Skip to main content

NIER

„Bayonetta ist in Japan nicht gut angesehen“

Yosuke Saito heißt zwar genauso wie ein japanischer Football-Spieler, ist aber der verantwortliche Produzent des kommenden Action-Rollenspiels NIER. Zuvor hat sich der 40-Jährige um Serien wie Star Ocean, Valkyrie Profile oder Drakengard gekümmert.

Mit Eurogamer sprach der Japaner ungewöhnlich offen über die Stärken und Schwächen seines neuen Werks und verriet nebenbei, dass Bayonetta gar nicht so typisch japanisch ist, wie alle glauben. Aufschlussreich ...

Eurogamer: Was bedeutet NIER?

Yosuke Saito: So heißt der Junge, mit dem man startet. Es war uns nicht ganz klar, ob es sein Ruf- oder Familienname sein soll. Wir haben den Namen dann als vorläufigen Titel für das Projekt verwendet. Als wir zu dem Punkt gekommen sind, den endgültigen Namen für das Spiel festzulegen, hat jemand NIER vorgeschlagen, da es sowohl der Name des Hauptcharakters als auch der ursprüngliche Projektname ist. Der Hintergedanke dabei war, dass dieser Name weltweit, also auch in Amerika funktioniert. Einen konkreten Sinn besitzt er tatsächlich nicht.

Eurogamer: In Japan trägt das Spiel den Untertitel „Gestalt“, ein deutsches Wort. Wissen Sie, was es bedeutet?

Yosuke Saito: Es bedeutet soweit ich weiß so etwas wie Herkunft, etwas, womit alles beginnt.

Yosuke Saito, Produzent von NIER bei Square Enix.

Eurogamer: Eine etwas eigenwillige Interpretation.

Yosuke Saito: Nun, die Untertitel Gestalt und Replicant besitzen keine größere Relevanz im Spiel. In Japan veröffentlichen wir zwei Versionen des Spiels. Die Gestalt-Fassung ist das Spiel, das wir in Europa veröffentlichen. NIER ist hierbei der Vater einer Tochter. In der Replicant-Fassung ist er ein Bruder mit einer jüngeren Schwester. Gestalt entspricht dem Ursprungsgedanken, Replicant ist das Gleiche in Grün quasi, eine Art Kopie.

Eurogamer: Können Sie etwas mehr über die spielerischen und inhaltlichen Unterschiede von Gestalt und Replicant verraten? Soweit bekannt, ist die Schwester des Helden in Replicant ein Zwitter. Halten Sie die westliche Welt nicht reif genug für solche Geschichten oder aus welchem Grund veröffentlichen Sie diese Variante nur in Japan?

Yosuke Saito: Eine komplexe Frage. Um zu beantworten, weshalb wir die Replicant-Version nur in Japan veröffentlichen, muss ich zuerst erklären, wie sich das Konzept entwickelt hat. Zunächst hatten wir uns für einen schlanken Jungen als Hauptcharakter entschieden. In einer Konferenz mit unseren amerikanischen und europäischen Kollegen stellte sich heraus, dass diese Idee für westliche Spieler wohl wenig überzeugend wirkt. Ein schmaler Held wird schwerer akzeptiert, weil er nicht stark genug aussieht, um all die Monster zu besiegen. Das wirkte auf die Kollegen falsch und zu realitätsfern.

Daraufhin änderten wir die Hauptfigur zu einem muskulösen und tödlichen Kerl. Nachdem wir diese Zugeständnisse an westliche Spieler vorgenommen haben, gab es keinen Rückweg mehr zu dem schmalen, zierlichen Jungen. Deshalb veröffentlichen wir die Replicant-Fassung nicht in Europa. Die Geschichte an sich ist allerdings ohnehin fast die selbe. Dadurch, dass NIER in der Replicant-Fassung nicht der Vater, sondern der Bruder ist, ändert sich allerdings ein wenig die Art und Weise, wie er spricht. Als ein Vater spricht er aggressiver, selbstsicherer und stolzer, als ein Bruder zeigt sich eher seine weiche Seite. Auch die Beziehung zu den übrigen Charakteren wie Kaine ist dezent anders. Für einen Außenstehenden sehen die beiden Fassungen wohl nahezu identisch aus, obwohl wir jeweils mit anderen Ansätzen an das Spiel herangegangen sind. Für uns sind sie dennoch sehr verschieden.

Eurogamer: Die Levels sind also identisch, nur die Rahmenhandlung unterscheidet sich ein wenig?

Yosuke Saito: Die Missionen unterscheiden sich nicht. Die Unterschiede liegen alleine in der Person NIER begründet. Die Geschichte entwickelt sich in beiden Varianten genauso, wir mussten nur das Szenario an den anderen Hauptcharakter anpassen.

Eurogamer: In Deutschland existiert eine treue Anhängerschaft von Spielen aus Japan. Einige werden sich den PS3-Titel NIER: Replicant daher sicher importieren.

Yosuke Saito: Wir können dazu zwar niemand ermutigen, aber wenn einige deutsche Spieler das Spiel aus persönlichen Gründen in dieser Fassung spielen möchten, ist das natürlich eine Ehre für uns. Eine Frage von mir als Spieler: Glaubst du, NIER hätte in Deutschland auch mit unserem schmächtigen Held Anklang gefunden?

In diesem artikel

Nier

PS3, Xbox 360

Verwandte Themen