cursed Mountain fallen mir da ein. Ich hatte Spaß mit vielen von ihnen.

Aber ich hatte immer den Eindruck, dass ich mehr Spaß haben könnte, wenn sie nur auf einer besseren Konsole erschienen wären. Einer, deren grafischer Ausgang zumindest mit dem 30-Euro-DVD-Player mithalten kann. Aber 480p? Sorry, nicht mal damals. Dafür habe ich nicht so viel Geld für einen HD-Fernseher ausgegeben. Der erste Start war schon eine Ernüchterung angesichts des verwaschenen Bildes und es färbte auf jede der Spielerfahrungen ab. Ich weiß, das Spielerlebnis zählt und Grafik ist überbewertet und sonst was, aber trotzdem. Eine ganze Nintendo-Generation zu wünschen, dass diese schönen Spiele auf einer schöneren Konsole laufen würden, war eine bis zum Erscheinen der Wii U anhaltende Enttäuschung.

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Der Online-Modus der Wii war im Gegensatz zu den deutlich weiter und durchdachter - wenn auch sicher nicht abschließend - entwickelten Versionen von Microsoft und Sony auch ein Relikt. Kein richtiger Account, über den Einkäufe jederzeit verfügbar wären, dazu die seltsamen und umständlichen Freundescodes und eine eher gerade so funktionale, statt angenehme Benutzerführung. Spaß hat online auf der Wii nie gemacht.


Sonic the Hedgehog

Wenn ich der Wii aber eine Sache nicht vorhalten kann, dann ist es die Qualität der Sonic-Spiele. Es wurde selbst mit dem Schwarzen Ritter oder Unleashed noch Mittelmaß erreicht, Colours und die Geheimen Ringe waren sogar richtig gut. Aber was sich der Igel in HD leistete und das gleich zum Start der Generation, das ist legendär. Ich müsste tief in mich gehen ob dieses Machwerk für PS3 und 360 oder das grottige Free Riders für Kinect den Titel als grausigstes Sonic-Spiel abholen darf. Es ist ein knappes Rennen. Die Enttäuschung - gepaart mit schierem Entsetzen - geht aber ganz sicher an The Hedgehog.

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Unspielbar wäre ja noch nett gesagt, wenn es etwas wie Anti-Spielbarkeit geben sollte, dann wäre diese Disc der erste Ort, an dem man danach suchen würde. Dazu kommen die albtraumhaften Szenen, in denen suggeriert wird, dass Sonics Freundin menschlich sei. Ich bin sicher, es gibt da draußen ein paar Furries, die genau darauf abgehen, meinen Segen haben sie. Aber ich muss das nicht auf meinen Samstag in einem frei erhältlichen Spiel erleben. Enttäuschung trifft es hier also nur bedingt, schieres Entsetzen passt weit besser.


Alpha Protocol

Ganz so weit würde ich bei dem Spiel nicht gehen, dem mit Abstand schlechtesten, das je aus dem nicht ganz einfachen, aber sonst von mir hochgeschätzten Hause Obsidian kam. Es startete eigentlich alles bestens. Die Story ging sich ganz ordentlich an, es sprach alles dafür, dass dies ein vielleicht etwas übertriebenes, aber unterhaltsames Agenten-Spielchen mit relativ viel Realismus und spannenden Entscheidungen werden würde. Jack Bauer trifft auf Bond, irgendwas in der Richtung.

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Dann lief es erst langsam, aber immer schneller werdend aus dem Ruder. Ein deutlicher Hinweis was die sibirische Minigun-Braut im viel zu knappen Cosplay-Outfit komplett mit Highheel-Boots. Das war schon befremdlich. Und auch dringend nötig, denn hätte mir das Spiel ganz ohne eine solche Vorwarnung den nicht so viel später folgenden Bosskampf vorgesetzt, hätte ich wahrscheinlich immer noch geistiges Schleudertrauma.

Der russische Hipster-Messerstecher, der wie ein Affe auf Koks durch eine Disco hüpft, dank seiner endlosen Lebensleiste ein Magazin nach dem anderen frisst und die ganze Zeit über Def Leppards 80s-Glorie durch den Raum donnern lässt, das war einfach zu viel auf einmal. Dass mein Charakter eher auf Stealth ausgelegt war, interessierte die Entwickler und ihr Design an diesem Punkt schon lange nicht mehr. Der Kampf an sich war so schon die Hölle, aber die Enttäuschung, dass dieses so viel versprechend gestartete Spiel endgültig Abschied von allem nahm, was auch nur vage die Prämisse des "realeren" Agenten-Thrillers erfüllen könnte, war weit größer.


