Dragon Age 2
Ernsthaft?
Und was ist mit der holden Liebe und dem schnöden Sex? Gibt es. Ohne Baumwolle, dafür mit einer frischen und sehr züchtigen Kollektion aus dem Hause Ohgrens Secret. Mehr Andeutung als schon zuvor, aber natürlich sind nach wie vor alle Konstellationen erlaubt. Hey, bevor ich wusste, was los war, ging mein Hawke für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften auf die Straße und war ziemlich glücklich.
Manchmal kommt es im Leben anders als man denkt. Die Beziehung im Anschluss spielt jedoch keine so große Rolle mehr. Ob Bettgenosse, guter Freund oder liebster Feind, spielerisch ist das am Ende recht ähnlich. Alle geben euch in Gesprächen gelegentlich eine vierte, meist sehr hilfreiche Option in bestimmten Situationen.
Noch ein Blick auf die Qualität der vielen kleinen Geschichten, die mit diesen Werkzeugen erzählt werden. Was ist ihre Natur? Harmlos, aber gut. Meistens. Mal ein wenig mehr, mal auch weniger. Die eigentlichen Quests beinhalten zwar eine Menge Herumgelaufe in bereits bekannten Orten, aber ihre Geschichten zeugen von den Talenten BioWares. Oder besser gesagt, BioWare an einem etwas lustlosen Tag, der jedoch echtes Talent eben nicht ausmerzen kann. Keine der Geschichten kommt an beispielsweise die großartigen Fade-Quests aus Origins und Awakening an, keine geht besonders tief, aber sie alle finden irgendwo ihren Einfluss, wie klein auch immer er sein mag. Es sind Geschichten, denen man gerne zuhört. Aber nur sehr wenige, an die man sich Wochen später erinnern wird.
Die eigentlichen spielerischen Aspekte eines solchen Rollenspiels beginnen natürlich mit der Charaktererschaffung und als jemand von BioWare letztens sagte, dass man in DA2 nicht viel Zeit verbringen muss, hat mich diese Formulierung schon etwas amüsiert. Man muss es nicht, weil man es nicht kann. Sechs Möglichkeiten, ganz ohne Angabe von Zahlenwerten oder ähnlichem „Ballast", wie dieser Entwickler es dann wahrscheinlich nennen würde, seht ihr vor euch.
Die Wahl heißt Mann oder Frau und Magier, Krieger oder Dieb. Das ist es. Das ist alles. In einem zugegebenermaßen recht elaborierten Editor könnt ihr dann noch das Äußere von Hawke bestimmen und ihm so zumindest visuell eine eigene Note geben. Von Klostertonsur mit Bubi-Gesicht bis wilde Welle und Hakennase geht so ziemlich alles. Jeder sollte hier seinen Hawke zumindest in dessem Gesicht wiedererkennen. Jetzt entscheidet ihr noch, ob ihr einen alten Spielstand importieren wollt oder ihr wählt eine der drei vorgegebenen Möglichkeiten, wie der Vorgänger endete. Diese Drei bilden die am meist verbreiteten Enden aus Origins ab, was den Spielstand nicht ganz so essenziell dastehen lässt. Übertrieben viele Verweise auf Vergangenes finden sich eh nicht in DA2. Mehr kleine Randnotizen für den Fan als echte Auswirkungen.
Nehmt jetzt diese simple Auswahl zusammen mit dem überhasteten Anfang und ihr wisst, warum es für den Spieler schwer ist, zu Hawke zu finden.
Der erste Kampf lässt nicht lange auf sich warten und da ihr noch nicht mal wirklich Zeit habt, einen Blick in das Menü zu werfen, kommt das auch erst hier im Anschluss. Stattdessen denken wir mal wie "ein General und kämpfen wie ein Spartaner". Sorry, aber ich komme über diesen dämlichen Spruch nicht hinweg. Glücklicherweise ist der Kampf selbst deutlich besser als dieser Satz. Zuerst die Konsolen-Version. Actionlastig ist es hier auf jeden Fall. Schon allein deshalb, weil jeder Angriff einen Tastendruck einfordert. Jeder. Einzelne. Schwerthieb. Statt einfach einmal mit seinem Krieger oder Feuerball-Magier einen Oger anzuklicken und ihn machen zu lassen, während man das Spektakel genießt, nutzt sich der A-Knopf ab. Warum? Kann ich nur spekulieren. Ich nehme an, dass man dies für immersiv oder so hielt.
(Das kam in bustäblich letzter Sekunde rein: BioWare hatte wohl im Laufe der Entwicklung Einsehen, dass Buttonmashing nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann und entwickelte einen automatischen Angriff. Einmal angreifen und der Held macht weiter, bis ihr was anderes wollt. So wie es sein sollte. Leider vergaß man das File beim Mastern. Fehler sind menschlich, nehme ich an. Ein Patch wird das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in kürzester Zeit richten und so die Konsolen-Version ein Stückchen näher an die PC-Version schieben. Ein kleines Stückchen. Mehr dazu im BioWare-Forum.)
Der gute Teil an dem neuen System ist die direktere Herangehensweise an Bewegungen und Distanzen. Es ist kein Hack&Slay, da am Ende immer noch Werte für Rüstung, Verteidigung, Ausweichen und Angriffsstärke gemessen werden, aber es fühlt sich ein klein wenig in der Bewegung so an. Die Waffen haben die Reichweite ihrer visuellen Repräsentationen und ein Langschwert, das einen Bogen beschreibt und die drei Gegner in seiner Reichweite erwischt, hat etwas Befriedigendes. Das gilt natürlich auch für das Flammeninferno des Magiers oder die heimtückischen Angriffe eines Diebes. Ich würde übrigens in Rollenspielen geschulten Spielern raten, eine dieser beiden Klassen zu spielen, da die Echtzeitanwendung ihrer Fertigkeiten weit spannender als beim Krieger ausfiel. Alternativ könnt ihr natürlich auch Hawke an die KI übergeben und jederzeit zwischen allen Partymitgliedern hin- und herschalten und so mal alle Rollen spielen oder in brenzligen Situationen gezielt eingreifen. Auch lassen sich alle Figuren zusammen auswählen und auf ein Ziel hetzen.
Das Kreismenü aus dem ersten Teil ist natürlich zurück und bietet neben der spontanen Auswahl von Fertigkeiten, die nicht auf die sechs Slots passten, auch Tränke oder Taktikoptionen an. Wer die Aktionen seiner Mitstreiter lieber nicht dem Zufall überlassen möchte, hat nach wie vor ein Menü, um sehr genau sagen zu können, was jeder wann machen soll. Als einfaches Beispiel: Der Magier soll bei eigener oder Mitstreiter-Lebensenergie unter 50 Prozent heilen und sonst einzelne Gegner mit dem Feuerball attackieren. Stehen mehr als zwei Gegner dicht zusammen, soll er den Feuerregen benutzen. Meist klappt das auch. Ich würde sagen, sie halten sich so zu 90 Prozent an diese Regeln und weitestgehend lässt einen die KI nicht im Stich.