Tales of Monkey Island
"Es wird etwas im Stil der Beleidigungskämpfe geben"
Ja, ein wenig furchteinflößend ist es schon. Aber es ist auch ein wichtiger Umstand, der mir und den anderen dabei hilft, uns immer vor Augen zu führen, was die Serie überhaupt erst so beliebt gemacht hat. Bei Monkey Island gibt es da zum einen den spontanen Humor. Der wird mit großen Story-Elementen, die tatsächlich schon eine gute Spur ernsthafter sind, gemischt. Auf diese Weise entstehen eine Welt, in der man sich gerne aufhält, und zahlreiche Figuren, die ausgesprochen witzig sind, aber alle haben sie trotzdem eine gewisse Tiefe.
Dann muss man bei der Geschichte und auch den Rätseln sehr gewissenhaft vorgehen, um dem Spieler eine interessante, durchaus auch mal dramatische Spielerfahrung und eine angemessene Herausforderung zu bieten, ohne ihn zu frustrieren. Wir wollen Neugier und Einfallsreichtum belohnen und den Spieler nicht verärgern und bestrafen wie es früher viele Adventures gemacht haben. Glaubt mir, gutes Spieldesign ist eine Menge harter Arbeit...
Tja, gerade heute hatte ich wieder so einen Fall. Es gab da ein Puzzle, das sich um Guybrushs Zunge und eine Peperoni drehte. Das hat sich dann aber in der Praxis doch als etwas zu seltsam (und zu verstörend) erwiesen, als dass es für den Spieler wirklich nachvollziehbar gewesen wäre. Deswegen habe ich da heute den roten Knopf gedrückt und es kurz und schmerzhaft entfernt.
Ich? Dialoge schreiben? Oh nein… Selbst wenn das meine Aufgabe wäre, dann wäre es überhaupt nicht nötig. Die Serie ist mit absolut fantastischen Autoren gesegnet. Mein Input in die ganze Sache beschränkt sich maximal darauf, wie ich eine Zeile einspreche.
Soll ein Satz vielleicht eher naiv rüberkommen? Oder doch lieber etwas sarkastischer? Ist Guybrush sich hier der vollständigen Lage bewusst oder ist er wieder einmal völlig ahnungslos? Das sind so die Entscheidungen, die man selbst dann trifft, wenn man dem Charakter – natürlich immer im Einklang mit dem Skript – seine Stimme leiht. Klingt klischeehaft, ist aber so. Es gibt sehr seltene Fälle, in dem ich ein paar freundschaftliche Kämpfe mit dem Synchron-Regisseur ausgetragen habe. Dabei ging es stets darum, wie man eine Zeile am besten interpretiert. Und ich möchte mal behaupten, bei den meisten davon habe ich den Sieg davon getragen.
Naja, die erste Episode von Tales of Monkey Island haben wir nachts auf hoher See mit stürmischem Regen, dramatischen Gefahren, viel Voodoo und einer großen Explosion eröffnet – das ist doch schon mal etwas. Wir haben Guybrush dann in der ersten Episode auch gleich ein wenig tanzen lassen. Aber ihm geht es da genauso wie mir, wir sind beide einfach keine sonderlich begnadeten Tänzer.