Warhammer 40K: Dawn of War II - Chaos Rising
"Sie foltern und opfern Menschen nur so zum Spaß."
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, als ich zum ersten Mal die heiligen Hallen von Relic betrat. Vielleicht Space Marines, die durch die Eingangshalle spazieren, Eldarfrauen, die Tee servieren, oder aber das Geschütz eines Homeworld-Schlachtkreuzers, das als Arcade-Automat umfunktioniert wurde. Stattdessen: Ein Standard-Büro in einem schnöden Hochhaus mitten im wunderschönen Vancouver mit viel Glas, Beton und einem schnellen Aufzug. Und auch die Entwickler waren Menschen aus Fleisch und Blut mit großen Ideen und kleinen Fehlern, keine Strategie-Götter mit LOL-Hammer und IMBA-Bubble. Immerhin gab es im Eingangsbereich eine Imperator-Figur und einen Company-of-Heroes-Panzer. Nicht perfekt, aber schon ganz gut.
Noch besser wurde es aber, als wir uns satte fünf Stunden an der neuen Erweiterung vergreifen durften (Vorschau zu Warhammer 40K: Dawn of War 2 - Chaos Rising). Einzelspieler-Kampagne, Multiplayer und Last Stand samt neuer Helden. Noch dazu eine Partie Free For All und schon geht der Traum eines Wahrhammer-Fans in Erfüllung. Wobei: Ich hätte nicht nur gern die nahezu fertige Version mit nach Hause genommen, sondern auch noch eine Runde Space Marine gespielt. Das Third-Person-Action-Spiel entspricht nämlich nicht nur, was die Konzeption angeht, meinen feuchten Fieberträumen (Vorschau zu Warhammer 40K: Space Marine), sondern sieht laut THQ-PR auch noch schweinegut aus.
Ok, der gute Mensch muss das sagen, trotzdem juckte es mich gehörig in den Fingern, aus dem kleinen Konferenzraum auszubrechen, mit einem Plastik-Bolter bewaffnet die versiegelten Bereich zu betreten und ein Hands-On mit Waffengewalt zu erzwingen. Meine gute Erziehung und die Ausicht auf ein paar Wochen Gefängnis in Kanada haben mich zurückgehalten. Schade, so hätte ich vor Ort die verregnete Olympiade mitbekommen.
Aber genug um den heißen Brei herumgeredet. Nach der befriedigenden Anspielsession durfte ich noch den armen Daniel Kading ausquetschen. Dabei ging es um nicht gehaltene Versprechen, große und kleine Fehler und natürlich jede Menge Nerd-Kram. Und damit ihr meine harten Fragen richtig versteht: Ich liebe Relic!
Eine der wichtigsten Neuerungen bei Dawn of War II war die Entwicklung der Charaktere. Der Spieler hat viel Zeit in sie investiert, hat sich Gegenstände erkämpft und sie individuell an seine eigene Spielweise angepasst. Deshalb wollten wir an dieser Stelle ansetzen und das Spiel erweitern. Als wir dann mit der Arbeit von Chaos Rising begannen, war es klar, dass wir diese Form der Weiterentwicklung fortführen. Natürlich haben wir uns vorher überlegt, was wir genau einbauen. Und ich will gar nicht ausschließen, dass es in Zukunft wieder etwas wie Dark Crusade gibt. Aber diesmal war es für uns wichtig, die bestehenden Elemente zu erweitern.
Zum einen sind die Space Marines nun mal die beliebteste Warhammer-40.000-Rasse. Wenn es nach mir geht, gäbe es für jede Fraktion eine eigene Kampagne, aber wir müssen nun mal auf die Fans hören. Zum anderen wollten wir, wie vorhin erwähnt, mit Chaos Rising die Geschichte der Blood Ravens weiterschreiben. Unser Ziel war es dabei, die Spieler noch tiefer in die Rolle der Space Marines hineinzuziehen. Noch mehr Möglichkeiten und unterschiedliche Taktiken anzubieten. Und natürlich hätten viele Lust, mit Chaos zu spielen, aber als alleinige Option sind sie einfach zu böse. Sie sind ja keine normalen Bösewichter, die vielleicht noch das Herz am rechten Fleck haben. Sie streben nur Anarchie, Mord und Totschlag an. Sie foltern und opfern Menschen nur so zum Spaß oder um eigene Ziele zu erreichen. Deshalb denke ich, dass Chaos Rising mit einer Chaos-Kampagne das schlechtere Produkt gewesen wäre.
Naja, erst einmal ist Chaos Rising ja auch als Download verfügbar. Außerdem war für uns The Last Stand ein DLC-Test. Ja, es war kein bezahlter Content, aber schon mal ein Ansatz. Ich muss jedoch zugeben, dass wir den DLC etwas aus den Augen verloren haben. Wir möchten aber weiterhin an dieser Stelle mehr für die Fans bieten. Wir haben aber auch festgestellt, dass es bei Dawn of War II durch die Entwicklung der Charaktere schwierig ist, eine Mini-Kampagne wie bei Tales of Valor zu veröffentlichen. In drei oder vier Missionen bekommt man nicht genug Ausrüstung und Möglichkeiten, sich seinen eigenen Charakter zusammenzustellen.
Ja, so sieht es zumindest bei den Kampagnen aus. Sie würden zwar auch mit anderen Rassen eine Menge Spaß machen, aber sie sind auch eine gewaltige Anstrengung, die man nicht einfach mal so nebenbei macht. Deswegen haben wir uns diesmal wieder für eine klassische Erweiterung entschieden, um sowohl Chaos als Rasse als auch die Korruptions-Mechanik einzubauen. Außerdem konnten wir uns so ganz auf die Space-Marine-Kampagne konzentrieren. Theoretisch könnten wir in der Zukunft solche Mini-Kampagnen machen, momentan gibt es aber noch keine Pläne.