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Jade Raymond über Assassin's Creed

Jade Raymond: 'Es soll nicht irgendein Spiel sein'

Ich bin krank. Und nein, damit meine ich ausnahmsweise nicht meinen Geisteszustand. Meine Nase läuft, ich huste und meine Stimme klingt wie frisch nach einer Kehlkopf-OP. Trotzdem schleppe ich mich in den Zug nach Hamburg, um eine noch sehr junge Legende der Spielebranche zu treffen.

Genau wie die glücklichen Gewinner einer Verlosung, darf ich die Produzentin von Assassin's Creed interviewen, die nicht nur äußerst hübsch, sondern auch ein echter Spielefreak ist. Unterstützt von einigen Lesern – danke Qtaq für die Fragen, ich hab hier dein Poster mit Autogramm – nutze ich die Zeit, um dem „Mythos" Jade Raymond auf die Schliche zu kommen.

Aber nicht nur die junge Dame war die Reise wert, auch zum Spiel hatte sie ein paar interessante Informationen auf Lager. In einer Präsentation offenbarte sie ein paar Details, die mir Creative Direktor Patrice Desilets vor ein paar Wochen noch nicht beantworten wollte. Natürlich habe ich sie direkt darauf angesprochen und auch Antworten erhalten. Doch lest selbst, wie die junge Dame zur Spiele programmieren kam, was es mit der Schlacht von Arsuf auf sich hat und ob ihr der ganze Rummel um ihre Person nicht auf den Keks geht.

Eurogamer Hallo Jade, Patrice Desilets (Anm: Creative Director von Assassin's Creed) meinte in einem Interview, dass dich der ganze Trubel um deine Person nervt. Stimmt das?
Jade Raymond

Naja, ich denke es ist ein wenig seltsam, so viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Es ist ja normal für einen Produzenten über das Spiel zu sprechen, aber das die Leute, nur weil ich ein Mädchen bin, so ausflippen, hat mich auch überrascht. Es ist manchmal anstrengend, aber auf der anderen Seite bekommt das Spiel dadurch die Aufmerksamkeit, die es verdient.

Eurogamer Meinst du nicht, dass du auch eine Art Vorreiterrolle für die gesamte Industrie übernimmst? Schließlich gibt es sonst kaum richtige Stars, die auch außerhalb der Branche bekannt sind.
Jade Raymond

Es wäre schön, wenn ich der Branche helfen könnte, ein anderes Bild zu vermitteln und damit den Job auch für Frauen interessant mache. Auf der anderen Seite habe ich festgestellt, dass sich schon einiges verändert hat. Als ich zum Beispiel auf der Tokyo Game Show oder auch der Game Hotel Veranstaltung in Zürich war, dachte ich erst, dass ich dort nur auf junge Männer treffen würde. Doch zu meiner Überraschung gab es dort eine Menge junger Frauen, die mich direkt zu dem Spiel befragten und wissen wollten, wie ich in die Gaming Industrie eingestiegen bin. Diese Entwicklung finde ich super, denn umso vielfältiger die Leute sind, die in der Branche arbeiten, umso besser können auch die Spiele werden.

Eurogamer Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage. Wie bist du denn nun in die Spieleindustrie gekommen? Warst du schon immer Videospiele-begeistert oder bist du eine Quereinsteigerin?
Jade Raymond

Ich hatte Cousins, mit denen ich sehr viel spielte, als ich noch jung war. Auch mein Onkel, der so circa in meinem Alter war, und auch meine kleinen Schwestern liebten Videospiele. Wir überredeten unsere Eltern gemeinsam einen Computer zu kaufen. Auf dem Apple II begeisterte ich mich für die ersten Textadventures. Danach ging es auf den ersten Konsolensystemen weiter, bis ich die Kampfspiele für mich entdeckte.

Als ich dann eines Sommers mit meinem Onkel abhing, wollte ich ihn unbedingt in Tekken schlagen. Das ging sogar so weit, dass ich am Ende Hornhaut an den Fingern hatte. Da kam mir die Idee, dass ich eigentlich auch selbst Spiele machen könnte. Nach ersten Programmiererfahrungen in der Schule wollte ich dann Programmierer werden, was ich auch ein paar Jahre gemacht habe.