Dragon Age 2

Ganz so schlimm war es dann um den Nachfolger zum vielleicht besten Rollenspiel der Generation nicht bestellt. Hier war es Dragon Age: Origins, das dieses an sich nicht mal so schlimme Spiel ganz schön traurig aussehen ließ. Dort merkte man die Tausenden Seiten Script, die in die Figuren, die Welt und die Handlung flossen, um sie mit Leben zu füllen. In Dragon Age 2 gab es nur einen Bruchteil der Tiefe, dafür Dungeons, die man ein Dutzend Mal mit unterschiedlichen Zielen ablief, eine zerfledderte Handlung, eine komplett statische Umgebung und das, obwohl angeblich ein Jahrzehnt im Spiel vergeht.

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Es wirkte von vorne bis hinten so wie das, was es wahrscheinlich war: Ein hastig zusammengeworfener Schnellschuss, der unter großem Druck entstand und statt mit inhaltlicher Komplexität lieber auf verbesserte - aber immer noch unterdurchschnittliche - Grafik plus ein dynamischeres Kampfsystem setzte. "Kämpfe wie Spartaner, denke wie ein General". Schön und gut, aber das ersetzt nicht all das, was den Vorgänger auszeichnete. Eine Enttäuschung auf relativ hohem Niveau.


Sinnlose Spielmodi

Es gibt Spiele, die leben von ihrem Multiplayer und es gibt welche, da ist der Einzelspieler-Modus die ganze Essenz. Für Letzteres wären die Uncharted-Reihe, Assassins Creed oder das letzte Tomb Raider ein gutes Beispiel. Ich denke, dass niemand in den Laden gehen würde, die Packung greifen und wieder zurücklegen würde, weil auf der Rückseite nicht "mit Multiplayer-Modus" draufsteht. Im Gegenzug, auch ein Battlefield 4 würde sich wahrscheinlich nur marginal schlechter verkaufen, wenn die traurige Ausrede einer Kampagne nicht dabei wäre. Hier wäre dann der Single-Player der sinnlose Modus. An sich ist es ja erstmal nicht schlimm, dass diese "sekundären" Spielmodi da sind. Manchmal sind sie ja auch gar nicht schlecht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein paar Euro kostet, diese Dinge zu entwerfen, zu programmieren, zu testen und so weiter. Viel, viel Geld in manchen Fällen. Geld, das in die Verbesserung der eigentlichen Spielerfahrung hätte gehen können.

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Ist ein Modus so integriert wie zum Beispiel bei Dark Souls, will ich gar nichts sagen. Aber im Laufe der Konsolengeneration schien es immer mehr Usus geworden zu sein, dass ein Mehrspieler-Modus angetackert wird, wo eigentlich keiner hingehört. Es fehlt meist die Verknüpfung zu seinem viel beliebteren Gegenpart und so dümpelt er oft schon nach kurzer Zeit mit leeren Servern vor sich hin. Wenn es kein wirklich gutes Konzept für einen Modus gibt, sei es Koop, Kampagne oder Mehrspieler muss er nicht entwickelt werden. Sonst endet er nämlich lediglich als Enttäuschung.


Wo ist der komplette japanische Wahnsinn?

Jede Generation bisher hatte eine Tonne von ganz, ganz seltsamen Zeugs aus Japan zu bieten. Dinge, die wir kulturell niemals auf die Reihe bekommen würden. Dinge, die selbst in Japan eher verdächtig beäugt werden. Dinge, die so durchgeknallt waren, dass auch nur der Versuch, zu verstehen, was man gerade auf dem Screen so sieht, einen stechenden Schmerz im Hirn nach sich ziehen würde. Dinge, die unglaublich lustig waren.

Das heißt nicht, dass es nichts gäbe, was die Japaner uns vorenthalten hätten. Jede Menge sehr konservativer Anime-Rollenspiele haben es nicht zu uns geschafft. Eine Reihe guter Shoot'em Ups erfordert eine NTSC-Xbox-360, ein paar Partyspiel-Exoten gibt es noch, aber eben nichts, was so durchgeknallt wäre wie in den Jahrzehnten zuvor. Ich grase brav und regelmäßig Play Asia ab, aber da ist nicht viel, was auch nur annähernd mein Gehirn überlasten würde. Das heißt nicht, dass alles verloren wäre, World Cup 3 Horse Racing wirkt vielversprechend, aber es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Mehr Wahnsinn bitte, Japan, diese Runde war enttäuschend!

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