Die Spiele der Zukunft
"Das Holo-Deck steht vor der Tür"
„Technik ist der große Betrüger. Sie gaukelt uns Erlösungen vor, die sie nie halten kann.“ Das schreibt Matthias Horx in seinem Buch Technolution (Leseprobe). Der gebürtige Düsseldorfer gilt als einer der bekanntesten Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum und befasst sich auch mit Computer- und Videospielen. Eine interessante Frage ist natürlich: Wie entwickelt sich virtuelle Unterhaltung weiter?
Matthias Horx nennt unter dem von ihm geprägten Schlagwort „Floppologie“ große Menschheitsträume, etwa das Flugauto und den humanoiden Roboter, und erklärt in teils verblüffender Art und Weise, warum sich solche Innovationen nie wirklich durchgesetzt haben und wahrscheinlich nie durchsetzen.
Müssen sich leidenschaftliche Spieler nun etwa auch darauf gefasst machen, dass ihre Wünsche nie wahr werden? Dürfen sie nie Grafik in Filmqualität, „perfekte“ künstliche Intelligenz, Riech-Computer oder gar das noch komplett utopische Holodeck erleben? Zukunftsforscher Matthias Horx stand Eurogamer.de Rede und Antwort.
Computerspiele markieren eines der wenigen Areale, in denen das Erlösungs-Versprechen der Technologie gehalten hat. Wenn wir uns anschauen, wie schnell die Entwicklung von den primitiven Pong-Spielen der Siebzigerjahre bis zu den gigantischen Erlebniswelten von World of WarCraft oder Spore fortgeschritten ist, dann kann man noch das große, blaue Staunen bekommen, das uns als Kinder der technikverliebten Sechziger umtrieb.
Dagegen gibt es heute weder Passagier-Überschallflugzeuge noch Mondtourismus. Mir fallen als Vergleich nur noch Navigationssysteme und Apple-Computer ein, wo Technik wundersam das hält, was sie verspricht. Dass sich Millionen von Menschen in einer gigantischen, dreidimensionalen Fantasy-Welt herumtreiben und dabei auf komplexe Weise miteinander agieren, hätte ich mir als junger Hippie in den Siebzigern nie träumen lassen.
Genau das wird der nächste Schritt. Der Körper wird einbezogen. Damit hört endlich die Hockerei vor dem Bildschirm auf, die ja für einen Savannenläufer wie den Homo sapiens sapiens [Anm.d.Red.: heute lebende moderne Mensch] nicht sehr gesund ist. Ich gehe jeden zweiten Tag joggen. Ich könnte das ja vielleicht auch im Wald von Elwyn machen …
Beim Autorennen haben wir natürlich ein Steuerrad. Beim Schwertkampf kämpfen wir mit dem ganzen Körper. Die Wii zeigt ja, wie man das machen kann: Sport und Spiel in neuer Einheit. Diese Dimension fehlt bis jetzt: erschöpft sein, im Gasthaus einkehren.
Das weiß ich nicht, und das interessiert mich auch nicht so sehr. Auf welchen technischen Plattformen die Spiele laufen, ist nicht so interessant wie ihre soziale Grammatik, ihre Narration, ihre komplexe Evolution. Das Technische wird sich ergeben, dafür sorgt das Mooresche Gesetz und die ständige Ausweitung des Spiele-Marktes, der immer mehr Unternehmen erfinderisch werden lässt.