Skip to main content

Vom Starcraft-Profi zum Poker-Champ

Dominik 'Korn' Koferts Royal Flush

Deutschland ist nicht erst seit gestern im Poker-Fieber. Aber so richtig salonfähig wurde es wohl erst vor etwas einem halben Jahr, als die Anzahl der TV-Übertragungen sprunghaft anstieg.

Für jemanden, der sich leidenschaftlich mit Computerspielen beschäftigt, stellt sich da natürlich die Frage, ob man in diesem Spiel tatsächlich „gewinnen“ kann. Oder besser gesagt: Kann man seine Gegner mit Skills schlagen?

Einer, der es wissen muss, ist Dominik Kofert. Unter seinem Nickname "Korn" feierte er in Starcraft sehr viele nationale und auch internationale Erfolge. Aber mit Protoss und Zerg beschäftigt er sich heute kaum noch. Nur noch als Hobby. Das attestierte Mathematik-Genie verschrieb sich dem Poker. Und zwar bevor es zum Trend ausgerufen wurde. Zusammen mit Matthias Wahls – nebenbei erwähnt zweimaliger Deutscher Meister im Schach – gründete der heute 27jährige das Unternehmen PokerStrategy. Eine Poker-Schule quasi. Nur Online.

Ein ehemaliger Starcraft-Champion wird Poker-Star? Das war uns ein paar Fragen wert.

Eurogamer: Du warst um die Jahrtausendwende einer der bekanntesten Starcraft-Spieler, hattest sogar einen Auftritt in einem World Cyber Games-TV-Spot im koreanischen Fernsehen. Warum hast Du damals aufgehört?

Dominik Kofert: Ich habe damals schon angefangen zu pokern und hatte dadurch dann immer weniger Zeit fürs Pro Gaming.

Eurogamer: Verfolgst Du die Szene noch bzw. hast Du noch Kontakt?

Dominik Kofert: Klar, hobbymäßig bin ich immer noch im Bilde und natürlich spiele ich auch noch. Nur nicht mehr so häufig und nicht mehr professionell, sondern nur noch als Hobby.

Eurogamer: Und da kommt keine Reue auf, aufgehört zu haben? Schließlich gibt es in Korea mittlerweile E-Spot-TV-Sender und … äh … Groupies.

Dominik Kofert: Wenn Du wüsstest, wie erfolgreiche Pokerspieler auf Frauen wirken… Spaß beiseite. Da ist schon ein großer Unterschied, ob man abends in einer Bar mit einer Dame ins Gespräch kommt und dann sagen kann, man sei Profi-PC-Spieler oder Gründer von Pokerstrategy.cc und man habe gerade mal wieder ein Turnier in Monaco gewonnen. So viel zum Thema Reue. Ach ja, und dann ist da noch die Sache mit dem Bankkonto.

Eurogamer: Als einer der Pioniere, wann wird es denn so weit sein, dass uns die Schlagzeile „Jaaaaa… Wir sind Weltmeister … in Starcraft!“ von der Titelseite der Bild anschreit? Kann das passieren?

Dominik Kofert: In Deutschland wohl eher noch nicht. Leider. Viele Medien haben noch nicht erkannt, dass Video- und Computerspiele primär eine Freizeitaktivität bzw. ein Freizeitsport sein kann. Hier hört man ja immer nur die Horrorstories - immer schön ausgeschmückt, so wie es diverse Politiker mögen.

Eurogamer: Und was war der Grund für den Wechsel vom Pro-Gamer zum Kartenspieler? Das Spiel selbst oder mögliche Gewinne?

Dominik Kofert: Zu allererst die Challenge, denn Pokern ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Echtzeitstrategiespiel. Und ich als Mathematiker habe mir dann halt Strategien überlegt, um den Gegnern überlegen zu sein. Praktischerweise kann ich davon gut leben.

Eurogamer: Deine Webseite PokerStrategy.cc ist sehr erfolgreich. Ich zitiere mal: "Viele Mitglieder der Community haben beachtliche Erfolge vorzuweisen und konnten teilweise schon bis zu 50.000 US-Dollar Gewinn verbuchen. All jene haben diese Spielstärke dem Trainingsprogramm von Pokerstrategy.cc zu verdanken." Das klingt schon sehr überzeugt.

Dominik Kofert: Mag sein, dass es auf den ersten Blick etwas zu selbstbewusst wirkt. Aber unsere Strategien funktionieren. Man kann komplett ohne eigenes Geld mit unseren Anleitungen, Tools und Coachings sehr viel verdienen, denn wir schenken jedem, der sich über unser Quiz qualifiziert, erst einmal 50 US-Dollar. Erst gestern hatte ich Kontakt zu einem Mitglied, ein 19jähriger Pokerspieler und ehemaliger Starcraft-Profi hat mithilfe unserer Strategien innerhalb der ersten zwei April Wochen über 80.000 US-Dollar erspielt. Das verdient man als „Normalsterblicher“ in einem Jahr!

Eurogamer: Ich geb’s zu, ich habe bestimmt schon ein Dutzend Bücher über Blackjack gelesen. Hat alles nicht funktioniert. Falsches Spiel oder bin zu blöd?

Dominik Kofert: Falsches Spiel. Zwar kann man beim Blackjack durch richtige Strategie und Card-Counting besser abschneiden als üblich, aber in den modernen Spielformaten kommt man meist nicht über die 99% Gewinnerwartung hinaus. D. h. für 100 Euro, die ich setze, erhalte ich im Durchschnitt 99 Euro zurück – mache also auf lange Sicht Verlust.

Beim Poker hingegen ist dies anders. Ein guter Spieler hat gegenüber der Konkurrenz an seinem Tisch oft einen Vorteil von 3%. D. h. für 100 Euro, die er setzt, erhält er im Schnitt 103 Euro zurück, macht also Gewinn. Wie ist dies möglich? Der gute Spieler kann in jeder Situation die Stärke seiner Karten relativ zu denen der Gegner gut einschätzen. Er hat zudem ein Gefühl für die Spieldynamik und Strategie. Sprich: Sein Geld wird nur dann gesetzt, wenn er sich im Vorteil sieht.